Neue Heimat – Kanada

von Mario

Unser Entschluss war gefasst. Nach einem fast fünfwöchigem Wohnmobiltrip durch British Columbia, war es klar, hier wollen wir leben. Wir, das sind unsere Tochter Katharina , unser Sohn Sebastian, mein Mann Mario und ich (Bettina).

Diese traumhafte Gegend, mit dem unwahrscheinlich vielen Seen, Wäldern, Bergen und natürlich den Rocky Mountains, hatten es uns angetan. Ebenso beeindruckte uns die Ruhe und die lockere freundliche Art der Kanadier. Einige Jahre zuvor hatten wir den Osten Kanadas bereist und sogar vor über zwanzig Jahren ein Grundstück in der Nähe von Halifax gekauft. Damals waren wir noch kinderlos und mit Sicherheit etwas blauäugig. Wir verkauften unser Grundstück wieder und bauten unsere Zukunft in Deutschland auf. Zur Freude unserer Eltern gründeten wir eine Familie, und machten beruflich Karriere. Mein Mann als Ausbildungsleiter in einer grossen Firma und ich als Leiterin eines kleineren Altersheims in unserer Gemeinde. Einige Jahre schlummerte der Kanadatraum in uns, aber begraben war er nie.
Nun sind wir also seit August 2001 hier in BC und leben in der Nähe von 100 Mile House, zwischen dem wunderschönen Deka- und Sulphouruslake in fast unberührter Natur. Während unseres Urlaubes 1999, nahmen wir mit einem uns empfohlenen Vermittlungsbüros für Einwanderung in Vancouver Kontakt auf. Man erklärte uns, dass wir verschieden Punkte erfüllen müssten, um das heiss ersehnte Immigrationspapier zu erhalten. Wir entschieden uns für diese Unterstützung, die uns unserem Ziel näher brachte, aber unseren Geldbeutel schrumpfen liess. Der Antrag wurde also gestellt und wir mussten uns auf eine Wartezeit von 1 bis 1,5 Jahren einstellen. Nach ziemlich genau einem Jahr wurden Mario und ich in kanadische Botschaft nach Berlin zu einem Interview einbestellt. Dies alles war sehr aufregend, da das Gespräch in Englisch geführt wurde. Wir hatten natürlich im Vorfeld einige Bedenken mit unserem Schulenglisch mithalten zu können. Aber durch gute Vorbereitung, auch seitens unseres Vermittlers, haben wir diese Hürde gemeistert. Nach ca. 30 Minuten war der Spuk vorbei und nun stand noch die Abklärung des Gesundheitszustandes jedes Familienmitgliedes auf dem Programm. Wir wurden von einem angeordneten Arzt auf Herz und Nieren geprüft. Anschliessend hiess es wieder warten, und mit der Ungewissheit leben, ob man es geschafft hat oder nicht. Diese Wartezeit nutzten wir trotzdem, um uns in der Nähe von 100 Mile House nach einem geeigneten Projekt umzusehen. Mit Hilfe einer deutschsprachigen Maklerin, die uns schon seit zwei Jahren Angebote übermittelte, starteten wir die Suche. Unser Traum war ein Resort (Campingplatz mit Blockhäuser) an einem See. Schon nach einer Woche war unser Traum geplatzt. Die in Frage kommenden Objekte waren baufällig, zu teuer oder es gab zu viele staatliche Auflagen. Einige wirklich interessante Objekte waren leider eine Nummer zu gross für unseren Geldbeutel. Mario war total frustriert und wollte das ganze Projekt abbrechen. Unser Sohn hatte sich inzwischen auch entschieden auszuwandern, aber dann zurück nach Deutschland zu gehen, um sein Abitur zu machen. Zum Glück hatten wir eine fähige Maklerin, die uns die Augen auch für andere Perspektiven öffnete. Wenige Tage vor unserem Rückflug zeigte sie uns ein wunderschönes Blockhaus mit ca. 500 qm