Skurriles aus Kanada Nr. 32

von Bernadette Calonego

Anglerleiden in der Tundra

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Mein erster Versuch im Eisfischen führte nicht zur totalen Katastrophe. Aber ich musste ihn frühzeitig abbrechen, um nicht zu erfrieren. Es war im Norden Neufundlands im Januar. Ich saß auf dem Schneemobil eines Einheimischen und fuhr mit ihm eine Stunde lang über die gefrorene und verschneite Tundra. Bis heute habe ich keine Ahnung, wie er seinen Weg durch die gleichförmige weiße Einöde fand. Wegweiser konnte ich nirgendwo entdecken. Dafür nach einer unendlich langen Fahrt im eisigen Wind eine Gruppe von Menschen auf einer Fläche, die sich als kleiner See entpuppte. Alle begrüßten sich fröhlich, Alte, Junge, Kinder. Als ob ihnen die Kälte nichts ausmachte.

Ich war vermummt, aber schon ziemlich durchkältet von der langen Fahrt.

Einer der Männer bohrte Löcher ins Eis, auch für mich eines. Ich hielt eine kurze Fischrute mit einem Angelhaken ins Loch und ließ sie in kurzen Abständen auf und ab zucken. Die anderen Angler beobachteten mich dabei: Ich stand unter Erfolgsdruck. Die Minuten verrannen, und meine Füße wurden immer kälter, obwohl sie in warmen Stiefeln steckten. Ein böser Wind ließ alles erstarren – alles, bis auf die fröhlichen Neufundländer.

 

 

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Es gab nirgendwo eines dieser Minihäuschen für Eisangler, wie ich sie auf Fotos gesehen hatte. Was hätte ich nur für einen solchen Windschutz gegeben! Manche der Angler setzten sich auf ihre Schneemobile, um es bequemer zu haben.

Zu meinem Erstaunen ruckte meine Rute plötzlich -und schwupps, landete ein kleiner, wirklich kleiner Fisch auf dem Eis! Die Umstehenden applaudierten dem glücklichen Neuling (das war ich).  Später fing ich sogar noch einen zweiten Minifisch.  Mission erfüllt, dachte ich. Nichts wie ab in die Wärme.

Weit gefehlt. Für die versammelten Neufundländer hatte das Vergnügen erst begonnen. Sie machten ein Feuer und setzten sich in den Schnee. In alten Pfannen brieten sie die Fische und tranken kaltes Bier (!) dazu. Einigen wurde so warm beim Feuer,  dass sie Stiefel und Socken auszogen. Und die Handschuhe und Schale.

Das war der Augenblick, in dem sich der Neufundländer  meiner erbarmte und mich auf seiner Schneemaschine zurück ins warme Haus brachte – nach einer Stunde Fahrt. Hinterher musste ich mir dutzende Male anhören, wie gut die gebratenen Fische geschmeckt hätten (sie verspeisten auch meine) und wie toll das Gruppenerlebnis gewesen sei. Das glaube ich gern, aber selbst für diesen Genuss hätte ich nicht noch eine einzige Minute länger in der bitteren Kälte ausgeharrt. Wenn ihr mich fragt: Entweder man ist dazu geboren oder nicht.

 

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