Unterwegs im Yukon und BC – Kanada – 2009

von Erwin Steyrer

Der Yukonurlaub beginnt eigentlich schon Ende Mai, Anfang Juni. Doch der Beginn dieser Vorbereitungen geht einher mit einem TÜV im Krankenhaus. Denn sowie beim Auto geht ohne ärztliches Pickerl gar nichts. Hunderte Male geht man die Ausrüstungsliste durch und findet immer wieder einige Dinge, die nicht berücksichtigt wurden. Spätestens dann, wenn man diese Dinge wie z.B. Angelhaken, Messer usw. benutzen will, dann ist man ob seiner eigenen Vergesslichkeit klüger. Aber Gott sei Dank für einige $ bekommt man alles zu kaufen. Das einzige Problem dabei ist, daß du unter Umständen 200 und mehr km vom nächsten Supermarkt entfernt bist. Im Klartext 400 km hin und zurück für Angelhaken oder Moskitospray, quer durch die Wildnis, ein nervenaufreibendes Unterfangen, abgesehen von den Kosten. Aber einem guten Outdoorman/Woman kann das nicht passieren. Nur blöd wenn du die Gewehrmunition oder den Bärenpray vergessen hast, wenn dir der Grizzly schon im Nacken sitzt. Eigentlich gehen Bären dem Menschen aus dem Weg, aber man sollte doch den Respekt und etwaige Vorsichtsmaßnahmen nicht außer acht lassen. Und es ist egal ob Grizzly oder Schwarzer – unsere Aufmerksamkeit verdienen sie allemal.

Am 30.Juni ging es endlich los. Am Frankfurter Flughafen trafen wir Christine, die nichts davon wusste, daß wir wegen ihr umgebucht hatten, um mit ihr gleichzeitig im Yukon verweilen zu können. Nach einem großen Hallo flogen wir mit der Condor direkt nach Whitehorse. Nach neun Std. Flug stiegen wir geschafft aber happy aus dem großen Vogel. Da mir William, der ein guter Freund ist, mir einen Truck auf den Parkplatz des Flughafens in Whitehorse stellte und wir noch einkaufen gingen, konnten wir dann endlich nach Carcross aufbrechen. Nach einer herzlichen Begrüßung waren wir froh endlich ins Bett zu kommen. Am Mitwoch hatte ich schon Anglerglück, denn ein Arctic Grayling (Äsche ) ging mir auf den Haken. Nach einigen Vorbereitungen fuhren wir über den Klondike Highway Richtung Mayo und Keno zu Berthold Baumann, einem bekannten Buchautor. Berthold war leider zu der Zeit unterwegs in den NWTs. Nur die Nacht war etwas ungemütlich da wir zu faul waren, das Zelt aufzubauen und deshalb in der Fahrerkabine im Sitzen übernachteten. Nur unser Dackel protestierte lauthals als er einige Male unsanft geweckt wurde. Beim Frühstückzubereiten bekam ich leichte Zweifel ob der Sicherheit des Gaskochers, da die Leitungen leicht undicht waren. Nach ausgiebigem Frühstück ging es zurück nach Carcross, wobei natürlich ein Stop mit Kaffee und Riesenzimtschnecke in der Braeburn Lodge obligatorisch war.

Es ist immer ein Erlebnis auf der South Canol Richtung Quiet Lake unterwegs zu sein. Vor allem wenn sich dein Hund als Mopedfahrer ohne Helm und Brille betätigt. Er sitzt auf den Hinterkeulen auf dem Frauchen und eine Pfote am Autofenster und den Rüssel hängt er in den Wind. Nach einer geruhsamen Nacht am Quiet Lake wollte ich Williams neues Aluboot ausgibig testen. Leider wurde durch den hohen Wellengang nichts daraus und wir funktionierten den Tag mit Fotografieren entlang der ganzen  South Canol bis zum Campbell Highway aus. Leider musste ich am Abend zurück in Carcross sein da ich am nächsten Tag einen Freund in Wh abholen musste. Aber wie es der Teufel, der im Detail steckt will, hatten wir auf der Tagish Road einen hinteren Reifenplatzer und das um 1 Uhr morgens. Dafür aber schliefen wir uns am nächsten Tag reichlich aus. Wie wir erfuhren, war Christine überaschend aus dem Yukon abgereist. Offenbar kam sie mit den Bedingungen des Outdor Lebens nicht zurecht. Denn Träume und Wirklichkeit liegen oft weit auseinander. Am Montag holte ich Hans Dieter pünktlich am vereinbarten Treffpunkt vor dem Chilkoot Inn in Whitehorse ab. Er hatte eine Kanutour mit seinem Sohn auf dem Teslin und Yukon River von Johnsons Crossing bis Camarks unternommen. Wir fuhren zu William, wo meine Frau ein Cariboo Gulasch für uns gekocht hatte. Mit gutem Essen und einigen Dosen Yukon Gold ließen wir den Tag ausklingen. Hans Dieter mußte nächsten Tag seine Gattin Whitehorse vom Airport abholen. Anschließend ging er auf eine Wohnmobiltour nach BC.

