22. April 2010: Ich vernehme ein leises Poltern aus dem Kellergeschoss. Mit einem Knall fliegt meine Zimmertür auf und der Kellermensch steht im Bärenkostüm vor meinem Bett und brüllt laut. Sein unfreundliches Gebrumme verwandelt sich plötzlich in wirres Geklingel und überall blinken knallbunte Lichter. Ich schrecke hoch und wache schweißgebadet auf. „Puh! Nur ein Traum!“, denke ich erleichtert. Die Realität sieht nämlich viel besser aus: Heute ist Samstag und wir fliegen nach LAS VEGAS!!! Ein Hoch auf unsere erfolgreiche Schnäppchen-Jagd im Reisebüro!
Unser Flieger gehört allerdings eher in die Kategorie „Spielzeug fürs Kinderzimmer“ und vor dem Start muss die Stewardess die Fluggäste so platzieren, dass die gesamte Passagiermasse optimal im Flieger verteilt sitzt. Natürlich trifft es uns und wir werden umquartiert, während im Gang neben uns eine schwergewichtige US-Amerikanerin thront …
Wir machen einen kurzen Zwischenstopp in San Francisco und können beim Landeanflug die knallrote „Golden Gate Bridge“ bewundern. Noch beeindruckender ist dann aber der Landeanflug auf Las Vegas. Millionen von Glühbirnen sorgen für ein immenses Lichtermeer, das sich majestätisch unter uns auftut. Mit offenem Mund fahren wir wenig später mit dem Shuttlebus durch die Stadt und sind zunächst sprachloser als bei unserer Ankunft in New York. Wir durchqueren nun die permanent blinkende und bimmelnde Lobby des „Excalibur-Hotels“ und checken ein.
Nachdem wir den unübertrefflichen Ausblick aus dem 13. Stock unserer 27-stöckigen Unterkunft genossen haben, holen wir uns an der Bar unseren Begrüßungsdrink ab und schließen Bekanntschaft mit zwei Amerikanern, die für „IBM“ arbeiten und das dicke Portemonnaie eingepackt haben. Sie machen uns ein unschlagbares Angebot: Sie bringen uns das Würfelspiel „Craps“ bei und liefern den Einsatz, während wir ihr Geld verzocken dürfen. Toll! Wir positionieren uns am Spieltisch und beobachten das undurchschaubare Treiben und genießen die Wahnsinnsstimmung.
Unsere zwei Gentleman packen ordentlich Geld auf den Tisch und wir malen uns aus, was man mit einem 100$-Schein sonst noch so anfangen könnte … Jeder Spieler am Tisch darf würfeln. Als ich an der Reihe bin, raunt mir mein „Craps-Trainer“ zu, dass ich einfach nur an die Würfel glauben soll und verrät mir das bestmögliche Ergebnis. Ich konzentriere mich und schmettere die zwei roten Würfel auf den grünen Spieltisch und glaube ganz fest an mich UND die Würfel. ZACK! Ein 3er-Pasch! Irre!!! Um mich herum jubeln fröhliche Männerstimmen und klatschen euphorisch in meine erhobenen Hände. Ich glaube mein Amerikaner hat gerade 100$ gewonnen. Wahnsinn! So geht das noch eine ganze Weile. Ich habe wohl eine Glücksträhne. Letztendlich gehen unsere zwei Freunde mit einem kleinen Plus aus dem Spiel. Wir beide fühlen uns nach diesem Crashkurs jedoch nicht fit genug, um UNSER Geld in Vegas zu verzocken und verbringen die Zeit in der knallbunten Stadt in den vielen verschiedenen Hotels, im Spongebob 4D-Kino und erfreuen uns insbesondere an der unglaublichen Vielfalt der Menschen. Vom Bettler, über den „Freak“ sowie den stark übergewichtigen Amerikaner bis hin zur absoluten High Society, ist hier alles vertreten. Und wir mal wieder mittendrin. Andere Deutsche treffen wir nicht, denn die Vulkanstaubwolke macht die Ausreise gerade unmöglich und wir werden auch ständig verwundert gefragt, wie wir es „aus Deutschland heraus geschafft haben“. Ohne Probleme reisen wir wieder zurück in unser Austauschland und genießen die natürliche Ruhe, die in Vegas nur schwer zu finden ist.