Separatismus und Federalismus in Kanada (persönlich gesehen)

von Peter Iden

Kanada - Seperatismus und FederalismusDer Sinn von KanadaSpezialist ist es, Informationen ueber Kanada zu bringen, die aus informierten Quellen stammen. Dabei laesst es sich natuerlich nicht vermeiden, dass persoenliche Meinungen, Einstellungen, und manchmal auch sogar ein paar Vorurteile zum Vorschein kommen. Was die letzteren anbetrifft haben sich die KanadaSpezialist-Autoren (in meiner Meinung) bestens bewaehrt, keine der krassen Vorurteile aufzutischen, die man in den zahlreichen Kanada-Foren oft genug findet.

Was mich anbetrifft, so glaube und hoffe ich zumindest, dass ich kaum oder nur sehr, sehr wenige Vorurteile hege. Dazu lebe und arbeite ich zu sehr in einer Umwelt sowie in einem Aufgabengebiet, in der politische, religioese, rassistsche und andere Vorurteile weder Platz, Zweck, noch Sinn haben.

Politisch gesehen jedoch bin ich ein Federalist oder, wie mir vor einiger Zeit jemand schrieb, ein “krasser” Federalist. Ob das nun auf Vorurteilen oder Tatsachen beruht, muss jeder selbst beurteilen.

Das Gegenteil von Federalisten in Kanada sind die Separatisten. Wenn man wirklich zum Anfang dieses Landes zurueck sieht, dann weiss man, dass Separatisten aeusserst frustrierte Menschen sind. Sie haben es niemals begriffen oder angenommen, dass sie Kanada an die Englaender verloren haben.

Die Provinz Quebec ist die Wiege des kanadischen Separatismus. Allerdings kommt der Begriff auch ab und zu im Westen Kanada’s zum Ausdruck, wie z.B. in Alberta, wo das politische Klima schon immer etwas eigensinnig war, verglichen mit dem im Osten des Landes. Aber nirgendwo ausser in Quebec hat der Separatismus jemals so grosse Ausmasse erreicht, dass die kanadische Einigkeit dadurch bedroht wurde.

https://www.kanadaspezialist.com/2010/05/05/separatismus-in-kanada/2819/

Im September 1995 rief die Provinz-Regierung von Quebec unter Premier Lucien Bouchard die Bewohner von Quebec zu einem Unabhaengigkeits-Referendum auf, einer Abstimmung, die beweisen sollte, dass die Quebecois frei von Kanada ihren eigenen souveraenen Staat haben wollten. Die Quebecois standen etwa zu 50% hinter diesem Referendum. Der Rest von Kanada veranstaltete zahlreiche Protestmaersche, in Toronto marschierten mehrere Hunderttausend vom Queens Park (dem Zentrum der Regierung in Ontario) zur “City Hall”, um dort die Eingkeit von Kanada zu feiern und die Quebecois davon zu ueberzeugen, dass sie im kanadischen Buendnis bleiben sollten.

Auch wir waren dabei mit unserer grossen kanadischen Flagge, zum ersten Mal politisch aktiv. Die Einigkeits-Feier wurde zum groessten Teil in Franzoesisch gehalten. Sie brachte Stolz in alle Herzen und Traenen in alle Augen.

Das Resultat war nicht ueberwaeltigend. Die separatistische Parti Quebecois war nur 50,000 Stimmen von einem Sieg entfernt, aber jedenfalls wurde die kanadische Einigkeit erhalten. Ein Sieg, den die PQ als “Partnerschaft mit Kanada” proklamieren wollten, mit all den politischen und Handelsvorteilen von Kanada, inclusive des in 1993 mit den USA und Mexiko ratifizierten Freihandels-Abkommen NAFTA (North American Free Trade Agreement).

Federalismus ist National-Stolz. Separatismus ist Zerstoerung der nationalen Einigkeit und der Zusammengehoerigkeit.

Kein Federalist wird jemals dulden, dass ein Land wie Kanada praktisch in der Mitte auseinander gerissen wird. Genau das war der Sinn der Sinnlosigkeit, die in Quebec viele Jahrzehnte lang von den Separatisten gepredigt wurde. Separatismus in Kanada ist noch nicht gestorben, aber das politische Klima hat ihn in den Hintergrund gedraengt.

