Unterwegs in Nova Scotia, Kanada – Tag 9

von Peter Iden

Mittwoch, 12. Juni 2002 – Mount North, Mackenzie Mountain, French Mountain, Cap Rouge, Cheticamp, Glenora, Truro.

Der Regen hat aufgehoert, zwar ist es noch wolkig um 07:00, aber mehr und mehr sonnige Perioden und blauer Himmel. Bei meinem Morgenspaziergang sammele ich am Strand von Markland noch einige huebsche Steine fuer unseren Garten. Er ist eine wahre “Bonanza” fuer schoen abgerundete Steine. Reiher, Moeven und Strandlaeufer fliegen erschreckt auf als ich, leise aber ungebeten, in ihr Revier eindringe.

Ueber die Berge:

Bei Cape North faengt der Cabot Trail an, sich langsam im Inland an den Bergen hochzuklimmen, um sich dann nach 60 Kilometern in zahlreichen grazilen Kurven wieder auf der Golfseite herabzuwinden. Von den mehreren, gut geplanten Stops mit Aussichtspunkten und detaillierten Beschreibungen kann man das gesamte Tal uebersehen und dem tief unten liegenden Rauschen der “Beulach Ban” Stromschnellen im Fluss zuhoeren.

North Mountain:

North Mountain ist mit 457 Metern der erste Berg, der umfahren, bzw. ueberfahren wird. Die Strasse laeuft mehrere Kilometer auf dem Ruecken der Berge entlang, wo die Flora typisch nordlaendische Tundra ist. Etwa von Grande Anse geht es dann rapide abwaerts, bis wir bei Pleasant Bay wieder fast den Golf von St. Lorenz erreichen. Aber der Ort ist nicht mehr da, verschluckt von einer riesigen Nebelwolke, welche die gesamte Bucht verdeckt!

Pleasant Bay:

Der Ort und die Bucht sind bekannt fuer Wal-Beobachtungs-Touren. Nochmals meine Warnung ueber die Zodiac-Schnellboote: 60 km macht Spass bei Flachwasser, aber das findet man selten in dieser Gegend. Die Tatsache, dass man auf Zodiac-Fahrten mit Gummi-Anzuegen ausgestattet wird, sollte genuegen, um zumindest Fotografen davon abzuschrecken. Bei einer Regatta auf dem Cultus Lake in British Columbia hatten wir einen sehr audringlich meckernden Fotografen an Bord unseres Zodiac. Eine kurze Fahrt mit 60 km auf einen Meter hohen Wellen genuegte, um ihn los zu werden.

http://www.whaleandsealcruise.com/pages/pdf.pdf
http://www.whaleandsealcruise.com/pages/zodiacbro.pdf

Mackenzie Mountain:

Wir uebersehen diese gewaltige Nebellandschaft, als wir uns langsam von Pleasant Bay auf den Mackenzie Mountain heraufschrauben, mit 355 Metern der dritthoechste Berg auf
der Ueberfahrt. Wir halten so oft an, dass wir uns bald wie japanische Touristen fuehlen! An jedem Aussichtspunkt sind Beschreibungen angebracht ueber das, was man dort sehen kann. Eine interessante Studie der Geologie von Cape Breton!

French Mountain:

French Mountain mit 455 Metern ist der letzte Berg, bevor sich die Strasse wieder zum Wasser senkt. Seit Cape North Bay, mit Ausnahme einer kurzen Strecke im Nebel bei
Pleasant Bay, fahren wir nur im strahlendem Sonnenschein. Ploetzlich, am letzten Aussichtspunkt, winken uns einige Leute aufgeregt zu. “Baeren!” rufen sie. “Wir sehen Baeren!”. Fuenfzehn Minuten lang beobachten und filmen wir die Schwarzbaermutter mit ihren zwei Kindern, die scheinbar ohne Schwierigkeiten, langsam aber sicher, ueber die
riesigen Steinbrocken klettern.

Cape Rouge:

Dann kommt auch schon bald “Cape Rouge”, die beruehmte “Postkarten-Aussicht” von Cape Breton. Kaum eine andere Scene sieht man jemals mehr in der Literatur einer Gegend verewigt. Sie gilt als eine der schoensten Strassen der Welt. Es ist zwar eine schoene Strecke, aber sie ist nur sehr kurz und keineswegs so gewaltig wie die Strasse nach Meat Cove am Cape North!

Margaree Harbour:

Ein huebscher kleiner Ort mit einem herrlichen Strand. Wir halten ueber dem Strand und geniessen die schoene Aussicht.

Unterkunft bei Margaree Harbour:

In der Naehe von Margaree Harbour sehen wir uns die “Pilot Whale Chalets and Suites” an (Whale Cove Cottages in 2002). Sehr sauber, ein schoener gelber Strand, herrliche Aussicht!

http://www.pilotwhalechalets.com/

Cheticamp:

“Kommt, lasst mich euch zeigen, wie wir das machen”, sagt uns die Akadierin in dem grossen “Co-operative Artisanale” am Ende des Ortes, direkt am Hafen. Hunderte von geknuepften Wandteppichen und kleinere akadische Mitbringseln liegen hier im Laden aufgestapelt. “Rughooking” ist die Hauptindustrie in diesem Ort, der immer noch von Akadiern bewohnt wird. Etwa hundert Frauen im Ort arbeiten an Teppichen fuer die Touristen-Industrie. Mit ihrem netten Akzent fuehrt die Frau vor, wie die Teppiche “gehaekelt” (hooked) werden.

