Die Anzahl der Indianer, die bei der Ankunft der ersten Europaer in Kanada lebten, ist unbekannt. Die ersten Erforscher mussten oft mit ihren indianischen Fuehrern tagelang paddeln und wandern, um die weit auseinander liegenden Siedlungen zu erreichen. Diese waren niemals sehr stark bevoelkert, denn schliesslich richtete sich ihre Groesse nach den vorhandenen Nahrungsquellen. Die meisten Staemme des Westens waren nomadisch und folgten den Tieren, die von ihnen gejagt wurden. Selten hatten ihre Siedlungen mehr als 100 Einwohner, anders wie bei den landwirtschaftlich sesshaften Staemmen des Ostens. Aus den individuellen Berichten der Voyageurs und anderer Erforscher des nordamerikanischen Kontinents liessen sich daher kaum verlaessliche Rueckschluesse ueber die Gesamt-Bevoelkerung machen.
Eine Gesamt-Bevoelkerung zwischen 500,000 und einer Million Indianern in Kanada erscheint den heutigen Geschichts-Forschern als annaehernd annehmbar, auch wenn es keinerlei Beweise fuer diese Ziffern gibt. Wie auch bei den Mayas Mittel-Amerikas hat sich die eingeborene Bevoelkerung Kanadas seit der Zeit der Ankunft der ersten Weissen nach dem ersten Massen-Sterben durch die von diesen mitgebrachte Krankheiten, Alkohol usw. erstaunlich gut erholt.
Heute ist es durch die regelmaessigen Volkszaehlungen (Censuses) alle 5 Jahre hier in Kanada einfach, die Anzahl der “Natives” ziemlich genau zu bestimmen. Immer mehr der Einwohner bekennen sich heute als Mitglieder der “First Nations”, schon aus Stolz, dazu zu gehoeren.
Anmerkung: Trotz der Insistenz der “Aboriginals” (auch als “Aborigines”, “Indians” oder “Natives” bekannt), sich heute als “First Nations Members” zu benennen, sind alle dieser Begriffe heute noch im oeffentlichen Gebrauch. Um dieser Vielfalt von Namen zu entgehen, nennen viele Medien sie “North American Indians”.
In 2006 bekannten sich 1,253,615 Kanadier dazu, “Aboriginals” zu sein. In 2001 waren es 1,000,890, ein Anstieg von 25% in 5 Jahren. Kanada hat mit 3,8% (nach Neuseeland mit 15%) die zweithoechste Bevoelkerung an Aboriginals. 60% sind Indianer, 33% Metis, 4% sind Inuit, die restlichen 3% haben mehrfachen Status.
Die verschiedenen Quellen stimmen oft nicht ueberein, ausser in einer Tatsache : mehr als die Haelfte (54%) der indianischen Bevoelkerung lebt heute in oder sehr nahe bei Staedten. Winnipeg, eine der am langsamsten wachsenden Staedte in Kanada, mit 648,600 Einwohnern (2006) hat den hoechsten Anteil an Aboriginals, 68,380 – etwas mehr als 10%. Toronto steht an vierter Stelle, mit insgesamt 26,575 Aboriginals in 2006, also etwa 0,5% der Einwohner. In 2001 waren es 20,300.
Die Metis sind staedtische (69%) und landwirtschaftliche (30%) Bewohner; nur 1% der Metis leben in Reservationen. Metis sind Abkoemmlinge europaeischer und indianischer Mischehen. Urspruenglich wurde zwischen “French Metis”, deren Vaeter die franzoesischen Voyageurs waren, und “Anglo Metis” mit europaeischen, hauptsaechlich schottischen Vaetern im maritimen Teil von Kanada und in Zentral-Kanada differenziert. Heute jedoch werden alle Metis als eine kulturelle Gruppe der “First Nations” angesehen. Auch Kinder in deutsch-indianischen Mischehen sind Metis. Metis gibt es in allen Provinzen, jedoch hauptsaechlich in British Columbia, Alberta, Saskatchewan, Manitoba, Ontario, Quebec, New Brunswick und Nova Scotia.
Bei den Inuit ist es aehnlich – 38% leben in Stadtgebieten, 61% ausserhalb Reservationen, und nur 1% in Reservationen. Staedtisch wie auch laendlich gibt es natuerlich viele Unterschiede in den Groessen der Ortschaften oder den Arten der Landwirtschaft, Ernaehrung oder Landschaften. Eine Inuit-Siedlung im Norden von Quebec kann man unmoeglich mit einer Stadt wie Winnipeg vergleichen. Fuer die Zwecke der Statistik allerdings wird eine Inuit-Siedlung mit zahlreichen Einwohnern als “staedtisch” angesehen.