Fuenf Jahre spaeter hatten wir das Erlebnis, eine sehr kurze, jedoch recht aufschussreiche Einsicht in das Denken der Separatisten zu bekommen. Im Jahre 2000 buchten meine Frau und ich eine dreiwoechige Kreuzfahrt um Mittel-Amerika herum und durch den Panama-Kanal. Was wir nicht wussten war, dass die Gesellschaft in Montreal, mit der wir diese Reise buchten, fast ausschliesslich Separatisten aus den oestlichen Gegenden von Quebec gebucht hatte.

Zwar waren wir schon sehr oft in Quebec, und meine franzoesischen Sprachkenntnisse sind passabel, aber man trifft dort meistens nur Menschen, die vom Tourismus leben und daher ganz andere Einstellungen haben und Englisch sprechen muessen, um in ihrem Geschaeft zu existieren. Unsere zahlreichen geschaeftlichen Kontakte in Quebec funktionieren genau so reibungslos in Englisch.

Wir fanden uns also in einer Gruppe von mehreren Hundert “French-Canadians” wieder. Wunderbar, dachten wir, so lernen wir einmal diese Menschen richtig kennen, mit denen wir in den Staedten wie Toronto sonst kaum oder ueberhaupt keine engere Beruehrung haben.

Und wir lernten sie richtig kennen. “Wir” waren 6 Leute aus Ontario, davon einer ein Franko-Kanadier, seine englische Frau, zwei echte Kanadier, und wir zwei auch Kanadier, aber deutschen Ursprungs, und im Jahre 2000 schon 46 Jahre im Land.

Wir freuten uns, als die Gruppenleiter der Quebecois am ersten Abend einen “Kultur-Austausch” vorschlugen. Wir sollten unseren Teil dazu beitragen. Eine Frau in unserer Mini-Gruppe war Saengerin und wollte zwei Lieder vorbringen, eins in Englisch, das zweite in Franzoesisch. Sie hatte kaum das erste Lied in Englisch begonnen, als die Pfiffe, Buh-Rufe und die Zwischenschreie der Quebecois begannen: “en Francais, en Francais, en Francais!” Wir verliessen den Saal und nahmen waehrend der Reise weiterhin an keinem der sogenannten “Kulturellen Abenden” der ignoranten Separatisten Teil.

Waehrend der Reise gab es zahlreiche Reibungen zwischen den Separatisten und der Mannschaft des Schiffs, die meistenteils aus Laendern wie Indonesien, den Philippinen sowie mindestens 30 anderen Laendern kamen. Warum? Weil sie kein Franzoesisch sprachen, und die Quebecois entweder kein Englisch sprachen oder, in den meisten Faellen, es nicht sprechen wollten. Aehnliche Erfahrugen hatten wir allerdings schon seit den 1960’er Jahren in den abgelegeneren Gegenden von Quebec gemacht. Aber damals war Separatismus noch kein heisses Thema.

Die Krone ihrer ignoranten Einstellung setzten die Separatisten am letzten Tag auf. Es ist gebraeuchlich, diesen Abschieds-Abend mit dem “Captain’s Dinner” zu feiern. Die Gaeste, hauptsaechlich Amerikaner und Kanadier, wurden gebeten, ihre National-Hymnen zu singen. Das wird hier in Nord-Amerika bei vielen Feiern und Angelegenheiten gemacht. Die Amerikaner waren zuerst dran. Alle von ihnen, sowie auch alle Englisch-Kanadier, standen dazu auf. Nicht aber die meisten der Franko-Kanadier.

Als die kanadische Hymne dran war, standen auch die Quebecois auf. Sie sangen auf Franzoesisch, wir auf Englisch. Ploetzlich aber rannte eine der Quebecois zum Moderator des Abends, riss ihm das Mikrofon aus der Hand und bruellte die Hymne auf Franzoesisch, waehrend die anderen etwa 1,500 Restaurant-Gaeste unglaeubig ihre Koepfe schuettelten. Es war die absolute Kroenung separatistischer Arroganz.

Die Provinz-Regierungen haben sehr viel getan, um die Zweisprachigkeit in diesem Land zu foerden, u.a. die zweisprachigen Strassenschilder, die es zwar nicht in allen Provinzen gibt (eben weil sie provinziell sind), aber jedenfalls auch dort, wo die franzoesische Sprache nur relativ wenig benutzt wird, wie in Ontario. Jede Regierungsstelle in Ontario hat eine oder mehrere Franzoesisch sprechende Angestellte. Telefon-Anrufe bei fast allen Firmen in Kanada bieten die Moeglichkeit, eine der beiden offiziellen Landessprachen zu waehlen. Moechte man in Englisch bedient werden, drueckt man auf “1”. Will man Franzoesisch, kann man auf “2” druecken. Ruft man eine Quebec Regierungsstelle an, darf man fuer Englisch auf “9” druecken (warum eigentlich nicht gleich “0”, das waere doch die aeusserste Erniedrigung.