Schon seit einigen Tagen verschob ich den Test mit dem Motorboot und dem 5 PS Motor. Am Emerald Lake stellte es sich heraus, daß der 5er etwas zu schwach für das Aluboot ist und ich den stärkeren 8 PS nehmen mußte. Am Sonntag hatten sich Nicole, Erika und Reimar zum Grillen angesagt. Die Beiden kennen wir schon aus dem Vorjahr und sind inzwischen liebe Freunde geworden. Nach einigen interessanten Gesprächen bei Kaffee klang der Tag aus, aber mit dem Vorsatz, einander noch oft zu treffen und ein Wochenende am Quiet Lake mit Fischen zu verbringen. Es ist eigentlich erstaunlich, was einige Scheiben Toastbrot oder Palatschinken ausmachen, wenn man sie vor der Hütte für die Vögel und Hörnchen deponiert. Die Ersten sind die Meisenhäher, auch Whisky Jacks genannt, gefolgt von den Rothörnchen, die gleich einen halben Palatschinken (dünner Pfannkuchen) eingesackt haben und sich aus dem Staube machten. Aber lustig sind sie allemal.

Am 23.07. waren wir am Airport Whitehorse, um unseren österreichischen Freund Josef abzuholen. Nachdem wir dann ins Quartier gefahren sind, machte ich Josef mit Freund William bekannt. Tags darauf fuhren wir nach Atlin in BC, um bei Buschpilot Chris einen Flug für den 04.08. zum Ever- Lake zu buchen. Anschließend gings zu einem Bekannten von Josef, der in der Nähe von Atlin, in der sogenannten Warm Bay (natürliche kleine Thermalseen – ca. 17° warm) wohnt. Am 25. früh Morgens ging es dann los in Richtung Keno, um Berthold Baumann den Buchautor zu besuchen. Leider war Berthold noch immer in den NWTs unterwegs. Nach einer ruhigen Nacht auf dem Keno Campground ging es weiter Richtung Dempster Highway. Nachdem wir etwas Feuerholz zurechtgeschnitten hatten, fuhren wir weiter in Richtung Arctic Circle. Nach ausgiebigem Abendessen errichteten wir unser Nachtlager an einem Campground. Nach dem Frühstück gings bis nach Eagle Plains und dann zum Polarkreis. Auf dem Weg dorthin konnten wir einer nicht führenden Elchkuh beim Äsen von Wasserpflanzen zusehen. Am Polarkreis lernten wir zwei Mädchen kennen, die dort gerade ihr Nachtlager abbrachen. Auch einen Landsmann aus Zell am See, der im Yukon ein neues leben begonnen hat, lernten wir kennen. Auf dessen Anraten fuhren wir noch bis an die Grenze Yukon – NWT. Und das machte sich erstens durch die interessante Landschaft und durch den Anblick von drei Jungfüchsen, wobei einer davon kohlrabenschwarz mit weißer Luntenspitze war, bezahlt. Nach dem Abendessen entschlossen wir uns, in der Nacht nach Carcross zurück zu fahren. Mit viel Glück konnte ich einen Unfall mit einem Cariboo gerade noch verhindern. Nachdem wir dann in der Früh noch in Camarks getankt hatten und in der Braeburn Lodge unseren traditionellen Zimt- schnecken verspeist hatten, ging der Arktisausflug zu Ende. Nach einem Ruhetag versuchten wir, dass heißt Josef und ich, am Little Atlin zu fischen, wobei der Erfolg katastrophal ausfiel. Den ganzen Tag nur ein Biss war die magere Ausbeute und das lag aber nicht an dem Mangel an Fischen, sondern offenbar an der Hitze, die herrschte; denn große Hechte so mit 5 – 7 Kg geschätztem Gewicht gab es genug. Dafür war wenigstens das Baden im See eine kleine Entschädigung. Dann die Überaschung am Abend, als ein Truck mit einem gelben Kanu bei unserer Hütte vorfuhr, denn darin saß Berthold oder auch Yukonberti genannt. Nach einer Jause und sehr informatieven Gesprächen musste Berthold weiter.

