Was hatten wir alles über Neufundland gehört: Kalt, Schnee bis in den Mai, Dauerregen, meistens total im Nebel und Menschen die eine komische Sprache sprechen, die entfernt an Englisch erinnert. Aber auch Fisch, Hummer, Eisberge und grandiose Landschaften. Nun ja, bis auf das Wetter, das sich uns meist von einer sehr freundlichen Seite zeigt, stimmt das alles auch…
Am 15.05.2016, gegen 18:30 Uhr, setzt SUMO seine Reifen erstmals in Channel-Port aux Basques auf Newfoundland-Asphalt.
Etwa zehn km weiter finden wir einen schönen Stellplatz direkt hinter den Dünen am Meer, in der Nähe des JT Cheeseman Provincial Park Campgrounds (der natürlich zu war). In der Nacht Sturm und Regen. Das fängt ja genauso an wie wir das gelesen hatten.
Um 5 Uhr morgens am nächsten Tag schon die nächste Panik. Elke weckt mich und behauptet es rieche komisch. Ist aber nix. Wir sind wohl noch etwas dünnhäutig wegen dem „Auspuffschock“. Also erst mal zwei Stunden weiter geschlafen. Nach dem Frühstück zurück zum Trans Canada Highway und ein Stück zurück zum Visitor Center. Immer noch zu. Noch Null Saison hier in NL. Also wieder ab nach Norden. Im Codroy Valley lotst mich Elke auf kleinen Gravelroads mit vielen Potholes bis zu einer Brücke, die aber definitiv zu schmal für SUMO ist. Im Rückwärtsgang wieder retour. Die nächste Abfahrt vom TCH in das Tal passt aber. Bei einem Leuchtturm versorgt uns die Besitzerin des daneben liegenden „Lighthouse Inn“ mit Karten und Infomaterial über NFL. Die konnten wir gut verstehen, denn sie war nicht von hier.
Sehr nett. Besonders der Tipp, dass es am Hafen gekochten und geschälten Hummer gibt. Nichts wie hin und 1 Kilo Schwänze und Scherenfleisch erstanden. Das wird heute Abend lecker!
Zurück auf dem TCH geht es bei Dauerregen bis zur Abfahrt auf die Halbinsel Port-au-Port. An Stephenville vorbei, fahren wir immer die Küste entlang. Wetter auf einmal prima. Cap St. George ist unser Ziel. Plötzlich ein kleines Schild bei Sheaves Cove: „Hidden Waterfall“. Spontan biegen wir ab und finden einen super Stellplatz direkt am Wasserfall. Cap St. George kann bis morgen warten. Das Wetter ist auch plötzlich prima! Ein wunderschöner Stellplatz, direkt daneben uns das Meer mit seltsamen Steinformationen. Erst mal alles erwandern, Meeresküste und Trail zum Wasserfall.
Stellplatz Sheaves Cove, Blick vom Wasserfall-Trail
Elke schießt ein Eichhörnchen (natürlich nur mit der Kamera).
Einige Fischerboote liegen hier, mit denen die lokalen Fischer Krabben und Hummern nachstellen. Einer dieser Spezies (Fischer, nicht Krustentier!) kommt mit seiner Crew später auf den Platz, um an seiner Slipanlage etwas zu reparieren. Von ihm erfahren wir einiges über das Hummer- und Krabbenfischen. Aber nur mit äußerste Konzentration und häufigem Nachfragen. Ziemlich komischer Dialekt. Fast so schlimm wire Aussie-Englisch. Die Fischerei scheint sich wieder zu lohnen. In drei Monaten verdient er ca. C$ 100.000. Die müssen aber dann auch für das ganze Jahr reichen.
Wir setzen später die intensive Beschäftigung mit dem Thema Hummer fort, diesmal mit einem leckeren Dip. Wir schaffen aber nur 600g, dann sind wir erst mal papp satt und müssen den Eiweißschock verdauen. Abends wieder Regen.
Am nächsten Morgen (Wetter wieder ok) starten die Fischer früh, als wir frühstücken sind sie schon längst auf dem Wasser. Cape St. George ist unser erstes Ziel.
