Unterwegs in Nova Scotia, Kanada – Vorbereitungen

von Peter Iden

Reisen ist eine individuelle Sache. Viele Menschen gehen auf eine Reise, ohne sich in irgend einer Hinsicht darauf vorzubereiten. Damit ist nichts verkehrt, wenn man eben nur ausruhen will und das, was man sieht und erlebt, der Chance ueberlaesst. Das nennt sich “Tourismus”.

Anders laeuft es jedoch, wenn man ein wenig ueber Land und Leute lernen will, nicht nur von Ort zu Ort Kilometer frisst, sondern Pausen einlegt, um Land und Leute kennen zu lernen. Das ist unser persoenlicher “Reise-Stil”, den wir in jedem Land, auf jeder Reise verfolgen. Auch in Nova Scotia in 2002. Zugegeben, eine Provinz oder ein Land in nur wenigen Tagen kennen zu lernen ist unmoeglich. Mit einem grossen Teil von Vorarbeit im Internet kann man natuerlich die Landschaften und die Geschichte erforschen, jedoch niemals die Menschen und ihre Mentalitaet kennen lernen. Aber man bekommt einen kurzen Einblick fuer spaetere Besuche.

Daher sind also die Beschreibungen unserer Erlebnisse eben nur unsere Erfahrungen. Jedermann sieht ein Land anders als wir, und was wir sahen und erlebten, bedeutet nichts fuer viele andere Menschen.

Ich hoffe allerdings, dass unsere Erfahrungen in Nova Scotia dazu anregen werden, aehnliche positive und bleibende Erfahrungen zu haben.

Zuerst kommen immer die Recherchen im Internet und die Anfragen fuer gedruckte Informationen, Strassenkarten usw. Die Planung ist praktisch eine Vorfreude auf das, was man zu sehen erwartet, selbst wenn man einige der geplanten Besuche zeitlich nicht verwirklichen kann. Es hilft natuerlich, wenn man jemand kennt, der in der Provinz oder dem Land lebt und hilfreiche Tips geben kann, was sehenswert ist und was nicht. Dabei helfen schon Kontakte wie die Mitglieder der Kanada Mailing Liste oder, in unserem Fall, auch die internationale Fotocommunity.

www.KanadaMailing.de
http://www.fotocommunity.com/
H. Holm photo, Nova Scotia Photo Album

Die Regionen und Routen von Nova Scotia:

Nova Scotia ist in 11 verschiedene touristische Regionen oder Routen geteilt, von denen jede eine landschaftliche oder geschichtliche Bedeutung hat. In der Reihenfolge der von mir beschriebenen Umfahrung der Provinz sind diese Routen wie folgt (nach der Karte “The Complete Map for Doers and Dreamers”). Hiermit eine Uebersicht dieser Regionen und Routen:

http://novascotia.com/deutsch/en/home/default.aspx
http://www.adventurenovascotia.com/regions.php

1 – The Lighthouse Route:

Sie folgt der rauhen Kuestenlinie der “South Shore”. Es ist die Kueste der Piraten, der vergrabenen Schaetze, der Leuchttuerme, der auf den Kais aufgehaeuften Hummernfallen. Hier liegen die historischen alten Ortschaften wie Shelburne, Lockeport, Liverpool und Lunenburg, sowie die “Postkarten-Orte” wie Mahone Bay, Chester, Petite Riviere und Peggy’s Cove. Eingebettet in die felsige Kueste liegen zahlreiche kleine und groessere weisse Straende. Natuerlich gibt es auch anderswo in Nova Scotia zahlreiche “Lighthouses” (48 von diesen liegen sogar direct an oder nahe den Highways der Provinz). Die “Lighthouse Route” erstreckt sich von Yarmouth bis Halifax.

http://www.tourism-information.net/nova-scotia/glooscap-trail.htm

2 – Halifax:

Die Hauptstadt der Provinz ist ein separates Touristen-Gebiet von den 10 anderen Routen.

http://www.tourism-information.net/nova-scotia/halifax-metro.htm

3 – The Marine Drive:

