Unterwegs in Nova Scotia, Kanada – Tag 10

von Peter Iden

Donnerstag, 13. Juni 2002 – Truro, Shubenacadie, Walden Lighthouse, Windsor, Digby.

Victoria Park, Truro:

Ein Wegzeichen in Truro zum “Victoria Park” verleiten uns dazu, ihm zu folgen. Wir finden einen huebschen Park mit einem rauschenden kleinen Bach in einem tiefen Tal inmitten der Stadt. Ein Zeichen besagt “The Falls” (Zu den Faellen). Das klingt interessant! Wir laufen den breiten Pfad “bachaufwaerts” entlang, werden von Joggern und Radfahrern ueberholt, und ueberholen selbst zahlreiche Spaziergaenger, die ihre Hunde ausfuehren. Zwei aeltere Frauen beschweren sich, dass eine juengere Frau ihre zwei grossen Hunde frei herumlaufen laesst. Wir sehen nirgendwo Schilder (so wie bei uns), dass es verboten waere. Die Konservativen in Nova Scotia sind wahrscheinlich liberaler eingestellt als die Liberalen bei uns in Ontario, besonders was das Rauchen und freie Herumlaufen von Hunden betrifft!

http://en.wikipedia.org/wiki/Truro,_Nova_Scotia
http://centralnovascotia.com/members/victoriapark/

Joe Howe und Waddell Falls:

Nach etwa zehn Minuten erreichen wir die ersten Faelle, die “Joe Howe Falls”, dann die zweiten, die “Waddell Falls”. Ueberraschend gross und sehr huebsch mitten in einer Stadt. Auf dem Rueckweg beobachten wir eine Schulklasse, wie sie die 200 Stufen der “Jacob’s Ladder” rauf und runter rasen. Fuer uns “aeltere Herrschaften” wurde das schon zu ziemlich heftigem Atmen fuehren. Fuer die Kinder ist es ein Riesenspass!

Die Baum-Skulpturen von Truro:

Vor vielen Gebaeuden in Truro stehen grosse Holzskulpturen. Bei naeherem Hinsehen faellt uns auf, dass alle dieser Skulpturen Wurzeln haben. In anderen Gegenden und Staedten von Kanada wurden die durch die “Dutch Elm Disease” befallenen Ulmen gefaellt und verbrannt. In Truro liess man sie stehen, saegte die grossen Zweige ab und liess diverse Kuenstler aus den noch stehenden Staemmen Skulpturen schnitzen, meistens menschliche, einige jedoch auch von Tieren. Toronto hat seine “Moose”, Truro hat seine Ulmenholz-Skulpturen!

Der “Shubie”:

Wir machen uns auf den Weg zur Bay of Fundy. Am Shubenacadie Canal halten wir an, um uns dieses Wunder der Kanalkonstruktion anzusehen. Die Bauarbeiten fingen in 1826 an. Dann ging die Firma in 1831 pleite. Erst in 1854 wurde die Arbeit wieder aufgenommen, und der mit mehreren Seen insgesamt 114 km lange Kanal wurde zwischen 1856 und 1870 zwischen Halifax und dem Minas Basin Stueck fuer Stueck eroeffnet. Zu diesem Zeitpunkt waren jedoch die Eisenbahnen schon weitaus schneller und billiger, und der Kanal musste bald wieder geschlossen werden! Heute wird der Shubenacadie Canal (Nova Scotians nennen ihn “The Shubie”) nur noch von Paddlern und kleinen Booten benutzt und ist als nationalhistorisches Denkmal teilweise restauriert worden.

http://shubie.chebucto.org/
http://en.wikipedia.org/wiki/Shubenacadie_Canal

River Runners:

Wir wissen nicht, dass wenige Minuten nachdem wir den Shubenacadie River verlassen, die “Tidal Bore” den Fluss heraufgerauscht kommt. Wir wissen auch nicht, dass die Tidal Bore hier zwei Sunden frueher ankommt als in Truro. Das haetten wir in den “Timetables” der Tidal Bore lesen koennen, erzaehlen uns die Leute bei den “Shubenacadie River Runners”, als wir in Maitland ankommen, um eine Abenteuerfahrt mit einem der mehreren “River Runners” zu buchen. Aber wir kommen 15 Minuten zu spaet. Die Boote sind schon unterwegs. So sehen wir etwa fuenf der Zodiac-Boote eine Meile weiter flussaufwaerts ueber die Stromschnellen rasen, hoeren sogar das Juchen der Insassen, als die Boote ueber die Welle von 3 bis 5 Meter Hoehe springen. Die naechste Tidal Bore kommt in etwa 12 Stunden, und so lange koennen wir nicht warten!

http://www.tidalboreraftingtours.com/
http://www.shubie.com/intro.html

Maitland bis Windsor:

Die Fahrt von Maitland bis Windsor entlang der Kuestenstrasse 215 am Minas Basin ist lang und fuehrt hauptsaechlich durch Landwirtschaft und Waelder, mit einigen wenigen netten Aussichten auf die Bay of Fundy.