Laut Schautafel einer der besten Plätze um Wale zu beobachten. Und tatsächlich, alles voller Wale: Minkwale, Bartenwale, Blauwale, Buckelwale, Pottwale – leider alle nur unter der Wasseroberfläche, darüber lässt sich kein Blubberträger blicken.
Dafür wieder ein Haufen Gannets. Diese möwenähnlichen Vögel (Spannweite bis 6 Fuß = 2m) sind wahre Kamikaze Flieger. Sie schweben in 100m Höhe, erblicken einen Fisch und stürzen sich mit angelegten Flügeln senkrecht nach unten, Schnabel voran. Eine kleine Eintauchfontäne und weg sind sie, um kurz danach mit einem Fisch im Schnabel wieder aufzutauchen. Faszinierend, wie Mr. Spock sagen würde. Nach 27-stündiger Bemusterung der Meeresoberfläche und vergeblichen Versuchen, visuell in die Tiefen des Ozeans durchzudringen (wo sich die Wale ja alle rumtreiben müssen -siehe Schautafel), beschließen wir noch den Trail zur Vogelkolonie zu wandern. Der ist fast zugewachsen und führt immer entlang der Klippen durch niedrigen Krüppelwald. Zweige streifen an den Hosen und durchnässen sie. Wir laufen und laufen, doch die Vogelkolonie, die wir von weitem gesehen hatten erreichen wir nie, der Pfad führt zwar direkt daran vorbei, aber ohne bessere Einblicke zu liefern. Nach der dritten Cove kam immer noch nichts, also wieder umgedreht. Viele Elchspuren, aber keinen Verursacher gesehen. Auf dem Loop durch Port-au-Port, begegnet er uns aber doch noch: Mr. (oder Mrs. Moose) der sich nicht zwischen Wald und Straße entscheiden kann. Wer einen Elch von hinten im Trab gesehen hat, kommt aus dem Lachen kaum raus, so eigenartig ist sein Lauf.
Wir kommen durch viele kleine Ortschaften, die alle eines gemein haben: Vor jeder Einfahrt liegt ein Haufen alter Müll und wartet auf….? Das sehen wir jetzt schon seit unserer Ankunft in Newfoundland. Streiken hier die Müllmänner?
Endlich haben wir den Loop durch und erreichen wieder den TCH. Nun geht es flotter voran, unser Ziel ist Corner Brooks, die letzte große Stadt vor der Einöde des Nordens von Newfoundland.
Noch mal einkaufen und vor allem: das erste Mal Wäsche waschen. Dies tun wir in Mathews Mini Mart, bei Camelita und John, mit denen wir uns nett unterhalten. Wir bekommen sogar das Angebot in Ihrer Auffahrt zu übernachten, entscheiden uns jedoch für einen Naturplatz. Nach Auftanken fahren wir in den „Bottle Cove Park“, wo wir am South Head Lighthouse Trailhead einen wunderschönen Campplatz finden, mit Blick auf Berge und Meeresarm. Abends gibt es die Hummereste.
Schon nach dem Frühstück kündigt sich besseres Wetter an, der blaue Anteil am Himmel wird immer größer. Mit ihm steigt die Laune von Elke. Nur drei kurze Besucher Drive-by`s seit gestern. Das muss noch weniger werden, wir müssen besser versteckte Campsites finden. Wir laufen den „South Head Lighthouse Hiking Trail“.
Wunderschöne Ausblicke auf die Bay of Islands, die Klippen und das Meer. Wir sehen einen Gedenkstein für einen alten Bekannten von uns: Capitan Cook war 1767 hier an Land gegangen, bei seiner Erkundung von Newfoundland. Ein paar Jahre später war er dann 1770 in Australien, wo wir 2011 (Town of 1770) und 2013 (Cooktown) von ihm und seinen Reisen und natürlich seiner Erkundung von Australien ausführlich informiert worden waren. Nach diesem schönen Hike, geht es zurück nach Corner Brook und wieder auf den TCH. Aber nicht für lange, denn Elke lenkt SUMO direkt wieder vom TCH runter zu den Steady Brook Falls. Ein imposanter Wasserfall zeigt sich nach kurzem, steilem Anstieg in den Wald.