Wohnfläche, 40000 qm Grundstück und Stallungen und das noch alles neuwertig. Uns allen war sofort klar, das ist es! In den noch verbleibenden Tagen entschlossen wir uns, dieses Objekt zu erwerben und ein Bed & Breakfast zu eröffnen. Zurück in Deutschland freuten wir uns, dass zwischenzeitlich die Immigrationspapiere eingetroffen waren. Nun ging alles Schlag auf Schlag: Jobs und Versicherungen kündigen, Bekannte informieren (die unseren Entschluss mit den unterschiedlichsten Reaktionen aufnahmen), Container bestellen etc. Wichtig war natürlich der Hausverkauf, der sich als ziemlich schwierig entwickelte. Ich hatte grosse Probleme zu akzeptieren, dass Sebastian vorerst in Deutschland bleiben wollte. Einfach war es auch nicht, sich von Familienangehörigen und Freunden zu lösen. Trotzdem überwiegten die positiven Seiten, unter anderem das Ziel unserer beruflichen Selbständigkeit.
Im Sommer 2001 war es dann soweit. Ein 40 Fuss Container ging mit unserem ganzen Hab und Gut auf die grosse Reise und benötigte per Schiff dazu sechs Wochen. Wir überquerten den grossen Teich zusammen mit zwei Kindern, zwei Hunden und zwei Katzen (ein Erlebnis für sich). Unser neues Haus war leer und wir hatten nichts als unsere Kleidung. Also wurde das Nötigste gekauft, Urlaub im leeren Haus gemacht, viel improvisiert und auf die Ankunft des Containers gewartet. Zwischenzeitlich flog Sebastian wieder nach Deutschland zurück und wir schlossen erste Kontakte mit Nachbarn. Wir lernten hier viele nette Leute kennen, aber hauptsächlich Deutsche und Schweizer. Es ist unglaublich wie viel deutschsprechende Leute hier leben, sogar Prominente von Film und Fernsehen besitzen hier Ferienhäuser. Wir stellten schnell fest, dass wir Englisch nur beim Einkaufen und auf Ämtern sprechen mussten.
Nach Ankunft unseres Containers, fing Mario an den Gästebereich auszubauen. Wir kauften uns Pferde und starteten unsere Werbung als Beaver Guest Ranch. Im Mai 2002 eröffneten wir stolz unser “B&B and more”, welches sich in der Homepage www.beaverguestranch.com präsentiert. Inzwischen durften wir schon etliche Gäste verwöhnen, die nach Aussage des Gästebuches sehr zufrieden waren. Wir haben uns darauf spezialisiert klein aber fein zu sein. Unsere Gäste genossen die Ruhe, ebenso aber auch Aktivitäten wie Reiten, Kanufahren, Mountainbiken, Angeln, oder einfach nur zu Wandern. Die Möglichkeit der Verpflegung und die Lagerfeuerromantik wurde sehr geschätzt. Ich denke wir konnten bisher allen Wünschen gerecht werden und wollen auch weiterhin auf individuelle Wünsche eingehen. Zudem haben wir erfolgreich ein Hochzeitsangebot erstellt. Heiraten auf einer einsamen Insel oder auf dem Pferderücken. Bereits über 50 Paare haben erfolgreich bei uns Ihr „Yes I do“ gegeben.

Unsere Kinder haben zwischenzeitlich ihr Studium erfolgreich abgeschlossen und haben nun (nach etwas Suche) einen guten Job.

Ich habe Mühe den Bericht nun zu beenden, da es noch soviel zu erzählen gäbe. Wichtig ist aber zu sagen, dass wir den Schritt nicht bereut haben und freuen uns in Zukunft noch viele Gäste verwöhnen zu dürfen. Für 2013 haben wir wieder viele Buchungen, die uns einerseits bestätigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind und auch ein gutes Gefühl geben.

machts gut

and have a great day

Bettina & Mario

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