Trends und Neuigkeiten in der kanadischen Einwanderungspolitik

von Partner

News von Gerd Damitz*, BBA, MBA, RCIC; 27.July 2016

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Einige sprechen bereits von einem Drücken des ‘Reset’ buttons, aber zumindest stellt die kanadische Regierung alles was mit Einwanderung zu tun hat zur Diskussion, von aktuellen Einwanderungspolitikschwerpunkten, über Einwanderungsmodellen, bis hin zu neuen Einwanderungsobergrenzen. Und das geschieht völlig demokratisch unter Befragung der Bevölkerung als auch von Interessensverbänden. Ich kann mich an eine ähnliche konzertierte Aktion seit mindestens 1995 nicht erinnern, und ich habe völliges Vertrauen, dass Erkenntnisse aus dieser Aktion auch umgesetzt werden.

Ab dem 05. August 2016 darf jeder Kanadier eine DIN-A4 Seite mit seinen Gedanken und Vorschlägen zur zukünftigen Einwanderungspolitik und ihrer Bedeutung zum Wachstum der Nation an das Einwanderungsministerium übermitten. Der gesammelte Feedback wird dann strukturiert und fliesst in die Entscheidungsfindung für die zukünftige kanadische Einwanderungspolitik mit ein. Grundsätzliches Ziel ist es Kanadas traditionelle Diversifikation aufrechtzuerhalten, und das Land aber nicht nur wirtschaftlich, sondern auch kulturell und durch familiärer Vernetzung zu stärken.

Ein Beispiel wäre die Eltern-Sponsorship Kategorie, die von der vorherigen Regierung zu Gunsten von Kategorien die sich nur an dem Arbeitsmarkt orientiert haben, wesentlich abgebaut wurde. Ausserdem wurde die Antragsbearbeitung im Prinzip hinten angestellt, was zu Bearbeitungszeiten von ~7 bis 8 Jahren führte. Allerdings wurde jetzt in einer bisher nicht veröffentlichten Studie der Einwanderungsbehörde festgestellt, das etwa 35% der männlichen, ledigen Einwanderer das Land nach einer gewissen Zeit wieder verlassen. Ursache sind die sich schnell aendernden Arbeitsmarktbedingungen und die Ungebundenheit dieser Einwanderungsgruppe. Auf der anderen Seite ist dieses sehr viel weniger der Fall, wenn auch die Eltern in Kanda ansässig sind. Im Grund ist das ein gutes Beispiel dafür, dass erfolgreiche Einwanderung und Integration sehr komplex ist, und man die verschiedensten Gesichtspunkte berücksichtigen muss.

Runde-Tisch-Gespräche mit Interessensverbänden haben bereits begonnen. und als Themenbereiche wird folgendes diskutiert:

  • Die fuer Kanada notwendige Einwanderungsobergrenze <Anm: Tendenz geht zu 1% der Bevölkerung>
  • Flächendeckende Anerkennung ausländischer Abschlüsse <Anm: Problem liegt bei den Provinzen. Lösung könnte die Kopplung der Erhöhung provinzieller Einwandererungszahlen an deren Anstrengungen zu einem schnelleren Anerkennungsprozess der Ausbildungsabschlüsse sein>
  • Integration <Anm: Kann natürlich immer besser sein, allerdings ist Kanada unter den Top 10 der sichersten und gesellschaftlich verträglichsten Länder, was auch als Ausdruck einer guten Integrationspolitik gesehen werden kann>
  • Einführung eines Mehrjahresplans für die Einwanderungszahlen und Kategorien <Anm: Tendenz geht zu einem 3-Jahres Plan>

Die Bundeseinwanderungsbehörde ist weiterhin mit den Provinzen in Kontakt, die Ihre Einwanderungszahlen für ihr PNP (Provincial Nominee Program) erhöht haben wollen. Der Minister hat allerdings mehrfach klargestellt, dass Einwanderung Bundessache ist und bleibt, und dass Provinzen nicht den Hauptanteil der Einwanderungsanzahl stellen sollen. Die Erhöhung des Provinzeinwanderungskontingent z.B. für die Atlantikprovinzen in diesem Monat wurde durch teilweise Kopplung an das Bundeseinwanderungssystem und eine schnellere Anerkennung ausländischer Ausbildungsabschlüsse erreicht.