In der Saison ist hier vermutlich die Hölle los, weil sich rechts und links vom Wasserfall Zip-Lining-Stationen befinden. Man kann von ganz oben am Wasserfall 4x kreuz und quer an Stahlseilen in einem Sitzkorsett nach unten rollen. Im Moment natürlich alles zu. Und weiter geht es den TCH entlang bis Deer Lake. Ein Werbeschild für ein Chinarestaurant lässt uns schwach werden. Das Essen ist aber nicht besonders. Von Deer Lake auf die 430 und rein in den „Gros Morne National Park“. Visitor Center: zu, alle Campgrounds auch „closed“, nächsten Freitag sollen sie öffen. Wofür haben wir eigentlich unseren Parks Canada Jahrespass gekauft? Bisher nur in Halifax (Zitadelle) benützt, alle anderen Parks waren noch zu und daher kostenlos.
Wir fahren trotzdem einen Campground an und ignorieren ein „closed for the season“ Schild. Ein paar Fotos müssen sein. Es wird aber an der Eröffnung gearbeitet, ein paar Arbeiter bringen mit ihrem Pickup schon die Leih-Kanus. Aber zum Bleiben ist es noch zu früh. Auf dem Weg zum Discovery Center biegen wir kurz auf einen versteckten Picknickplatz ein und finden den idealen Platz für die Nacht. Erst aber mal beim nahegelegenen Discovery Center nachschauen. Wir haben Glück, zwar noch zu, aber ein Mädel lässt uns trotzdem rein und wir können die Ausstellung besichtigen. Im wesentlichen Infos über die Geologie des Parks, Pflanzen und Wildlife. Eine Künstlerin bereitet ihre Ausstellung über die Vereinigung von Kunst (Fotografie, Plastiken, Gipsabdrücke) und Geologie vor (ihr Mann ist Geologe, sie sind aus Alberta). Auf dem Parkplatz treffen wir Allison und David aus Kelowna, BC. Nach einiger Plauderei laden sie uns zu einem Besuch bei ihnen im schönen Okanogan Valley ein. Die werden wir zu gegebener Zeit gerne annehmen.
Das freie und schnelle WIFI des Discovery Centers gibt uns die Möglichkeit mal wieder alle Apps upzudaten und ein paar Nachrichten zu verschicken. Freies WLAN finden wir auch immer bei McDonalds und im Walmart.
Unser heutiger Camp-Platz bewährt sich: kein einziger ungebetener Besucher, wir stehen auch völlig unsichtbar mitten im Wald.
Nach Kaffepause und Haar-und Bartpflege (machen wir jetzt selbst, Friseure sind sehr teuer hier), geht es in die Kabine zum Bilder bearbeiten. Warum nicht draußen am Picknick Tisch? Tja, die „Tourist Season“ hat zwar noch nicht begonnen, aber ein paar vorwitzige erste Moskitos wissen davon anscheinend nichts…
Bei strahlend blauem Himmel sind wir schon um halb sechs aufgestanden und kommen daher früh los. Unser erstes Ziel ist der Tablelands Trail. Die Tablelands sind eine geologische Besonderheit. Hier hat sich sehr tiefes Erdkrustenmaterial nach oben geschoben. Es ist sehr Nickel-reich und somit Gift für Pflanzen. Deshalb wächst fast nichts in direser Gegend. Sieht wie eine Mondlandschaft aus. Daher keine Tiere, das Bärenspray kann im Truck bleiben.
Gefahren lauern trotzdem überall: unter den wenigen Pflanzen, die hier gerade noch gedeihen, sind FLEISCHFRESSENDE Exemplare! Extrem vorsichtig bewegen wir uns durch die Landschaft. Die fressen zwar nur Insekten, aber man weiß ja nie… Besser immer eine Hand am Jagdmesser…
Wir halten kurz inne. Hör mal! Was denn? Nichts! Die Stille ist perfekt. Der Trail endet an einem Wildbach (dort rauscht es natürlich). Nach dem Trail geht es bis zum Ende der Straße (431) nach Trout River. Dort mal beim Campingplatz vorbei geschaut („closed for season“) und am Trout River Pond entlang spaziert.
