29. April 2010: Die Luft riecht wunderbar salzig, das Wasser ist kristallklar und vollkommen sauber. Eine erfrischende Frühlingsbrise weht mir ins geschwitzte Gesicht und ich fühle mich so wunderbar frei. Vor mir dreht ein Otter seine Runden im Meer und Schwäne spazieren über die grasbewachsene Steinküste. Malerische, bunte Häuschen umgeben die romantische Küstenlinie. Diese wunderbaren Eindrücke sammeln wir auf unserer ersten größeren Radtour. Seit ein paar Tagen besitzen wir zwei Mountainbikes, die uns die Universität gratis zur Verfügung stellt–bis zum Ende unseres Aufenthalts. Wir haben uns nur noch einen Fahrradhelm zulegen müssen; denn hier herrscht Helmpflicht! Allerdings werden hier meistens nur die coolen Helme getragen, die die im Skatingbereich üblich sind. Wir finden uns halbwegs ansehnlich, auch wenn wir in Wirklichkeit wohl eher wie „Bomberman“ und der „Bekloppte Frosch“ aus der Klingeltonwerbung aussehen. Einen Vorteil hat das Ganze: Wenn uns ein Bär begegnet, brauchen wir nun nur noch die Häupter senken und auf den Pelzriesen zustürmen. Mit unseren Kanonenköpfen setzen wir ihn garantiert außer Gefecht–sofern wir empfindliche Weichteile gezielt rammen!
Ein bärenfreies Wochenende verbringen wir in Vancouver. Weil die Aussicht schlecht ist und es viel regnet, bekommen wir das Vorgebirge der Rockies und die Natur leider nicht zu sehen. Vancouver ist riesig und belebt, aber lange nicht so malerisch wie Victoria. Trotz mangelhafter Sicht besuchen wir einen Aussichtsturm („Vancouver Lookout“), den wir über einen gläsernen Fahrstuhl erreichen. Dabei genießen wir einen imposanten Ausblick auf Vancouvers Wolkenkratzer und Häuserschluchten. Den Abend verbringen wir mit unserer Agata von der Uni und zwei ihrer Freunde in einem thailändischen Restaurant. Wir unterhalten uns angeregt und genießen die Gesellschaft unser vielgereisten Bekanntschaften. Die Nacht dürfen wir unentgeltlich und völlig offiziell in Agata’s Hotelzimmer im 33. Stockwerk, mitten in der Innenstadt Vancouvers, verbringen. Am nächsten Morgen muss Agata schon früh los. Ich liege in meinem Schlafsack bequem auf dem Boden. Weil unsere sympathische Kommilitonin so geschickt ist und nicht über mich (im dicken Bockwurstkostüm) stolpert, schlafen wir geruhsam bis 10.00 Uhr.
Nach einem Spaziergang im Stadtzentrum geht es mit der Fähre zurück nach Hause. Der gesamte Transfer dauert von der Innenstadt Vancouvers bis zu unser Haustür knapp fünf Stunden. Nachdem wir uns erholt haben, geht es an die Arbeit und wir fahren mit der Übersetzung eines englischen Arbeitsbuches fort. Daran arbeiten wir bereits seit einiger Zeit. Wenn wir schnell sind, bekommen wir es innerhalb der nächsten Woche fertig und können uns den geplanten Videostreams für unser Universitätsprojekt widmen.
Um unsere Sommerfigur kümmern wir uns seit kurzem beim Squash spielen. Dafür haben wir unsere Studentenausweise durch eine Einmalzahlung von circa 100 Euro erweitert. Nun dürfen wir den ganzen Sommer lang mit allen Bussen fahren und so oft wir wollen in der Unisporthalle die Squashfelder nutzen. Ich bin noch Anfängerin und ganz froh, dass es gut läuft und ich mir mit dem kleinen elastischen Ball noch kein blaues Auge verpasst habe!