Erzählung eines Einwanderers nach Kanada aus den 50er Jahren – Erster Teil

von Heinrich Köpke

Die Einwanderungswelle der Nachkriegszeit, die sich in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelte, brachte viele viele tausende Europäer hierher nach Kanada. Darunter auch viele deutsche, denn gerade Deutschland hatte ja sehr viel Bevölkerungsverschiebung durch den Krieg erfahren müssen, und es waren daher speziell die westdeutschen Länder übermässig mit Flüchtlingen und Vertriebenen belegt, die irgendwie irgendwann wieder eine neue Heimat finden wollten und mussten.

Als ehemaliger Ostflüchtling aus Schlesien gehörte ich auch dazu und sah die Möglichkeit nach Kanada auszuwandern als die richtige Gelegenheit wieder irgendwo festen Fuss fassen zu können. Und somit bekam Kanada einen neuen Einwanderer im Jahre 1956, der schon seit Jahrzehnten die kanadische Staatsbürgerschaft angenommen hat, sogar schon zu einer Zeit, als es noch nicht erlaubt war mehrere Staatsangehörigkeiten zu haben.

In mehr als 50 Jahren hat sich nun in Deutschland und auch in Kanada sehr sehr viel verändert.

In den 50iger Jahren brauchte Kanada viele neue Einwanderer und liess die Welt davon wissen. Einwanderungsbedingungen wurden wesentlich erleichtert und man nahm gern Einanderer an, die nur das Erlernen eines Berufes als auch gute Gesundheit nachweisen brauchten. Es bestanden zu der damaligen Zeit auch genügened Möglichkeiten im Lande hier sofort Fuss fassen zu können, so lange man gewillt war, sich dem Lande und den Gepflogenheiten des Berufslebens anzupassen. Die Kentnisse einer der Landessprachen war natürlich auch damals schon ein gewaltiges Plus und half besonders bei der Arbeitssuche sofort. Viele von uns, also auch ich, kamen auf einem der Einwanderungsschiffe, gingen von Bord gegen Mittag, fanden sich ein Zimmer, legten die Koffer ab, gingen zum Arbeitsamt für eine Arbeitsgenehmigung, gingen danach von Firma zu Firma in ihrem Arbeitsfeld (bei mir das Hotelgewerbe) und fingen am nächsten Morgen an zu arbeiten. So war’s damals. Heute dauert es doch schon ein paar Tage länger und die Bedingungen des kanadischen Staates haben sich auch für die Ausstellung einen Einwanderungsvisas wesentlich verändert. Heute sind Quotas zuständig, heute muss man schon vorher in vielen Fällen ein Arbeitsversprechen haben, heute muss man genügend eigene Mittel nachweisen können, um sich gegebenenfalls finanziell für längere Zeit über Wasser halten zu können und dergleichen.

Dennoch kann ich ohne Einschränkungen behaupten, dass ich sofort wieder hierher auswandern würde, wenn ich wieder 50 Jahre jünger wäre und Deutschland für mich zu eng geworden wäre.

Hier geht es zum zweiten Teil.

Karl Heinrich Köpke

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1 Kommentar

Mark 6. Februar 2010 - 02:50

Hi Heinrich,

mein Vater war auch auf so einem Schiff. Ich bin Canadier in Deutschland. Ist für mich schön zu lesen von Leuten wie dir aus dieser Zeit. Heute ist alles anders mit immigration, bin froh daß ich da nix machen muß wenn ich rüber will.

Schönen Tag noch

Mark

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