Meine Frau, die auch schon einige solcher Kunststuecke fertigestellt hat, ist sofort in eine laengere Diskussion mit der Frau verwickelt. Ich durchstoebere inzwischen den Laden. Einen Wandteppich kaufen wir nicht. Erstens haben wir schon welche, zweitens kosten sie Hunderte von Dollars, einige sogar bis $ 5000 und mehr. Das Video auf der ersten Website ist sehr interessant; wir bekamen in 2002 dieselbe Vorfuehrung von derselben Akadierin. Leider haben wir schon gegessen, also koennen wir nicht die Mahlzeiten im “Restaurant Acadien” direkt nebenan probieren. Aber vielleicht finden wir sie spaeter noch irgendwo!

http://www.cheticamphookedrugs.com/
http://www.cheticampns.com/
http://whalecruisers.com/

Glenora Distillery:

Zum Mittagessen in der Glenora Distillery. Muscheln und je ein handfester Hamburger. Und natuerlich ein grosses, kuehles Glas “Alexander Keith”, das Bier aus Nova Scotia! Nur wenige Leute sind hier, und wir machen die darauf folgende Tour mit zwei lustigen jungen Maedchen aus Calgary. Die Tour durch das “Glenora Museum” ist uninteressant, denn es gibt kaum etwas zu sehen, weil ein Teil der Produktion stillgelegt wurde. Die Leute hier weisen stolz darauf hin, dass sie die einzige Brauerei in Kanada sind, die “Single Malt Whiskey” herstellen. Mit $ 75 pro Flasche ist er jedoch viel zu teuer im Verhaeltnis zu den vielen anderen ausgezeichneten Whiskey-Sorten in Kanada!

Der Standpunkt von Firmen, die ihre Produkte absichtlich in beschraenkter Anzahl auf den Markt bringen, um so die Preise kuenstlich hoch zu halten, hat mich schon immer gestoert. Die Glenora-Leute geben ehrlich zu, dass sie diesem Prinzip folgen! Vielleicht aus diesem Grund steht die Glenora Distillery finanziell auf sehr wackeligen Fuessen. Die Plaene der Eigentuemer, ihre Produktion weiter zu drosseln und nur noch je 500 Flaschen “Special Edition” Single Malt Whiskeys zu produzieren (die erste Flasche kostet $ 50,000; Flaschen # 101 bis # 500 sollten $ 300 kosten) sind nicht erfolgreich gewesen. Die Verbraucher sind nicht mehr so dumm, wenn sie schottische Single Malts bereits von $ 50.00 aufwaerts in den Liquor Stores in Kanada kaufen koennen!

Up-date: Die Distillery existiert noch, aber produziert heute ausser ihrem “Single Malt Rare” Whiskey auch noch mehrere andere Whiskey-Sorten zu mehr realistischen Preisen,
aber auch den “Smuggler’s Cove” Rum aus Paraguay ($ 150.00).

http://www.glenoradistillery.com/distillery.htm
http://www.glenbreton.eu/ice.html
http://www.internetwines.com/spirits-canadian.html

Ein Riesensprung nach Truro:

Da die Route von Inverness jetzt inland schwingt und fast die ganze Strecke inland bleibt, entschliessen wir uns, einen “Riesensprung” von 410 Kilometern nach Truro zu machen. Wir kommen dort zum Sonnenuntergang an und finden fast sofort Unterkunft im Palliser Motel, direkt am Highway und am Shubenacadie River. Sehr sauber, sehr billig ($ 48.80 pro Nacht, inklusive Fruestuecks-Buffet), die preiswerteste Uebernachtung auf unserer Reise!

Tidal Bore – die Gezeiten der Bay of Fundy:

In der Nacht um 02:00 Uhr geht der Wecker. Erschreckt springen wir auf. Was ist los? Dann kommt die Erinnerung: es ist Zeit fuer die “Tidal Bore”, die Flutwelle, welche ungefaehr alle 12 Stunden den Shubenacadie River heraufrauscht. Wir ziehen schnell ein paar warme Kleidungsstuecke ueber, dann gesellen wir uns zu dem Dutzend oder so Leutchen, die bereits am Flussufer neben unserem Motel warten. Kaum sind wir da, hoeren wir schon das Rauschen der Flutwelle. Sie ist weniger als einen Meter hoch und kommt mit etwa 10 Kilometern Geschwindigkeit den leeren Fluss hinauf. Nach der Tidal Bore Welle aber steigt der Wasserspiegel ziemlich schnell.

http://www.fundyshoreecotour.ns.ca/tour_truro31.htm

Die Unterschiede zwischen Ebbe und Flut an der Bay of Fundy sind gewaltig. Bei Burntcoat Head zwischen Truro und Windsor wurde ein Unterschied von 16 Metern gemessen. Die hoechsten Fluten der Welt sieht man hier am Minas Basin der Bay of Fundy, welches wie ein Trichter die unheimliche Gewalt des Wassers – besonders bei Flut – konzentriert, und wie nirgendwo anders in der Welt so sichtbar macht. Die glitzernden rotbraunen Schlickwatten erstrecken sich bei Ebbe kilometerweit in die Bucht. Die breiten Fluesse sind fast leergelaufen, die Fischerboote liegen trocken in den leeren Haefen, bis die Flut etwa alle 12 Stunden wiederkehrt. Dieses gewaltige Naturschauspiel wiederholt sich zweimal taeglich um die gesamte Bay of Fundy herum! Wir hatten es bereits vor vielen Jahren auf der anderen Seite der Bay of Fundy beobachtet und bewundert, an den Hopewell Rocks in New Brunswick, und auch an der Muendung des St.Lawrence Rivers. New Brunswick und Nova Scotia haben eine sehr interessante Website ueber die Gezeiten der Bay of Fundy produziert, mit einem laengeren Video.

http://www.bayoffundytourism.com/
http://home.hiwaay.net/~krcool/Astro/moon/moontides/

Peter Iden
Brampton, Ontario, Kanada

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