Am Dienstag, den 04.07. hieß es schon um 04:30 Uhr Tagwache, um nach Atlin zu fahren. Dort erwartete uns der Buschpilot Chris, um uns zum Eva Lake, einem Geheimtip für Kanuten, zu fliegen. Pünktlich um 8 hoben wir mit dem Float Plane der Atlin Air ab um nach ca.20 min Flug am Eva Lake zu landen. Chris hob nach dem Ausladen unserer Ausrüstung in Richtung Tesslin ab, um einen älteren Herrren aus Deutschland, der am Eva Lake seit Jahren seinen zweimonatigen Urlaub verbringt, abzuholen. Adolf, wie er heißt, kam nach ca. einer halben Std. am Eva Lake an und machte es sich in einer alten Trapperhütte gemütlich. Nachdem Campaufbau erkundeten wir mit dem Kanu etwas die Gegend und in einer stillen Masch ging mir der erste Northern Pike an den Haken. Anschließend besuchten wir Adolf, der am anderen Ufer sein Lager aufgebaut hatte. Adolf erzählte uns, daß er ein Handy und Führerschein in der Hütte gefunden habe. Der Mann, der kurzfristig hier gewohnt hatte, ließ einen Haufen Hunde- futter und Ausrüstung vom Feinsten zurück. Er ist, nachdem er einen Zettel an der Hüttentür zurück gelassen hatte, seit Sommer 2004 samt seinem Gewehr verschollen. Adolf wird alles der RCMP übergeben. Nach einer unruhigen Nacht waren wir am nächsten Tag guter Dinge. Ein neuerlicher Besuch bei Adolf mit einem Bierchen und einem längeren Schwatz war nicht zu umgehen und auch nicht unangenehm in der Einsamkeit BCs. Am Nachmittag versuchten wir, Äschen zu fangen und begaben uns ein Stück auf den Gladys River. Doch wie so oft hatten wir kein Anglerglück. Die Äschen wollten einfach nicht beißen. Auf dem Rückweg zu unserem Camp, ganz plötzlich, stand ein Mule Deer friedlich äsend am Ufer. Am Abend pirschten wir uns mit dem Kanu in die Masch und siehe da ein Bieber verschwand mit einem lauten Patsch. Wenn sich Bieber gestört fühlen, schlagen sie mit ihrem Schwanz auf die Wasseroberfläche und dann tauchen sie unter. Einige Zeit verfolgten wir ihn, um ihn zu filmen und das Spiel mit dem Patsch wiederholte sich mehrmals. Nach einem gemütlichen Quatschen am Lagerfeuer gingen wir endlich un 1/2 Zwei Uhr zu Bett. Wir hatten es so eingeteilt, daß Sich Josef ums Feuer kümmerte und ich ums Essen. Der nächste Tag begann schon um 1/2 Sieben denn wir wollten unbedingt Seeforellen fangen. Eine hatte ich am Haken, die sich jedoch knapp bevor wir sie sehen konnten, befreite. Verärgert fuhren wir in unsere Masch und siehe da schon wieder ein Hecht und kurz darauf noch einer. Und was für einer mit ca. 5 kg ein Prachtbursche. Nach dem obligatem Baccon und Eggs fuhren wir zu Adolf um ihn zum Hechtessen am Abend einzuladen. Leider waren die Hechte für einen Steckerlfisch zu groß aber es ging auch am Griller. Just zum Abendessen fingen die Wölfe zu heulen an. Am nächsten Tag fuhren wir zum Einlauf des Gladys Rivers, in den Eva Lake doch auch da wollten die Äschen nicht beißen. Eine große Aluzille mit 75 PS Motor lag da für die Jäger, die einen See oberhalb ihr Basiscamp haben um am Eva Lake der die besseren Möglichkeiten zum Fischen bietet. Der vorletzte Tag bot nichts, außer daß wir ihn größtenteils im Zelt verbrachten, da es durch den Wind unmöglich war, mit dem Kanu zu fahren. Nächsten Tags bauten wir nach dem Frühstück das Camp ab und mussten anschließend bis um zwei Uhr auf unseren Schweizer Buschpiloten warten. Nach einem sehr beeindruckenden Rückflug mit dem Float Plane (Wasserflugzeug) genossen wir noch vor der Heimfahrt, Kaffee und Kuchen in Atlin’s Bakery.