In Trout River noch kurz Station beim Fischerhafen gemacht. Die großen Schiffe liegen an der Wharf, die Fischer sind alle mit ihren kleinen Booten draußen, bei den Hummer- und Krabbenfallen.
Nun geht es die ganze 431 retour, bis wir bei Wiltondale wieder nach Norden abbiegen. Wir legen einen kurzen Stopp an einem Wasserfall ein, zu dem ein kleiner Wildpfad durch nordischen Urwald führt.
Kurz dahinter die „Mattie Mitchel Site“, ein kleiner Erinnerungspfad über MM, einen Mi’kmaq Indianer, (oder Micmac, wir kennen mittlerweile 3-4 Schreibweisen für den Stamm), der den Engländern Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhundert als Guide bei der Erforschung und Kartographierung von Newfoundland diente. Noch heute leben seine Nachfahren hier. Kurz dahinter liegt das Visitor Center für den „Gros Morne Park“ (OFFEN!). Elke besorgt Infos über Park, Umgebung und Events. Da mal wieder eine Dusche fällig ist, gönnen wir uns den nahegelegenen KOA Campground. Entgegen alle Erwartungen, ist dieser hier richtig schön. Wir haben einen Platz direkt am See.
Das Studium des örtlichen Eventkalenders zeigt uns, dass morgen ein Festival in dem nahe gelegenen Ort Norris Point stattfindet, das werden wir uns nicht entgehen lassen und entscheiden spontan zwei Nächte zu bleiben. Abends noch einige Unimog-Wartungsarbeiten, Dusche, Essen und dann bald in die Falle.
Heute kommen wieder die Fahrräder zum Einsatz. Zuerst nach Rocky Harbour zu einer Autowerkstatt, wo ich mir den Inbusschlüssel für die Vorgelege kürzen lasse, am rechten Vorgelege kann ich den Ratschenschlüssel nicht ansetzen. In fast alle Vorgelege muß Öl rein. In Rocky Harbour Kaffee trinken, Kekse essen (Elke muß dauernd futtern) und den Hafen beobachten. Wir strampeln weiter zum „Lobster Cove Head Lighthouse“. Das kleine Museum ist sehr liebevoll gemacht. Tolle Ausblicke.
Noch einige kurze Trails und zurück zum Campground. Ich probiere das modifizierte Werkzeug, um das rechte Vorgelege zu warten. Geht aber immer noch nicht. Morgen müssen wir noch mal zur Werkstatt, um geeigneteres Werkzeug zu finden. Egal. Erst mal für das Festival fertig machen. Fahrrad-Batterien nachladen und dann gegen 16 Uhr ab nach Norris Point. Wir besuchen eine Reception mit Gemäldeausstellung in „Neddies Inn“. Drinks, lecker Häppchen und eine grandiose Aussicht auf den Fjord werden geboten.
Danach fahren wir zur happy hour im „Cat Stop Pub“ unten am Hafen. Wir sitzen in der Sonne draußen, futtern fast food und unterhalten uns nett mit einem Quebecer Paar, das wir schon in Codroy kurz getroffen hatten. Abhängen bei Musik bis die Sonne untergeht.
Mit den E-bikes radeln wir zurück Richtung Campground. Ein endlos langer steiler Anstieg liegt vor uns. Wir müssen die Bikes tauschen, da Elke mit Rückenproblemen und ihrem 250W Pedelec den Berg nicht schafft. Mit meinem 1000W Powerbike ist das natürlich kein Thema. Am CP angekommen, Bikes wieder verstaut, alle Batterien auf ihre Ladestationen, damit wir für das nächste Bike Event wieder gerüstet sind.
