- Juni 2016
Hier in Alberta wird es sicher interessanter als in Saskatschewan…
In Cold Lake, Alberta, geht es auf Café und in den Walmart, um ein paar Vorräte nachzukaufen. Dann lotst mich Elke zu dem Municipal District Campground am Crane Lake, einem flachen See. Dieser ist schön warm (21°C), was wir wieder für ein Vollbad ausnutzen. Duschen werden völlig überbewertet!
Ein Gewitter, das um unseren Stellplatz herum zieht, verhindert ein gemütliches BBQ, ein leckerer Salat, den Elke gezaubert hat und zum Nachtisch frische Erdbeeren tun es auch. Bei der vorletzten Erdbeere legt das Gewitter dann richtig los.
Die Gewitter sind vorbei und die Sonne scheint am nächsten Tag wieder. Nach ein wenig SUMO Service geht es weiter in Richtung Westen. Der kleine Sklavensee (lesser slave lake) ist unser Tagesziel. In Slave Lake decken wir uns bei der Visitor Info mit Material über Alberta ein. Auf dem Weg zum Marten River Campground im Lesser Slave Lake PP fahren wir noch auf einen Berg (1005 m) mit Aussicht über den gesamten See. Erstmalig sind wir über 1000 m hoch in Canada. Die Luft ist noch dünner, als auf dem Bald Mountain in Manitoba, der war ja auch nur schlappe 831 m hoch. Bevor uns der Sauerstoff ausgeht, fahren wir auf die Straße zum Campground zurück. Letzterer hat einen schönen Strand, wo man gepflegt baden kann.
Ich nehme mir mal wieder die Vorgelege vor. Hinten links, das alte Problem – fast alles Öl ist weg gepumpt; es wird Zeit dieses Problem zu lösen. Jörg ist dran, bald erfahren wir, ob es in Edmonton klappt. Nach dem Bad im See grillen wir lecker Steaks und lassen es uns gut gehen.
BING! Macht es schon früh auf dem Handy. Wir bekommen mitgeteilt, dass die Werkstatt in Edmonton sich um SUMO kümmern kann, Hellgeth schickt am Freitag die Teile, nach 7 Tagen sollten sie in Edmonton sein. Also in 2 Wochen Werkstatt-Termin. Noch schnell die Werkstatt direkt per Email kontaktiert, Infos über SUMO geschickt.
Bald ist Canada Day (1. Juli) , der zweithöchste Feiertag hier. Da wollen wir gerne mitfeiern, am besten in einem kleinen Städtchen. Da nun unsere Pläne klar sind, entscheiden wir uns für Jasper in den Rockies. Schnell noch einen Campground-Platz reservieren, denken wir, könnte voll werden. Ist schon voll! Kein einziger Platz rund um Jasper mehr frei, alle Canadier sind an diesem langen Wochenende mit ihren Wohnwagen oder –mobilen unterwegs.
Dann wenigstens ein Zimmer. Nach einiger Suche finde ich noch eins und reserviere sofort. Nun aber endlich los.
Unser heutiges Ziel ist ein Teilstück der „Forestry Trunk Road“, eine einsame Piste, die Richtung Jasper führt. Aber erst müssen wieder viele km endlos schnurgerader Straßen nach Westen bewältigt werden. Um uns die Beine zu vertreten und einen Kaffee zu trinken (sonst schlafe ich beim Fahren noch ein) biegen wir in eine schmale Gravelroad rechts ein, fahren sie bis zum Ende und landen mitten auf einer kleinen Ölförderlichtung.
Klein-Ölförderung im Wald
Hier steht die übliche Nickpumpe, sowie zwei Vorratstanks und ein Kontrollhäuschen. Zur Zeit steht die Pumpe, muss wohl gerade wieder etwas nachlaufen. Öfter in Betrieb ist die Anlage sichtlich.
Kurz vor Grande Prairie biegen wir nach links in die „Forestry Trunk Road“ ein, damit SUMO endlich wieder Gravel unter die Räder bekommt.
Die „Forestry Trunk Road“ – die Piste ist nicht schlecht, sogar frisch mit flüssigem Staubbinder behandelt. Etwas reichlich. ZU reichlich!
SUMO ist wieder… genau: saudreckig.
Dafür finden wir nach 50 km einen wunderschönen Platz am See, ein kleiner Campplatz mit nur etwa 6-8 Stellplätzen, aber trotzdem mit Klohäuschen und firewood und alles kostenlos – wie der Name des Sees es verspricht: „Economy Lake“.