Die Terminologie in Nova Scotia benennt die Lighthouse Route als “South Shore” (Sued-Kueste) und die daran anschliessende als “East Shore” (Ostkueste), etwas verwirrend fuer Aussenseiter, wenn man sie relativ zu ihrer geografischen Lage ansieht. Die Kueste bleibt rauh und felsig entlang der gesamten oestlichen Kueste, waehrend die “Westkueste, dank der hoechsten Gezeiten (Ebbe und Flut) in der Welt, vorwiegend schlammig ist, ohne die herrlichen, felsumrandeten Straende der anderen Seite. Die Touristen-Ziele wie Shelburne, Liverpool, Lunenburg usw. liegen dicht an den Highways, aber wie ueberall in Nova Scotia sind es die Seitenstrassen oder “Loops”, die unerwartete kleine Fischerdoerfer und malerische Ausblicke bringen, viele kaum oder nur selten vom Tourismus beruehrt. Der “Marine Drive” erstreckt sich von Halifax bis zum Canso Causeway, dem Tor zu Cape Breton Island.

http://www.tourism-information.net/nova-scotia/marine-drive.htm

4 – The Marconi Trail:

Benannt nach dem italienischen Erfinder der drahtlosen Telegrafie, Guglielmo Marconi, erstreckt sich diese relativ kurze Route (70 km entlang des Highway 255) von Glace Bay auf Cape Breton Island bis Louisbourg. Die Haupt-Attraktion ist natuerlich – ausser der Landschaft – die Marconi National Historic Site in Glace Bay, von der die erste drahtlose Kommunikation in 1902 nach England uebermittelt wurde.

http://www.tourism-information.net/nova-scotia/marconi-trail.htm
http://www.tourism-information.net/nova-scotia/metro-cape-breton.htm
http://www.pc.gc.ca/eng/lhn-nhs/ns/marconi/natcul.aspx
http://capebretonisland.org/component/option,com_frontpage/Itemid,1/

5 – The Fleur-de-Lis-Trail:

Eine ebenfalls sehr kurze Route um die Isle Madame und St. Peter’s Bay, noch immer der Platz, wo man beinahe 400 Jahre alte Akadische Fischerei-Haefen findet.

http://www.tourism-information.net/nova-scotia/fleur-de-lis.htm

6 – The Bras d’Or Lakes Scenic Drive:

Diese Route umkreist den Bras d’Or Lake auf Cape Breton Island mit seinen zahlreichen kleinen Ortschaften in der huegeligen Landschaft der Cape Breton Insel. Waelder, Farmen, Doerfer, ideal zum Wandern, Radfahren und zur Vogel-Beobachtung, aber nur wenigen anderen touristischen Attraktionen.

http://www.tourism-information.net/nova-scotia/bras-dor-lakes.htm

7 – The Cabot Trail:

Das Juwel von Cape Breton Island, und als eine der schoensten Strassen der Welt angepriesene Route. Die 300 Kilometer lange Strasse umrandet die obere Haelfte der Insel und bietet zahlreiche unvergleichbare Aussichten auf ihre Kuesten, Buchten und Berglandschaften, sowie zahlreiche kleine Fischrei-Haefen und Ortschaften. Die meisten Besucher jedoch verpassen die noch weitaus attraktivere Strecke von North Harbour nach Meat Cove. Diese Strecke braucht viel Zeit, die Aussichten sind absolut unvergleichlich.

http://www.tourism-information.net/nova-scotia/cabot-trail.htm

8 – The Ceilidh Trail:

Diese Strecke laeuft inland von Port Hastings am Canso Causeway bis Margaree an der Westkueste von Cape Breton Island. Es ist “Schottland in Kanada”, mit Ortschaften wie Creignish, Craigmore, Campbell Corners, Glencoe, Strathlorne, Inverness usw. “Ceilidh” ist Gallisch fuer “Besuch”, und fuer Besucher werden in vielen Teilen von Cape Breton Island die Stepp-Taenze und “Fiddle Concerts” von Schottland aufgefuehrt. Der Ceilidh Trail steht jedoch selten auf der Liste von europaeischen Besuchern.