Die Separatisten brachten Gesetze ein, welche die Benutzung der englischen Sprache vielerorts entweder verbieten, oder zumindest hohe Strafen vorsehen, wenn es so erscheint, als ob der englischen Sprache auf Ladenschildern usw. der Vorrang gegeben wird. Es ist eine aeusserst krasse Unterdrueckung der Gleichheits-Rechte aller Kanadier.

Was den von einigen erwaehnten hohen Prozentsatz der Verbreitung der “englischen Kultur” in Quebec betrifft, wird oft der Fehler gemacht, dieses aus dem Gesichtsfeld einer Metropole wie Montreal anzusehen – eben weil dort ein Grossteil der Bevoelkerung der Provinz in Englisch sprechenden Umstaenden lebt und arbeitet.

Umgekehrt waere es praktisch dasselbe, den Multi-Kulturalismus in Kanada aus einem kleinen Staedchen im Norden Ontarios anzusehen – sagen wir einmal es sei Gravenhurst, wo eine unserer Toechter lebt. Dort gibt es weder Schwarze (ausser Saison-Arbeiter aus Jamaica) noch Asiaten, obgleich Gravenhurst der Geburtsort eines Nationalhelden der Chinesen ist (Dr. Norman Bethune, Erfinder der mobilen Bluttransfusionen in den Militaer-Lazaretten des Spanischen Zivil_Krieges sowie der mobilen Lazaretten in Mao Tse Tung’s Krieg gegen die Japaner – dem “Langen Marsch).

Hier in Brampton, wo ich lebe, lebt man mit dem Multi-Kulturalismus tagein- tagaus, weil mehr als 2/3 der Menschen hier andersfarbig sind, und sowieso alle aus anderen Laendern hierher kamen.

Separatismus duldet keinen Multi-Kulturalismus, denn er wird faelschlich als schaedlich fuer die Erhaltung ihrer eigenen Kultur angesehen und muss daher unterdrueckt werden.
Und wenn man das nicht in Motreal, Quebec City oder Sherbrooke so klar sehen kann, wuerde ein Blick in die zahlreichen historischen oder heutigen Mono-Kulturen der Welt genuegen, die verheerenden Auswirkungen dieser Art von “Kultur-Erhaltung” zu illustrieren.

Kulturen werden nicht durch Isolierung von anderen erhalten. Saemtliche (heute toten) Kulturen der Vergangenheit sind von innen her gestorben.

Ich fuerchte jedoch, dass Kommentare wie ” die unter einen Hut zu bringen, ist mit einer kanadischen Konstitution wie der jetzigen nicht möglich” einer mangelnde Kenntnis der “Canadian Constitution” zugrunde liegen. Diese wurde schliesslich von einem Franzoesisch-Kanadier (Pierre Elliott Trudeau) aus England nach Kanada zurueck gebracht.

Gluecklicherweise war Trudeau ein Federalist wie ich und hatte eine Liebe fuer sein Land Kanada, die man bei keinem Separatisten finden wird. Die moerderischen Auswirkungen des Separatismus in Kanada fanden zu Trudeau’s Zeit statt, er unterdrueckte sie energisch. Aber dieselbe Mentalitaet schlummert noch heute in vielen Separatisten-Gehirnen.

Die Menschen in der Welt, die heute noch von Separatismus traeumen und diesen durch Terrorismus und andere politische oder religioese Manoever erreichen wollen, leben in der Vergangenheit. Leider werden sie aber die naehere Zukunft unserer Welt noch laengere Zeit beeinflussen.

Fuer Kanada darf man jedoch hoffen, dass der “status quo” die Praesenz und die Zukunft beherrscht.

Es ist meine persoenliche Meinung, die von den meisten Kanadiern geteilt wird.

Peter Iden

Brampton, Ontario, Kanada.

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6 Kommentare

Karl Gotthardt 1. Dezember 2011 - 17:10

Ich entschuldige mich schon im Voraus, dass ich diesen Kommentar in English schreibe. Obwohl ich die deutsch Sprache noch beherrsche, ist es leichter mich meine Gedanken in English zu verfassen. Ich bin seit 1959 in Kanada.

