Gute RESTAURANTS in der Provinz von Québec – [TEIL 3]

von Marc Lautenbacher

Restaurant “Laloux”, Montréal

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In Montréal muss man wissen, daß das Viertel „Le Plateau Mont-Royal“ historisch gesehen das Herz der frankophonen Bevölkerung gewesen ist und es heute immer noch ist. Und das „Laloux“ liegt genau zwischen rue St-Denis und dem Boulevard Saint-Laurent, den beiden geschäftigen Hauptachsen im Zentrum der geheimen Hauptstadt Québecs. Es ist eines unserer Lieblingsrestaurants, wenn wir in Montréal sind. Und das aus gutem Grund, denn man fühlt sich beim Eintreten fast wie in Paris oder einem der berühmten Kaffeehäuser in Wien als mitten in Kanada: die Räume haben gut 8 Meter hohe Decken, die Wände cremefarben, die Lampen sind einfache Milchglasballons, das gesamte Mobiliar im klassischen Bistrostil ist schwarz lackiert, die Tische sind weiß eingedeckt, eine gut 6 Meter lange Bar durchschneidet den Gastraum und die Wände zieren schwarz gerahmte Spiegel, die großzügig dimensioniert das Lokal optisch verdoppeln. Das „Laloux“, aktiv seit über 25 Jahren im heiß umkämpften Markt der Millionenmetropole, ist vielen Küchenchefs schon immer eine Karriereleiter gewesen und die heute erst durch die Medien bekannter geworden.

Der aktuelle Küchenchef seit 2014 ist Jonathan Lapierre-Réhayem, ein gebürtiges Montréaler Kindl mit dem Aussehen eines Südfranzosen. Seine Lehrjahre absolvierte er in Japan, China und in einigen Michelin-Restaurants Frankreichs, bevor er 2012 und 2013 bei der „Goldenen Schale“ teilnahm. Als „Goldene Schale“ wird eine wichtiger, kanadischer Wettbewerb genannt, der landesweit Spitzenkräfte in Küche, Wein, Kunst und sportlicher Leistung auszeichnet. Allein die Teilnahme ist schon eine Auszeichnung, muss man sich doch qualifizieren, um zugelassen zu werden.

Frische Farnspitzen, auch "Tête de violons" genannt

Frische Farnspitzen, auch “Tête de violons” genannt

Das Speisenangebot ist eine Mischung aus französischer, internationaler und kanadischer feiner Kochkunst, unter strenger Berücksichtigung lokaler Betriebe, die die „Rohstoffe“ für Jonathans Kreationen liefern, wie beispielsweise als Vorspeise „Soupe de topinambour, esturgeon bio fumé, graines et huile de tournesol de M. Dewavrin“, (Tobinambur-Cremesuppe mit gerauchtem Bio-Stör und Sonnenblumenkernen einer lokalen Bio-Farm) oder „Tartelette au boudin noir, oignons caramélisés, salade de carottes, gel d’airelles et carvi sauvage“ (Törtchen aus Blutwurst mit karamellisierten Zwiebeln und Karottensalat an Preiselbeeren und wildem Kümmel). Dann als Hauptbericht findet man auf der französisch gehaltenen Speisekarte unter anderem: „Flétan du Pacifique, endives braisées, carotte, orange, oseille des bois et beurre noisette aux pacanes fumées“ (Pazifischer Heilbutt an geschmortem Chicorée, Karotten-Orangen-Sauerkleesalat mit Nussbutterflöckchen aus geräucherten Pekannüssen) oder auch einfach Cavatelli-Nudeln im Steinpilzrahm, dazu gekochte Farnspitzen und Louis d’Or, einer Käsesorte aus Québec (Cavatelli, crème aux cèpes d’Amérique, têtes de violon et Louis d’Or). Übrigens habe ich das an der Ostküste Kanadas im Frühjahr wachsende Wildgemüse, die sehr fein schmeckenden Spitzen des Straußenfarn in noch eingerolltem Zustand auch “Indianerspargel” getauft!

Dazu bestellen wir uns immer einen herrlichen Chablis, den ich über meinen Vater zu schätzen gelernt habe. Als Nachtisch kann man sich entweder eine kleine Käseplatte gönnen oder aber auch einen Zitronenkuchen mit Eibisch-Rosmarin, Joghurtschaum mit Grapefruit-Sorbet und rosa Pfeffer, wenn nicht, dann vielleicht Profiteroles-Windbeutel mit Ahorn-Karamel, Vanille-Eis und hausgemachter Haselnuss-Nougatcreme. Dazu empfiehlt der immer aufmerksame Kellner jeweils einen gut dazu passenden Dessertwein, der den Gast zum Abschluss des kulinarischen Erlebnisses bis weit über den siebten Himmel hinaus befördern kann!

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All dies darf man erleben, wenn man durch die Glastüre RECHTS das Haus betritt. Wenn man jedoch LINKS hineingeht, so betritt man den kleinen Bruder des Restaurants, der sich „Le Bar Laloux“ nennt – eine komplett andere Welt: man befindet sich etwa inmitten der 50er Jahre, denn Dekor, Mobiliar und auch die Lampen entstammend dieser Designepoche, die bevorzugt Eichenholz verwendete und die vor allem in Skandinavien ihren Ursprung hatte. Die Beleuchtung wird unterstützt von einem verglasten Lichtschacht, der in der Mitte des Gastraumes durch die Decke geöffnet wurde und den ein kleiner Garten schmückt. Auch hier zeichnet Chef Jonathan Lapierre-Réhayem verantwortlich, wenngleich auch die Preise deutlich unter denen des „Laloux“ liegen. Nun, ob rechts oder links, wir jedenfalls freuen uns schon auf den nächsten Besuch.

Restaurant Laloux
250, avenue des Pins Est
Montréal (Quebec) H2W 1P3 Canada

Telefon: 1-514-287-9127
Öffnungszeiten: Das ganze Jahr über geöffnet von montags bis freitags von 11.45 bis 14.30 Uhr,
sonntags bis donnerstags von 17.30 bis 22.30 Uhr und freitags sowie samstags von 17.30 bis 23.30 Uhr
www.laloux.com

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