http://www.tourism-information.net/nova-scotia/ceilidh-trail.htm

9 – The Sunrise Trail:

“Sunrise” (Sonnen-Aufgang) ist zwar nicht unbedingt eine Attraktion entlang der nach Norden orientierten Northumberland Coast, aber Sonnen-Aufgaenge sieht man nur, wenn man von hier suedwaerts nach Truro faehrt. Die Straende dieser Kueste profitieren vom warmen Wasser der Bucht zwischen Nova Scotia, Prince Edward Island und Quebec. Fischer und Farmer bevoelkern diese Gegend, und die Schotten sind wiederum vorwiegend. Eine Gegend, die ebenfalls selten von europaeischen und anderen Touristen besucht wird.

http://www.tourism-information.net/nova-scotia/sunrise-trail.htm

10 – The Glooscap Trail:

Unbekannt fuer die meisten Touristen aus Europa und den USA, laeuft diese Route von Amherst, an der Nordgrenze Nova Scotia’s mit New Brunswick, entlang der Chignecto Bay und Cobequid Bay im “Minas Basin” der Bay of Fundy bis nach Wolfville. Die Klippen dieser Gegend sind spektakulaer, die Gezeiten (Ebbe und Flut) die hoechsten der Welt, im Touristen-Jargon “ein Land der Wunder und des Entzueckens”. Ich kann das leider nicht bestaetigen, denn wir sind daran vorbei gefahren. Glooscap (Kloskabe) ist ein mythischer Held der Wabanaki Indianer-Foederation, zu der die Abenaki, die Passamaquoddy und die Mi’Kmac Staemme gehoerten. Er spielt in der Kreations-Geschichte der Wabanaki eine aehnliche Rolle wie die mythischen Helden Nanabozho der Ojibwa und Wisakedjak der Cree.

http://www.tourism-information.net/nova-scotia/glooscap-trail.htm

11 – The Evangeline Trail:

Der “Evngeline Trail” fuehrt durch die vorwiegend akadische Gegend von Nova Scotia von Wolfville bis Yarmouth. Hier flattert die Fahne der Akadier, eigentlich die franzoesische “Blau-Weiss-Rot” mit einem gelben Stern im linken (blauen) Feld, von vielen Haeusern und oeffentlichen Gebaeuden. Die “Evangeline-Legende” gibt dieser Strecke ihren Namen. Sie ist ein Haupt-Bestandteil der Geschichte der Akadier in Nova Scotia, basiert auf einem Gedicht des amerikanischen Poeten Henry Wadsworth Longfellow. In 1847 schrieb er ein Gedicht ueber das Schicksal eines akadischen Maedchens namens Evangeline Bellefontaine, die mit Gabriel Lajeunesse verheiratet war. Die Briten deportierten Tausende Akadier in 1755 aus Nova Scotia. Ehepaare wurden auseinander gerissen, Kinder und andere Verwandte ebenfalls. Von den etwa 23,000 deportierten Akadiern starben mehr als 10,000 auf dem Seeweg nach Lousiana und in andere Laender der Welt. Genaue Ziffern sind je nach Quelle verchieden. Evangeline ist eine fictive (von Longfellow erfundene) Person, aber auch sie und ihr Mann Gabriel wurden auf verschiedenen Schiffen und in verschiedene Laender deportiert. Mehr darueber im 12. Teil dieses Reise-Berichts.

Die Ortsnamen sind vorwiegend franzoesisch, die Kirchen und Schulen katholisch, die Einstellungen zum englischen Teil der Provinz und zum Rest von Kanada oft alles andere als positiv. Ihre Gechichte gibt ihnen natuerlich das Recht dazu.

http://www.tourism-information.net/nova-scotia/evangeline-trail.htm

Der Teil “Unterwegs in Nova Scotia, Kanada – Tag 1” folgt morgen.

Peter Iden
Brampton, Ontario, Kanada

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