Am nächsten Tag, zunächst mal nach Rocky Harbour, um Werkzeug für die Vorgelege zu besorgen. Die Autowerkstatt, bei der wir gestern waren, hat natürlich zu (Samstag). Im örtlichen Hardware-Laden gab es nichts Passendes. Ein paar Newfies gefragt und Tipp für eine andere Werkstatt bekommen (Pittman Motors). Zum Glück offen. Der Besitzer war sehr hilfreich und kam nach einigen Missverständnissen mit genau der gesuchten Imbus Schraubnuß an, die auf eine kleine 3/8“ Ratsche passte. Damit und einer Hebelverlängerung konnte ich endlich auch die Vorgelege vorne rechts überprüfen (voll). Nun noch schnell zum Hardware-Laden und die passende Ratsche gekauft (habe zwar schon drei, aber keine 3/8“) und weiter geht es in Richtung Norden.
Wir schauen uns bei „Green Point“ fossile Lagerstätten an. Dort finden wir GOLD! Wir sind REICH! Wo ist das nächste Luxusresort?
Leider nur Katzengold. Zum Trost C$ 1,05 in Münzen auf dem Parkplatz gefunden.
Ein kurzes Stück weiter steht die Besichtigung des Wracks der „SS Ethie“ an (nicht mehr viel übrig), die 1919 in schwerem Sturm in Seenot geriet, von ihrem Kapitän aber in der Nähe des Ufers auf Grund gesetzt werden konnte. Alle Besatzungsmitglieder wurden mit einer Seilfähre von Bord geholt, inklusive eines Babys, das die Strecke in einem Postsack zurück legte. Die Mutter hatte diesen Sack ihr Leben lang aufbewahrt und einmal im Jahr gewaschen. Jetzt liegt er in einer Vitrine des Lighthouse Museums, das wir gestern besichtigt hatten.
Als nächstes fahren wir in den „Arches Provincial Park“. Hier sind im Meer einige erodierte Felsbögen zu sehen – erinnert etwas an die London Bridge Felsformation in Australien. Auf der Weiterfahrt Elch #5 und #6 gezählt.
Dann endlich die Premiere: Elke fährt eine Stunde Unimog. Noch etwas verbissen, aber das wird sicher bald lockerer. Bei der Kreuzung nach Port-au-Choix biegen wir ab und sehen uns Ben’s Studio an. Walknochenkunst und nette Holzarbeiten/Holzgemälde. Kurz nach unserer Ankunft, kommt Ben in seinem Pickup mit zwei lebenden Hummern für sein Dinner an. Nice Talking.
Der Ort – wie so viele um diese Jahreszeit – sieht verwaist aus und das Visitor Center der Historical Site (Info über archäologische Funde von Überresten der alten Dorset Inuitpopulation vor 2000 Jahren) ist natürlich „closed for season“. Der Abstecher zum nahegelegenen Leuchturm lohnt sich aber: Vögel, Vögel und noch mehr Vögel, Elke sieht einen Wal und ein paar Newfies wollen wieder alles wissen.
Nun wird es Zeit einen Übernachtungsplatz zu finden, den wir am Trailhead „Phillips Garden“ finden. Wieder mal direkt am Meer, umgeben von Klippen, mit wunderschönem Sonnenuntergang.
Am nächsten Morgen zeigt sich gleich als erstes das Motto des Tages: „Cariboo Day“.
Am gegenüberliegenden Ufer der Bucht sind drei schmutzig-weiße Woodland Cariboos am grasen. Elke holt die Bazooka raus (500 mm Teleobjektiv) und lichtet die Hirsche ab.
Ich unterhalte mich derzeit mit einem neugierigen Fischer und erfahre etwas Neues über Fische und Vögel: Ein Schwarm kleiner Fische war gestern vor dem Leuchtturm aufgekreuzt, was die irrwitzigen Mengen an Seevögeln erklärt. Manche davon (Turf) werden im Herbst geschossen und sollen sehr schmackhaft sein. Mit einer Longline (100 Haken) kann man auf einmal 600 Pfund Heilbutt fangen. Die Hummersaison dieses Jahr ist die beste seit 36 Jahren usw. So langsam verstehe ich das Newfie-Englisch. Nun aber los, aus Port-au-Choix raus bis zur 430 nach Norden. Bald biegen wir auf die 432 (Grenfell Highway) Richtung Osten ab. Es geht durch das Landesinnere. Wir zählen am Ende über 15 Cariboos. Und eine Unmenge von „Roadside Gardens“, das sind kleine umzäunte Beete, die sich die Locals direkt am Straßenrand angelegt haben. Auch regelmäßig am Straßenrand sind Holzlager, die für den Winter gefüllt werden. Jedes Haus hat so seine paar Festmeter Holz hier gelagert.