Kanada’s “Aboriginals” sprechen mehr als 60 verschiedene Sprachen. Unter den Inuit ist ihre Sprache noch stark im Gebrauch. 69% der Inuit sprechen und schreiben noch heute “Inuktitut”.
Die Cree-Sprache ist die am weitesten verbreitete indianische Sprache in Kanada. Sie wird noch von etwa 87,000 Indianern gesprochen, waehrend nur etwa 30,000 die Ojibwa-Sprache benutzen. Meistens sind es aber die aelteren Aborigines, die ihre Sprache aufrecht erhalten.
Viele der kanadischen Aboriginals sind heute geschaeftlich erfolgreich. Wir haben indianische Rechtsanwaelte, Indianer sind in zahlreichen touristischen Betrieben aktiv, und dann sind da natuerlich die Spiel-Kasinos, die von der Regierung sanktioniert sind, deren Ertraege jedoch teilweise an alle der Mitglieder ausgezahlt werden, deren Staemme sie betreiben.
Seit mehr als 200 Jahren gab und gibt es noch heute zahlreiche “Treaties” (Vertraege) zwischen den jeweiligen Regierungen und den Indianern, die sich hauptsaechlich auf den Wechsel von Land-Eigentum, neuerdings aber auf “Self-Government” (Selbst-Regierung) beziehen. In den meisten Faellen waren diese Vertraege an eine Auszahlung von bestimmten Geld-Summen an die Staemme oder sogar an einzelne Mitglieder der Staemme gebunden.
Die Uebergabe grosser Land-Gebiete zur Formierung von Nunavut in 1999 enthielt z.B. die Auszahlung von 1,2 Milliarden Dollar ueber einen Zeitraum von 15 Jahren. Die “Nisga’a Treaty” in 2000 zwischen der Regierung von British Columbia und den etwa 6,000 Mitgliedern des Nisga’a Stammes in Nordwest-BC ist mit einer Auszahlung von 196 Millionen Dollar verbunden, zahlbar ueber 15 Jahre, um dem Stamm “Selbst-Regierung” zuzusagen.
Es ist allerdings die Mentalitaet der meisten Aboriginals, das Leben so hinzunehmen wie es kommt. Mit anderen Worten, die Jahrhunderte lange Gewoehnung an staatliche Zuwendungen macht es verstaendlich, dass viele von ihnen total abhaengig von diesen Geldern werden (sozusagen das indianische Hartz IV). Das setzt sie oft vom “Mainstream” der Bevoelkerung ab, sie werden als “faul” und “traege” angesehen und haben daher weit weniger Chancen, einen Job zu finden und zu halten. Alkohol spielt natuerlich auch eine grosse Rolle, besonders bei juengeren Indianern.
Die vormals liberale Regierung hatte in 2005 versprochen, 5,1 Milliarden Dollar dafuer auszugeben, die Aboriginals aus ihrer Armut heraus zu heben. Die heutige konservative Regierung unter Prime Minister Stephen Harper hat dieses Versprechen nicht uebernommen. Wahrscheinlich eine sehr weise Entscheidung, denn die Neigung dazu, diese Gelder sofort nach Erhalt in Gueter wie Fernseher, Autos usw. umzusetzen, ist sehr verbreitet, sodass nichts oder nur sehr wenig fuer den Lebens-Unterhalt uebrig bleibt. Zusaetzlich ausgezahlte Gelder wuerden diese Mentalitaet sicherlich nicht aendern.
Von den heute etwa 1,3 Millionen Aboriginals in Kanada (etwa 4% der Bevoelkerung) leben etwa 40% unter der Armuts-Grenze, im Vergleich zu der Gesamt-Bevoelkerung, von denen 15,7% unter der Armuts-Grenze leben.
http://www.ainc-inac.gc.ca/br/is/index-eng.asp
http://en.wikipedia.org/wiki/First_Nations_government_(Canada)
http://en.wikipedia.org/wiki/Inuit_Circumpolar_Council
http://www.metisnation.ca/
http://www.canadiana.org/citm/themes/aboriginals_e.html
Peter Iden
Brampton, Ontario, Kanada