Nach einer zweitägigen Rast ging es in Richtung Haines Junktion. Wir wollten uns die Gegend ansehen und schöne Fotos machen. Der Tagesausflug brachte sehr schöne Bilder und gipfelte in einem Aufstieg zu einem Funkumsetzer, um von dort aus eine tolle Fernsicht zu genießen. Am Abend nach einigem Pläneschmieden stand fest: es geht nach Watson Lake um die tausenden Tafeln zu begutachten. Unterwegs, nach überqueren der Teslinbay, lernten wir bei einem Kaffee Stop in einem Pub noch einen Josef kennen, der mit dem Fahrrad von Dawson City bis nach Panama unterwegs ist. Wie es sich herausstellte, kommt er aus NÖ. In Watson angekommen, besuchten wir die Tafeln aus aller Welt. Von dort aus ging es auf den Campgound von Watson. Nach einer angenehmen Nacht waren wir schon wieder unterwegs nach den Laird Hotsprings 200 km von Watson Öake entfernt und wen sahen wir: unseren Radfahrer. Nach einem kurzen Schwatz bewegten wir unsere Trucks in Richtung Laird. Ganz unerwartet stand plötzlich ein Bison neben der Straße und je weiter wir fuhren, wurden es immer mehr. In den Hot Springs angekommen, war Erholung im sehr warmen Thermalwasser, das als kleiner Bach in einen Gumpen von ca.1/2 Meter läuft, angesagt. Am Abend gings zurück auf den Camp Ground von Watson Lake. Früh morgens fuhren wir auf den Campbell Highway 370 km nach Ross River. Nach einer ereignislosen Reise, abgesehen von einer Elchkuh mit Kalb, durch eine sehr schöne Landschaft nordischen Urwalds, kamen wir am Lapi River Campground an und waren froh, die wilde Strecke hinter uns zu haben. Nachdem wir eine kalte Jause genossen hatten, ließen wir den Tag mit einem guten Kaffee ausklingen. Anderntags hatten wir in der Früh Zeit genug, denn die Tanke öffnet in Ross River immer um 9 Uhr während die Fähre über den Pelly schon um 8 Uhr fährt. Von dort aus gings 100 km auf der Nord Canol hinauf Richtung NWTs zum Dragon Lake. Leider wurde nichts aus Campen, da es am Dragon wie aus Kübeln goß und wir uns zur Umkehr gezwungen sahen. Nachdem wir uns dann bis zum Quiet Lake durchgeschlagen hatten und auf die Schnelle einige Kabanossi verspeißt hatten, entschieden wir uns nach Carcross in die trockene Hütte zurückzukehren. Am Weg nach Hause sahen wir noch eine Elchmutter mit Nachwuchs. Nach einer eher schlechten Nacht besuchten wir einen Freund namens Hartmuth, der in der Nähe der Warmbay die sich bei Atlin befindet, wohnt. Hartmuth ist der typische Aussteigertyp. Auf dem Weg dorthin steht eine alte Trapperhütte die mit verschiedenen Flohmarktsachen zum freien Tausch. Das heißt dir gefällt ein Stück und du nimmst es dir und du gibst ein anderes dafür her. Nur ein Problem: die Bude ist nicht mehr ganz dicht. Am Abend war zum Tagesausklang ein Kartenspielchen angesagt.

Schön langsam neigt sich der Urlaub von Josef dem Ende. Doch Freund William hatte noch eine Überaschung parat. Ein Fischzug am Bennet Lake mit seinem Motorboot samt 200 PS. Nach dem Einsetzen des Bootes in Carcross und dem Passieren der Whitepass Brücke ging es einige km mit Volldampf auf den Bennet Lake hinaus. Wie schon des öfteren fing William auch die erste Seeforelle mit so ca 3,50 kg. Nach einer Weile sahen wir am Ufer die Lichter der Whitepass Railroad auf uns zukommen. Ich fragte William, wie weit es noch bis zur legendären Bahnstation Bennet ist und er meinte, nicht weit und das das für das Boot keinerlei Entfernung darstellt. Also fuhren wir nach Bennet schön langsam neben der fahrenden Bahn einher. Anschließend begleiteten wir den Gegenzug, bevor wir uns wieder dem Fischen widmeten. Insgesamt fing William drei prächtige Seeforellen und Josef zwei. Eine der kleineren durfte weiter schwimmen ehe wir wegen dem Einsetzen des Windes und Regens eilig den Rückzug antraten. Wie es einmal so ist, muß mann die Fischerei nehmen, wenn mann zwar drei Fische an der Angel hat und nichts herausbringt. Aber dafür freute ich mich um so mehr, daß Josef als Anfänger den Größten fing. Mit einem vorzüglichen Fischessen klang der vorletzte Urlaubstag von Sepp aus. Nachdem ich einen Baitplatz zum Bärenfilmen angelegt hatte, nahm ich Sepp mit zum abendlichen Ansitz. Nach gut zwei Std. des Wartens tauchte urplötzlich eine Grizzlybärin mit ihrem Nachwuchs auf. Aber so schnell wie sie auftauchte, war sie auch wieder verschwunden. Ich hatte nur einige Sekunden, um sie mehr recht als schlecht auf Film zu bannen. Auch Sepp war so überascht, daß er auch nur einige Sekunden Filmen konnte, nur war er in der besseren Position. Ein Wort zu Baitplätzen (Luderplatz): Bitte unterlasst dieses, da sich damit nur Jäger und Spezialisten auskennen. Es ist höchst gefährlich, wenn man nicht weiß, wie und wann, vor allem wo mann es macht. Am gefährlichsten ist die weitere Beschickung des Baitplatzes, denn du weißt nie, wann ein Bär beim Luder ist oder nicht. Ja und der Bär sollte nicht wissen, dass dieses Futter vom Menschen kommt. Darum bitte unterlasst solche Versuche. Jedenfalls hatte Sepp doch noch einen Bären gesehen. Am nächsten Tag gings bereits via Alaska nach Hause. Auch der erste Nachtfrost ist vorüber und die Moskitos sind teilweise aus dem Leben geschieden. Die Laubbäume verfärben sich innerhalb zwei, drei Tagen; der Indiansummer ist angebrochen. Ja und noch vier Wochen bis zum Ende des Yukontrips. Ich hoffe, dass Freunde wie Hans Dieter und Sepp sowie die Kanupartie, die den Big Salmon paddelte, gut nach Hause gekommen sind.