Im Norden der Hare Bay treffen wir wieder auf die 430 (Viking Trail) und es geht weiter in Richtung L’Anse aux Meadows. In St. Lunaire-Griquet tanken wir. Wir bekommen den Tipp, auf einem Trail zu einem nahe gelegenem Aussichtspunkt zu laufen. Der “St. Brendan’s Trail”. „It should be in decent condition“, sagt der Local. Nun ja. Wir beide versinken bis über die Knöchel im Schlamm, kämpfen uns über diverse Eis- und Schneebretter bergauf und dann bricht unter Elke auch noch ein Schneebrett zusammen und sie verdreht sich den linken Fuß in einem darunter liegenden Loch. AUA! Zum Glück ist es nicht mehr weit zum Gipfel. Das Fotostativ dient als Krücke. Von ganz oben haben wir eine grandiose 360° Aussicht auf die Küste, Eisschollen, Eisberge und das ferne Labrador. Das war es wert.
Eisberg!
Ganz langsam geht es wieder hinunter, der Fuß schmerzt ziemlich. Als Trostpflaster bekommt Elke einen Hummer (schon wieder!) mit Nachtisch im Restaurant direkt neben unserem Parkplatz.
Hat aber beim Fuß nicht geholfen. Langsam humpelt sie zu SUMO zurück und nun zur Hauptattraktion dieser Gegend: der archäologischen Ausgrabungsstätte der Winkingersiedlung „L’Anse aux Meadows“, die 1960 hier entdeckt wurde. Visitor Center natürlich „closed for season“, aber ich mogele mich vorbei und sehe mir alles an (Elke kann leider nicht mehr laufen, ob wir amputieren müssen?). Sehr interessant, insbesondere der Nachbau der alten Siedlung (Wände der Häuser aus Torfsoden).
Nachbau der alten Wikingersiedlung von Leiff Eriksson („Erik der Rote“)
Nicht weit weg ist ein weiterer Nachbau einer Wikingersiedlung – „Norstead“ – diesmal nicht streng wissenschaftlich sondern eher für das gemeine Volk und für Kinder. Natürlich „closed for season“, aber auch hier verschaffen wir uns Zugang. Sogar Elke quält sich hin. Wir haben das ganze Areal für uns. Ein nachgebautes Wikingerschiff aus Norwegen liegt in einem Bootsschuppen.
Nach so viel Kultur wird es nun langsam Zeit einen Übernachtungsplatz zu finden. Elch#6. Der angepeilte „Pistolet Bay Provincial Park“ ist natürlich „closed for…“ (ihr wisst schon), ein Gate versperrt den Zugang. Wir fahren weiter bis Raleigh und dort bis zum Ende der Main Street. Dort finden wir einen schön flachen Stellplatz mit extrem ruhigen Nachbarn:
wir stehen am örtlichen Friedhof. Mal sehen was die Nacht bringt… Es kann nur zwei Geister geben: Entweder ein Taylor oder ein Elliot. Andere Namen finde ich nicht auf den Grabsteinen.
Keine Begegnung der unheimlichen Art, keine bösen Träume, unsere Nachbarn blieben friedlich. Erstes Problem des Tages: Elkes geschwollener linker Fuß passt nicht in den Schuh – Lösung: linker Schuh von Stefan, rechter Schuh von Elke. Die neueste Mode ist gefunden und es geht los nach Süden zur Fähre nach Labrador. Unterwegs 3 Cariboos und Elche #5+6. Wir erreichen wieder die Westküste und sind gegen 11:30 Uhr in St. Barbe, wo die Fähre gerade anlegt. Passt!
(weiter mit Labrador)