30 Jahre Terry Fox-Lauf in Kanada: Marathon der Hoffnung

von Berthold Baumann

Am 19. September 2010 ist es wieder so weit: Hauptsächlich in Kanada, aber auch in Taiwan, Kolumbien, Mexiko, China, Ungarn, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Belgien, Deutschland und vielen anderen Ländern der Welt starten Zehntausende von Läufern zum 30. Terry Fox-Lauf. Dabei geht es nicht um Bestzeiten, Platzierungen oder Pokale sondern das Sammeln von Spenden für die Krebsforschung. Über 360 Millionen kanadische Dollar sind dafür in diesen 30 Jahren „erlaufen“ worden. Doch wer war dieser Terry Fox, der 1999 bei einer Umfrage von seinen Landsleuten zum größten kanadischen Vorbild gewählt wurde, in Deutschland jedoch kaum bekannt ist.

Terrance Stanley Fox wurde am 28. Juli 1958 in Winnipeg/Manitoba geboren und wuchs in Port Coquitlam/BC auf. Im September 1976 schrieb er sich an der Simon Fraser Universität in Burnaby/BC ein und spielte im dortigen Junior Basketball Team. Mit Schmerzen im rechten Knie suchte er am 9. März 1977 einen Arzt auf. Bei Tests wurde schnell festgestellt, dass er eine seltene Form von Knochenkrebs hatte. Kurz darauf wurde sein rechtes Bein ein ganzes Stück oberhalb des Knies amputiert. In den folgenden 16 Monaten unterzog sich Terry Fox einer Chemotherapie und begann mit einer Prothese zu laufen. Außerdem spielte er Basketball in einem Rollstuhl-Team, den Cable Cars.

Während andere Menschen mit der Diagnose Krebs und einer Amputation resignieren, wuchs in Terry Fox der Wunsch etwas für die Krebsforschung zu tun und die Krankheit stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen. Im Februar 1979 begann er mit dem Training – über 5.000 Kilometer – für seinen „Marathon of Hope“: Er plante täglich die Marathonstrecke von 42,195 Kilometern quer durch Kanada von der Ost- bis an die Westküste zu laufen und dabei Spenden für die Krebsforschung zu sammeln. Sein selbst gestecktes Ziel war, für jeden kanadischen Einwohner – damals rund 24 Millionen – einen Dollar für die Krebsforschung zusammen zu bekommen. Unterstützt wurde er von der kanadischen Krebsgesellschaft.

Eine Prothese hat ihre Vorteile

Am 12. April 1980 tauchte er seine Prothese bei St. Johns in Neufundland in den atlantischen Ozean und startete damit seinen Spendenlauf. Begleitet wurde er im Auto von seinem Freund Doug Alward uns später zusätzlich von seinem jüngeren Bruder Darrel. Das tägliche enge Zusammensein gestaltete sich nicht immer einfach, oftmals kam es zum Krach, doch um das große Ziel zu erreichen, rauften sie sich immer wieder zusammen. Anfangs noch zum größten Teil unter Ausschluss der Öffentlichkeit, sprangen die Medien auf das Thema an und immer mehr Menschen standen an den Straßenrändern, jubelten Terry Fox zu und spendeten Geld. Doch es gab auch Rückschläge, wie schlechtes Wetter, Autofahrer, die ihn von der Straßen drängen wollten oder mit Wunden zwischen dem Beinstumpf und der Prothese. Terry Fox dazu: „Es hat seine Vorteile eine Prothese zu tragen. Ich habe mir das rechte Knie mehrfach gebrochen und es schmerzte kein bisschen.“

In Quebec war sein Anliegen kaum bekannt, vor allem durch die Sprachbarriere, und es störte ihn am meisten, dass deshalb nicht viel Spendengeld zusammen kam. In Ontario bekam er den meisten Zuspruch, lief und sprach oft vor Zehntausenden. Er traf während seines Laufs auch Prominente, wie den bekannten Eishockey-Star Darryl Sittler oder den damaligen kanadischen Premierminister Pierre Trudeau. Am meisten genoss er es jedoch, wenn er die Menschen an der Straße für seine Idee begeistern konnte: „Wenn ihr nur einen Dollar gebt, habt ihr schon geholfen und seit Teil des Marathons der Hoffnung.“ Er lief auch dann noch weiter als die Schmerzen am Beinstumpf immer größer wurden. Doch am 1. September 1980 musste Terry Fox nach 143 Tagen und 5.374 gelaufenen Kilometern kurz vor Thunder Bay/Ontario seinen Lauf beenden, denn die Krebszellen hatten sich bis in seine Lungen verbreitet. Er erklärte: „Ich werde mein Bestes geben. Ich werde kämpfen. Ich verspreche nicht aufzugeben“.

