28. Mai 2010: Diese Woche haben wir Besuch bekommen: Conny’s Freundin Silvana hat den weiten Weg aus dem Vogtland bis an die kanadische Westküste auf sich genommen, um uns zu sehen. Sie ist auf ihrer weiten Reise allerdings nie allein gewesen, denn ihre Kreditkarte hat sich als sehr treuer Weggefährte entpuppt. Ihren ersten Einsatz hatte die kleine Plastikchipkarte im Duty Free Shop in München. Dort musste sie nämlich eine Flasche Rum finanzieren. In Toronto hat die Spirituose jedoch für schwache Nerven und ordentlichen Zeitdruck gesorgt, als Silvana erfahren musste, dass der Alkohol nicht wieder mit ins Handgepäck darf. Ihr Koffer war schon längst auf dem Weg in das Flugzeug, sodass der Rum – verpackt in einem Karton – separat aufgegeben werden musste. Zum Glück sind Silvana, ihre Kreditkarte und der Rum pünktlich bei uns in Victoria angekommen. Bei der Begrüßung müssen wir allerdings vorsichtig sein, denn Silvana hat sich auf dem Inlandsflug zwischen Toronto und Victoria die „Kanadische Rüsselpest“ zugezogen. Personen, die unter dieser Erkrankung leiden, müssen in regelmäßigen Abständen husten und ihre Nase schnauben. Gelegentlich kommt es auch zu stoßartigen Niesanfällen. Die Genesungschancen liegen erfreulicherweise bei nahezu 100 Prozent.
Dennoch müssen sich Silvana und ihre Kreditkarte in den ersten Tagen noch etwas schonen. Dank unserer chinesischen Freunde aus dem Präsentationslehrgang geht es ihr aber schon bald viel besser. Am Samstag sind wir nämlich zum Abendessen bei Zheng eingeladen. Auf dem Tisch steht eine unglaubliche Vielfalt an Leckereien: Hühnchen, Gemüse, Nudeln, gefüllte Teigtaschen, Wassermelone und zum Glück weder Hund noch Katze. Auch in China essen unsere Gastgeber eher selten Hundefleisch und wenn doch, dann werden wohl nur die hässlichen Hunde verspeist. Zum Nachtisch bekommt Silvana noch ein Heilmittel verpasst: Vivian – die Frau von Zheng – kocht „Gedampftes Ei mit Öl“ und verabschiedet uns mit drei Packungen Tee und einer Schachtel chinesischer Zigaretten.
Schon einen Tag später ist Silvana wieder fit und lässt in Vancouver ihre Kreditkarte glühen. Hier und da gibt es ein ausgefallenes Souvenir und hübsche Oberteile. Besonders entzückende Kleidungsstücke gibt es aber in Seattle, wo wir die letzten drei Tage verbracht haben. Vor allem für Silvana’s Kreditkarte gilt hier das Motto: „Schlaflos in Seattle“. Die kleine Chipkarte kommt nicht nur in den coolsten Klamottenläden zum Einsatz, sondern auch in unserem Hotelzimmer: Silvana liegt müde in ihrem Hotelbett und drückt schlaftrunken auf der Fernbedienung herum. Sie wird immer schwächer und schläfriger und betätigt direkt während des Einschlafens die Okay-Taste und bestellt sich einen kostenpflichtigen Spielfilm. Dank der letzen Tage ist die Kreditkarte gut aufgewärmt und bezahlt beim Auschecken brav die 16 $ Filmgebühr. Nur die Kartenbesitzerin ärgert sich grün und blau über ihr teures Missgeschick.
München, Toronto, Victoria, Vancouver, Seattle: Silvana’s Kreditkarte hat immer einen Weg gefunden und ihr damit einen spannenden Kanada-Urlaub beschert. „Die Kreditkarte kennt eben den Weg!“, wie Silvana gern zu sagen pflegt.