Walton Lighthouse:

Bei Walton folgen wir einem kleinen Zeichen “To Historical Lighthouse” und finden ein huebsches kleines Juwel, den “Walton Lighthouse Park”. Der letzte hoelzerne Leuchtturm an dieser Kueste wurde von einigen Einwohnern der Ortschaft Walton liebevoll restauriert und mit einem winzigen Park umgeben. Ein aelteres Ehepaar aus Deutschland und eine Akadier-Familie sind die einzigen anderen Besucher. Bei strahlendem Sonnenschein machen wir hier unser erstes richtiges Picknick in Nova Scotia!

http://www.nslps.com/light-detail.aspx?ID=413
http://www.nslps.com/

Gips anstatt Kohle:

Kurz hinter Windsor wollen wir die Gips-Bergwerke besuchen. Nachdem viele der grossen Kohlenbergwerke in Nova Scotia geschlossen wurden, sind Gips und Basalt die groessten Naturschaetze und Exportwaren der Provinz Nova Scotia geworden. Ueberall sehen wir die weissen “Gipsadern” in den Felsen der Provinz. Hier, etwas suedlich von Windsor, ist das groesste “Gipsbergwerk” von Nova Scotia. Anders als die Kohle, welche unter der Erdoberflaeche liegt, wird Gips auf der Oberflaeche abgebaut. Als wir jedoch bei der Gipsmine halten, sagt uns ein Wegzeichen: “Vorsicht, Sprengungen, Zutritt von Unbefugten verboten!” Also fahren wir weiter im Regen!

Vorbei an Annapolis Royal:

Wir sind jetzt auf der Inland-Schnellstrasse 101, weil die Kuestenroute entlang der Bay of Fundy zuviel Zeit und Nerven in Anspruch nehmen wuerde. Sie ist sehr verzwickt und teilweise nicht zusammenhaengend. Eigentlich wollten wir Annapolis Royal besuchen, eine der aeltesten Staedte in Nordamerika und die aelteste in Kanada, in 1605 von Samuel de Champlain und Sieur de Monts als “Port Royal” erbaut. Aehnlich wie in Lunenburg wurden hier zahlreiche der alten Haeuser renoviert und dienen heute als Anzugspunkte fuer Touristen. Annapolis Royal hat so viele Attraktionen, dass man hier mehrere Tage verbringen kann. Aber es regent und ist schon spaet, und wir haben einen langen Fahrtag
hinter uns!

 

Weiter nach Digby:

Kurz vor Digby fahren wir vom 101 ab, um uns ein Nachtquartier zu suchen. Bei der “Mountain Gap Inn” wollen wir uns einen ihrer Cottage-Raeume ansehen. Man gibt uns den Schluessel. Wir sehen hinein: duester und unfreundlich fuer $150 pro Nacht? Aber was ist das? Da schlafen ja schon zwei Typen in unserem Bett! Nein Danke! Wir fahren weiter!

“The Pines” ist ein “Signature-Resort”, genau wie die Liscombe Lodge und die Keltic Inn, wo wir mehrere luxurioese Naechte verbrachten. Aber der Empfang ist snobistisch und herablassend. In der Liscombe sowie in der Keltic bezahlten $ 99 pro Nacht. Hier bietet man uns das “Special” fuer $ 269 an (Normalpreis $ 399!). Nochmals danke, aber wir wollen ja nur dort schlafen! Unsere Suche nach guenstigen, sauberen Nachtquartieren ist auf allen unseren Fahrten und Reisen fast immer erfolgreich gewesen. Uebernachtungen sind immer der groesste Teil eines Reise-Budgets, und wenn man bedenkt, dass man den ganzen Tag unterwegs und muede ist, ist der Luxus nicht immer das Wichtigste.

Admiral Digby Inn:

In der “Admiral Digby Inn”, fast direkt an der Faehre nach New Brunswick, finden wir unser Quartier: einen grossen, sauberen Raum mit einem herrlichen Blick ueber die ganze Digby Bay. Und das fuer $ 79 pro Nacht mit einem tollen Buffetfruehstueck!

http://www.digbyns.com/

Peter Iden
Brampton, Ontario, Kanada

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