Eigentliches Ziel erreicht

Am Tag darauf telegrafierte Isadore Sharp, Vorstandsvorsitzender der Four Seasons Hotelkette, der Fox-Familie, dass er jedes Jahr einen Spendenlauf für die Krebsforschung im Namen von Terry starten wolle. Dieser unterzog sich in BC erneut einer Chemotherapie. Bei einer Spendengala des Fernsehsenders CTV kamen über zehn Millionen Dollar zusammen und am 1. Februar 1981 erreichte Terry Fox das eigentliche Ziel seines „Marathon of hope“, das nicht die Pazifikküste war sondern für jeden kanadischen Einwohner einen Dollar für die Krebsforschung zu sammeln. Man sollte beim heutigen Marathon-Fieber nicht vergessen, dass Jogger oder Läufer damals noch von vielen als Spinner angesehen wurden.

Nach langer Behandlung verlor Terry Fox am 28. Juni 1981, einen Monat vor seinem 23. Geburtstag, seinen persönlichen Kampf gegen den Krebs und starb. Seine Idee aber lebt weiter und mittlerweile organisiert „The Terry Fox Foundation“ (789 Don Mills Road, Suite 802, Toronto, Ontario, Canada, M3C 1T5, www.terryfoxrun.org) die Läufe auf der ganzen Welt. Einer der Direktoren ist Terrys Bruder, Darrel Fox. Selbst in vielen kleinen kanadischen Dörfern ist der „Terry Fox Run“ ein fester Programmpunkt im jährlichen Terminkalender. Oftmals wurde die Idee dieses Spendenlaufes von kanadischen NATO-Soldaten exportiert und in Deutschland gibt es Terry Fox-Läufe beispielsweise in Wilhelmshaven (zum 20. Mal am 9. September 2010; www.TerryFox-whv.de), Geilenkirchen, Heidelberg und Bad Breisig.

Einzelner inspiriert ganze Nation

In Kanada erhielt Terry Fox sowohl zu Lebzeiten als auch posthum hohe Ehrungen für seine Zivilcourage und seinen selbstlosen Einsatz, beispielsweise den Companion of the order of Canada, den höchsten Orden der Provinz BC (Order of the Dogwood) und wurde in die Canadian Sports Hall of Fame aufgenommen. Im Jahr 1980 wurde er zum Kanadier des Jahres gewählt und das Teilstück des Transcanada Highways, an dem er seinen Lauf abbrechen musste, wurde nach ihm benannt sowie eine knapp drei Meter hohe Bronzestatue von ihm aufgestellt. Von Norden auf dem Yellowhead Highway (16) in BC zum Mount Robson Park fahrend, kann man den 2.639 Meter hohen Mount Terry Fox sehen. Außerdem wurde 1982 eine Briefmarke mit seinem Konterfei heraus gegeben und sein Leben in dem bewegenden „The Terry Fox Story“ verfilmt.

In einer Ansprache in Scarborough/Ontario erklärte er jedoch schon während des Laufs: „Ich laufe nicht um berühmt oder reich zu werden. Der einzig wichtige Grund ist, dass der Krebs besiegt werden kann. Selbst wenn ich den Lauf nicht beenden werde, brauchen wir andere, die weiter machen. Es muss auch ohne mich weiter gehen.“ Mit seinem Marathon der Hoffnung bewies Terry Fox, dass der Traum eines einzelnen Menschen eine ganze Nation inspirieren kann.

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1 Kommentar

Peter Iden 7. April 2010 - 12:07

Hallo, Berthold:
In Deutschland sicher nicht so bekannt wie in Kanada, aber in Norddeutschland ist Terry Fox jedenfalls ein Name, den viele kennen. Seit 1992 findet in Wilhelmshaven der jaehrliche “Terry Fox Lauf” statt. Wir trafen Terry in 1980 bei Sudbury, nahe Espanola, kurz bevor er seinen Lauf aufgeben musste. Seinen Nachfolger, Steve Fonyo, trafen wir persoenlich in Trois-Rivieres in Quebec in 1984. Er lief durch Kanada und England, ist jedoch selbst in Kanada nicht sehr beliebt, weil er immer wieder mit dem Gesetz in Probleme kommt. Soweit ich weiss, ist er augenblicklich im Gefaengnis in Surrey, BC.
http://www.terryfox-whv.de/
http://en.wikipedia.org/wiki/Steve_Fonyo
Beste Gruesse,
Peter Iden.

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