Täglich beschickte ich den Luderplatz und wenn ich dann am Abend zum Ansitz gehe und ich mich vergewissert habe, daß kein Bär da war, beginnt die geduldige Warterei. Nur unterbrochen durch die Anwesenheit der Whisky Jacks, einer Vogelart, die zur Familie der Krähenvögel, unter die auch die Häher fallen, gehören. Die kanadische Bezeichnung ist Meisenhäher und er ist auch immer dort anzutreffen, wo Menschen campen, um sich einen Anteil zu holen. An Luderplätzen sind sie immer die Ersten. Es ist doch so, daß sich ein Ansitz nur am Abend lohnt, da man am Morgen das Wild nur verscheucht. Vor lauter Whisky Jacks hätte ich fast den Großen Grizzly übersehen, der sich meinem Ansitzplatz näherte. Leider Gottes hatte er mich schon im Wind und drehte schnurstrax um und war verschwunden. Ich hatte keine Chance, ihn zu Filmen geschweige denn ein Foto zu machen. Heute sonntags war Freund William mit seinen Jungs auf dem Bennet Lake fischen, mit dem Erfolg, daß er eine Seeforelle mit ca. 9 kg fing und seine Jungs je einen zu ca. 2,5 kg. Da es heute Abend gegrillten Fisch gibt, entfällt der Ansitz auf Bären, die in der ganzen Umgebung eifrig nach Wurzeln graben; aber auch mein Luder mit großem Appetit annehmen. Vor allem auf Fischreste sind sie ganz wild.

Zum Abschluss stand noch ein Besuch in den Bergen rund um Carcross an. William lud mich ein zu einer Fahrt auf die Höhen des Montana Mountain. Über Stock und Stein ging es stetig bergauf. Quer durch Bäche, die immer wieder die Wege auswaschen, die die ehemaligen Prospektoren anlegten, um in den Bergen nach Erzen zu suchen. In einer wild zerklüfteten, von aufgelassenen Gold und Silberminen durchzogenen Landschaft mit hochalpinem Carakter, umsäumt mit ganzjährig schneebedekten Bergen; das ist der Montana Mountain. Rundherum die aus der Goldrush Zeit bekannten Pässe des White und des Chikoot. Und wenn das noch mit dem Indian Summer gemixt ist, was gibt es da noch schöneres. Und in den Tälern die berühmten Lakes des Lindemann, Bennet, Tagish mit dem Windy Arm und dem Yukon, der dort seinen Ursprung hat und die Golddigger weit in das Land brachte. Als Draufgabe sah ich zum ersten mal in meinem Leben Billy Goats in freier Wildbahn. Diese mit unseren Gemsen verwandte Ziegenart zu erlegen, gilt als eine große Herausforderung für den Jäger. Ebenso das Dall Schaf (Ovis Dali), dass in den selben Gegenden lebt wie die Ziegen. Am vorletzten Tag konnten ich noch einen Schwarzbären filmen, der aber auch relativ weit weg war. Es ist halt immer so, am schwersten ist der Abschied, aber mit der Absicht wieder zurückzukehren in dieses wilde, rauhe Land.

Erwin Steyrer

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