I arrived in Canada with my parents in 1959, when I was 13 years old, from Mannheim. After spending 35 years in the Canadian Army, I chose to retire in Alberta, about one hour north east of Edmonton. Besides being exposed to many regions in the world, I have visited or lived in every Province and Territory in Canada. Needless to say my loyalty to Canada is well grounded.

Separatism, for the most part, is based on ignorance, lacking knowledge of other parts in Canada. For the most part, when individuals visit other parts of Canada and meet their people their views change. This is also the case with the Quebecois, although it might be different if they travel in groups. I have had some real productive discussions with so-called separatists and found when dialogue takes place the situation and the will to separate changes. Because of Canada’s political system, which requires political parties to garner support from Quebec voters to get a majority, politicians have coddled Quebec with sometimes outrageous promises. In my humble opinion politicians have fired up Quebec voters to believe in this phenomena.

I found during my travels that Quebec was not really interested in outright separation, but more of a souvereignity association with Canada’s currency, passport and a joint defence effort. This is like having your cake and eating it too. The other thing to not as well is that whenever the economy in Quebec does well, people are less likely to pursue Separation.

The assertion that Alberta is interested in separatism is absurd. With a population of just 3.1 million, 10% of Canada’s overall population, calls for separation have only come from a very tiny minority. Alberta has a diverse population, with permanent and migrant workers from every region in Canada and is represented by some 100 ethnic groups. The Mayor of Calgary is an East Indian. From what I can tell he is extremely well liked by the electorate and keeps constant contact with them on twitter. There is a misconception of Alberta in the rest of Canada that the place is full of rednecks, not so. Albertans, in my opinion, have a strong believe in the unity of Canada. There has been concern about Western alienation, which includes all Western Provinces. The power base in Canada is in Ontario and Quebec because those provinces hold the most seats in Parliament and often decisions made are political, which don’t take Western concerns into account.

I believe that Separatism will never occur, despite the noise. Quebec has its rights to culture and language guaranteed by law. How would that work for them surrounded by a sea of Americans and English Canadians? I would suggest, not so well.

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John J Feller, SCV 4. Juli 2011 - 01:50

Thank you Susan. Of course you are right but Peter was talking about the 1995 referendum and the massive demonstration “love fest” in which he participated as an Ontario Canadian on Dominion Square which probably influenced some Quebecois to change their vote. Keep on participating we are looking forward to your opinion.

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Susan Markanen 3. Juli 2011 - 16:05

I am an anglophone Canadian who was born and brought up in Montréal, Québec. You might be interested to know that the first referendum for the separation of Québec from Canada was actually in June of 1980. (My apologies, I do not speak German; I used Google translate to read your article.)

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Erwin Steyrer 15. Mai 2011 - 15:26

Schauen wir doch einmal wo eigentlich Seperatismus beginnt. Meiner Meinung beginnt der Seperatismus in übersteigerten Nationalismen, denn Seperatisten sind immer der Meinung anderen überlegen zu sein und ihr Leben besser zu meißtern als andere. Daher sucht mann Fehler nur bei anderen und puscht so die Menschen auf. Ob Multikulti so gut ist kann mann mit ja beantworten, soferne von allen Seiten Toleranz geübt wird und das anderssein auch akzeptiert wird.Ich verstehe sowiso nicht daß mann nicht weltweit neben seiner Muttersprache auch Englisch das doch die größte Weltsprache ist, als verpflichtendes Unterichtsfach lehrt. Das soll aber nicht heißen nicht auch andere Sprachen zu lernen ,denn Sprachen lernen bedeutet auch ander Kulturen zu verstehen. Seperatisten übersehen den wesentlichsten Faktor überhaupt daß wir alle auf dem gleichen Planeten wohnen und dieselbe Luft atmen! Ein Beispiel dafür ist die von einigen Ländern angestrebte wiedereinführung von Grenzkontrollen im Schengenraum. Von Nationalisten und Seperatisten wird das so dargestellt als ob die Gesellschaft vor dem bösen Nachbarn geschützt bwerden müsse. Die Wahrheit ist doch daß die Gesellschaften doch nur vor kriminellen Elementen, korrupten Politikern bzw verbrecherischen Gechäftemachern zu schützen ist.

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John J Feller, SCV 15. Mai 2011 - 04:30

Ich kenne Peter Iden immerhin schon viele Jahre und bin grundsätzlich mit ihm einverstanden.

Aber
„Was mich anbetrifft, so glaube und hoffe ich zumindest, dass ich kaum oder nur sehr, sehr wenige Vorurteile hege.“
Jeder Mensch denkt so, auch jeder Separatist, leider, das ist absolut mensch-lich.