Das waren jetzt in Kürze einige interessante Neuigkeiten.
In meinem nächsten Artikel würde ich gerne Fragen zu persönlichen Einwanderungsanträgen beantworten und auftretende Probleme besprechen. Machen Sie bitte von dieser Gelegenheit gebrauch, und schicken Sie mir Ihr Einwanderungsproblem detailliert per e-mail zu. Aus Platzgründen werde ich dann eine Auswahl der Probleme treffen, die die meisten Leser betrifft.

 

* Gerd Damitz ist lizensierter kanadischer Einwanderungsberater mit deutscher Beratungsgenehmigung, und seit 20 Jahren aktiv. Er war massgeblich an der Gruendung und Aufbau des groessten kanadischen Einwanderungsberaterverbandes CAPIC, und der kanadischen Berufsverbandsbehoerde ICCRC beteiligt. Er ist President von Amirsalam & Damitz Canada Immigration Counsel (www.VisasCanada.com) und kann fuer Einwanderunsgrechtsfragen unter info@visascanada.com erreicht werden.

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4 Kommentare

Silke Heise 3. August 2016 - 13:35

Vertrauen , dass die kanadische Regierung in Punkto Einwanderung das Richtige tut , würde ich nicht. Canada ist sehr rassistisch, besonders die Erhöhung der Immobiliensteuer um 15 % für Ausländer, was sich deutlisch gegen die Chinesen richtet ist Beispiel hierfür. Die Chinesen, haben BC geformt und finanziert, werden dafür betrogen, ausgenommen und angefeindet. Kanada ist definitiv nicht das , was romantisch verklärt immer wieder in deutschen Foren dargestellt wird. Einfach mal die Kommentare der Kanadier bei Facebook unter Artikeln der Vancouver Sun , Huffington Post oder Ähnlichem lesen, es herrscht grosser Rassismus gegen Einwanderer und die eigenen Indianer. Eine Befragung der Bevölkerung zum Thema Einwanderung wird nicht positiv für die Einwanderer ausfallen, da sie zum Großteil seht faulen und arbeitsunwilligen Kanadier der Meinung sind, die Ausländer nehmen ihnen die Jobs weg, Jobs für die die wenigsten Kanadier qualifiziert sind.

Antworten
Gerd Damitz 3. August 2016 - 17:10

Vielen Dank fuer Ihren Kommentar, Frau Heise.

Das klingt ziemlich bitter :) Ich gebe Ihnen Recht, dass es krasse einwanderungskritische Stimmen natürlich auch in Kanada gibt, allerdings spiegeln diese nach meiner Erfahrung nicht die Meinung der großen Bevölkerungsmehrheit wieder. Im Prinzip ist man sich in Kanada im Klaren, dass es ohne Einwanderung Stillstand oder sogar Rückschritt geben wird. Nicht umsonst wird im Moment sogar eine Erhöhung der Einwanderungszahlen diskutiert. Und dass die Investitionen eingewanderter chinesischer Investoren der Provinz BC immens geholfen haben, wird meiner Meinung nach weder in BC noch in Ottawa bestritten. Allerdings gab es Beschwerden, dass Grundstücks- und Hauserwerb für Normalverdiener in BC zum Teil unerschwinglich wird. Es sieht daher so aus, dass die Steuer für Ausländer eher auf die Abkühlung des Marktes gerichtet ist. Ob das richtig oder falsch kann ich nicht beurteilen.

Jetzt warten wir einfach mal die Befragungsergebnisse ab. Ich bin selber positiv gespannt :)

Vielen Dank,

Gerd Damitz

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Gerd Damitz 2. August 2016 - 20:48

Guten Tag, Herr Ernst:

Um Ihre Anfrage zu beantworten, benoetige ich detaillierte Informationen ueber Ausbildung, Sprachkenntnissen, Unternehmenskennzahlen, Vermoegen, usw. Da dieses ein oeffentliches Forum ist, und Ihre Angaben vertraulich sind, sollten Sie mich bitte unter info@visascanada.com kontaktieren.

Vielen Dank,

Gerd Damitz

Antworten
Ernst, Hans-Werner 1. August 2016 - 18:22

Wir wollen nach Canada auswandern wir sind zu dritt meine Frau geb. 1971 mein Sohn geb. 2000 und ich geb. 1960. Wir hatten es schon mal versucht konnten die Punktzahl wegen des alters nicht erreichen haben Sie noch andere Möglichkeiten für uns. Wir betreiben ein Taxiunternehmen zur Zeit mein Sohn war auf der Akatimie der Friseure und hat den Abschluss beginnt jetzt eine Ausbildung zum Friseur für zwei Jahre. Es wäre schön, wenn wir von Ihnen hören würden.

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