Ich wohne seit mehr als 40 Jahren in Quebec, habe ganz Canada mit Ausnah-me des Yukon und der NTT weitgehend bereist, und möchte in Canada nir-gendwo anders leben. Wenn die Separatisten gewonnen hätten wäre ich aller-dings garantiert ausgezogen weil es eben dann nicht mehr „mein“ Canada gewesen wäre.

Separatisten sind das hinterwäldlerischte und dümmste Volk, das man finden kann, ob hier in Quebec, im Jura in der Schweiz oder in Spanien oder gar in Alberta. Nicht nur weil sie auch vor Terrorattentaten nicht zurück schrecken, sondern weil sie stehen geblieben sind und romantisch etwas nachtrauern, das eben vorbei ist, endgültig vorbei ist. Pierre Eliott Trudeau war mein PM und deshalb habe ich wie viele Neueinwander Sympatien für die Liberale Partei. (Leider ist diese in letzter Zeit neu ausgerichtet und für mich nunmehr nicht mehr wählbar. Das Resultat der letzten Wahlen, bestätigt, dass ich nicht allein bin).

Wenn man hier lebt kann man sehen wie dominant die katholische Kirche hier alles überagte und seit der Durchschschnittsbürger diese Dominanz durch-schaut und weitgehend abgelehnt hat fehlte hier vielen die Krücke, weil gewis-se Dogmen eben noch vorhanden sind. zB, dass man nicht ehrlich wohlhabend werden oder sein könne (latenter Antisemitismus). Da sprangen die Separatis-ten in die Bresche und geben dem „verlorenen Volk“ mit ihrer Richtung Fran-zösisch gegen Englisch einen neuen Halt. Die Begeisterung war recht gross aber ich sehe nunmehr, dass dies eben für eine stetig wachsende Mehrheit auch keine Lösung ist. Ich stelle fest, dass das Internet dazu viel beigetragend hat. Leute die nur eine Sprache sprechen, kommen eben bei diesen Medien rasch an eine Grenze, ob dies nun hier in Qc oder in Russland, im Iran oder in China sei.

„Die Provinz Quebec ist die Wiege des kanadischen Separatismus“.
Wenn die Augen der Quebecer nicht geöffnet worden wären wäre es auch das Totenbett. Dazu haben die beiden Quebecer PMs Trudeau und Chretien ganz wesentlich beigetragen.Trudeau erstmals in der sog. Oktoberkrise wo ein Mini-ster der Quebec Regierung entführt und dann ermordert wurde, wo er eine harte, klare Linie führte und auch Chretien mit seiner Gsetzgebung „Giftpille“, die die Abspaltung nur mit einer klaren Referendumsfrage und einem eindeuti-gen Abstimmungsentscheid (nicht bloss 50 % + 1 Stimme) ermöglichen würde. Für die Separatistenführer sind deshalb diese 2 kanadischen PM aus Quebec echte, verhasste Verräter. Gut so! Beide haben mit ihrer Politik den Separatis-mus ad absurdum geführt, viele Augen geöffnet und nicht die Sympatien der Separatisten gesucht. Die Separtisten wollen dem Volk nicht helfen sondern es wie zuvor die Kirche unterjochen und kontrollieren. Ein offenes Geheimnis dabei ist, dass die Kinder der Separatistenführer weitgehend in englischspra-chigen Schulen erzogen werden um eben als nächste Generation „besser d.h. zweisprachig“ zu sein. Der normale Quebecer Bürger hingegen darf seine Kin-der nur in franzöischen Schulen eintragen. Meine 3 Söhne sind in einer französichen Privatschule, wir sprechen zu Hause englisch und die Kinder haben Mandarin als Muttersprache. Sie werden oftmals von ihren Schulkame-raden beneidet, nicht nur weil sie eben auch im Englischunterricht (Fremspra-che) besser sind und es leichter haben aber vorwiegend weil sie auch zwei-sprachig aufwachsen. Mehrsprachigkeit ist eben für die ganze Welt fast unum-gänglich.

Quebec hat aus dummen, kurzsichtigen, politischen Gründen über die Jahre mit Erpressung von der Bundesregierung viele Priviliegien erreicht. So zB ha-ben wir hier in Qc eine andere Steuererklärung (zwar in E und F) aber eben wir reichen diese nicht nach Ottawa sondern in QC ein. Die Einwanderung nach Qc wurde durch einen „Vorfilter“ über die Qc Einwanderung erreicht, was zwar die Einwanderungbearbeitung verkürzt aber eben auch dies ist ein „Sonder-zug“. Separatisten wie überall möchten eigentlich nur Rosinenpflücken; Qc zB möchte den guten C$ behalten aber nichts dafür leisten. Qc möchte im NAFTA Vollmitglied bleiben sich aber sich nur dort daran halten wo sie es für gut befinden etc etc
„Auch wir waren dabei mit unserer grossen kanadischen Flagge, zum ersten Mal politisch aktiv. Die Einigkeits-Feier wurde zum grössten Teil in Französisch gehalten. Sie brachte Stolz in alle Herzen und Tränen in alle Augen.“
Leider sind verständlcherweise in letzter Zeit auch viele Kanadier im RoC (rest of Canada) nunmehr einer Abtrennung nicht mehr völlig ageneigt, weil diese Epressungen „….sonst trennen wir uns von Euch“ vielen auf die Nerven ge-hen. Eigenartigerweise geht dies einher mit den gleichzeitigen Rückgang des Separatismus in Qc.

Ich habe das Erlebnis von Peter Iden auf der Kreuzfahrt schon gehört. Dazu kann ich nur sagen, dass Dummheit, und darum handelt es sich dabei, keine Exklusivität der Separatisten ist, so ärgerlich diese auf einem engen Kreuz-fahrtschiff auch sein kann.
Ich bin noch nie auf einer Kreuzfahrt gewesen, aber ich habe doch schon oft erlebt, dass Menschen eben Herdentiere sind, und wenn ein grossmauliger Separatist dabei ist, meinen die andern auch ins gleiche Horn blasen zu müs-sen ob dies nun ihrer Meinung sei oder nicht.

„Separatismus duldet keinen Multi-Kulturalismus, denn er wird fälschlich als schädlich für die Erhaltung ihrer eigenen Kultur angesehen und muss daher unterdrückt werden.“
So bin ich nicht einverstanden, wir haben hier einen Multikulturalismus, etwas ev. anders als in den andern Provinzen, vielleicht, aber die Integration ande-rer Kulturen ist hier vorbildlich und richtigsweisend. Der Schweizer Schwin-gerclub und die Deutschen Schuhplattler erhalten von der Provinzregierung nicht nur Unterstützung und Förderung, der Schweizer Nationalfeiertag mit Schiessen und Jodeln ebenso. Clubs und Vereine aus aller Welt werden hier wie auch anderswo in Canada besucht und gefeiert. Die Welt öffnet sich für die junge Generation, die mehr als nur gerade Paris und Rom besucht hat.

Ganz so sicher ob Multikulturalismus wirklich so gut ist, bin ich mir eigentlich auch nicht, „melting pot“, dass sich die Neuzuzüger einorndnen und anpassen müssen scheint mir heute aussichtsreicher und besser.

”unter einen Hut bringen“ ist auch nicht meine Idealvorstellung, Quebec ist anders, darf anders sein in Canada. Das ist eben Canada: tolerant und offen. Ich hoffe, dass der RoC nicht versteinert und verknöchert und diese Öffnung und Toleranz auch weiter führt.

Ich meine die Separatisten lächerlich zu machen wirkt recht gut. Im Verkehr zB wenn jemand meine Vorfahrt abschneidet oder ein Rotlicht überfaehrt „er spricht eben Französisch“. Ich habe dies Leuten schon ins Gesicht gesagt, die mir zB einen Parkplatz „abstahlen“. Ich habe immer dabei den Eindruck, dass dies beschämt, weil eigentlich auch hier niemand ein engstirnig, primitiver Separatist sein will. Don Camillo ist dabei für mich ein Vorbild, wie er sanft Peppone unmöglich machte.

Es ist meine persönliche Meinung und Erafahrung, die von immer mehr Quebecern geteilt wird.

John J Feller
Mont Saint-Hilaire, Quebec, Canada

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Erwin Steyrer 14. Mai 2011 - 21:24

Eigentlich eine gute Analyse des Seperatismus. Nur es wird dabei immer übersehen daß sich sowohl die Engländer wie auch die Franzosen das Land mit Waffengewalt von den First Nation s genommen haben und es eigentlich denen gehören müsste! Es zeigt aber daß Seperatismus nirgens Guttut.Nicht in Spanien oder in Nordirland ocder sonstwo auf der Welt! Es ist legitim für seine menschlichen und wirtschaftlichen Rechte einzutreten aber es berechtigt nicht gewachsene Länder zu entzweien!

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