Erst mal wieder in den See springen, richtig warm das Wasser. Wir haben den ganzen Economy Lake nur für uns!
Dirty SUMO am Lake Economy
Dann ein paar Kloben mit der Axt spalten, Feuer anmachen und Stock-Würstchen grillen.
Elke mag heute keine Würstchen, dafür grillt sie etwas Furchtbares!
Angewidert wende ich mich ab. Wie kann man nur…? Genüsslich verspeist sie ihr Grillgut.
Mir kommen fast die Würstchen wieder hoch.
Was sie gegrillt hat?
Typisch amerikanischer Campfire-Nachtisch: Marshmallows BBQ!
Wenn die MM sich aufpusten sind sie fast fertig und dann innen flüssig. Yuck!
Ein Gewitter schleicht sich mit Gegrummel dauernd um unseren See herum, kommt aber dann nicht zu Potte.
Wieder ein strahlender Morgen als wir uns auf die Piste begeben. Ich muss für den weiteren Verlauf derselben mein Qualitätsurteil revidieren, jetzt wird es ganz schön durchwachsen und oft schalte ich den Allradantrieb ein.
Statt „Forestry Trunk Road“ wäre auch „Gas & Oil Road“ angemessen:
Immer mehr Ölpumpstationen und ganze Fabrikkomplexe tauchen mitten in der Wildnis auf. Das erklärt auch die Tanklaster, die uns ab und zu begegnen. Umfangreiche „road constructions“ sind regelmäßig erforderlich – die Piste muss fit bleiben für die Ölindustrie.
Nach vielen Hügeln kommt er endlich:
Ta daaa, da ist er, der erste Blick auf die teilweise noch schneebedeckten Rockies!
Sie sind unser heutiges Ziel, irgendwo vor Jasper wollen wir übernachten.
Doch vorher muss SUMO stadtfein gemacht werden, so dreckig können wir ihn nicht lassen. Bisher hat das Waschen an Dump Stations immer funktioniert, doch diesmal jagt man uns davon. Truck wash an einer Dump Station, das geht ja gar nicht.
Also nach halber Wäsche weiter bis nach Hinton, wo wir einen „Truck Wash“ finden und SUMO eine Stunde lang mit Hochdruck bearbeiten. Da kommt ein Dreck runter! Überall komme ich aber mit der Hochdrucklanze nicht hin, speziell unter dem Fahrzeug. Aber einiges geht ab.
Danach haben wir uns ein Sushi Essen verdient – diesmal sehr lecker!
Noch schnell getankt und ab in Richtung Miette Hot Springs, wo wir baden und übernachten wollen. Als ich am Ortsausgang Gas gebe, rumpelt es heftig an der Hinterachse. Bei langsamerer Fahrt wird es ruhig, sobald ich wieder auf 70-80 km/h beschleunige, rappelt es. Reifenpanne? Nein, Reifendruck ist voll da, das kann ich im Cockpit sehen. Also anhalten und nachsehen. Reifen hinten sehen völlig i.O. aus…
Dann geht mir ein Licht auf: In der Truck Wash hatte ich einiges an Schlamm aus dem Inneren der hinteren Felgen rausgeholt, aber nicht alles. Ein Blick unter SUMO auf die Innenseite der Felgen zeigt das Problem. Extreme Unwucht durch betonharte Schlamm-Anbackungen im Inneren der Felgen. Einen Teil hatte ich raus gewaschen, der Rest hängt asymmetrisch verteilt noch drin. Das führt natürlich zu heftiger Unwucht der Räder. Also habe ich bergmännisch ca. 1kg harten Schlamm je Rad mit Steinen aus jeder Felge hinten mit einem Reifen-Montiereisen raus gekratzt. Vorne war nichts drin. Danach läuft SUMO wieder rund.
Kurz vor den Hot Springs noch schnell einen Campground reserviert und dann rein in die heißen und kalten Fluten. Es gibt mehrere Becken, das wärmste hat über 40°C, das kälteste 18°C. Ideal für Wechselbäder bei strahlendem Sonnenschein.
Dazu noch ein Eis und der Tag ist gerettet. Gegen 21 Uhr sind wir am Campground zurück.
Morgen, am 1. Juli ist Canada Day und ab heute Abend haben wir ein Zimmer in der „Pine Bungalows Lodge“. Jasper ist nah, also müssen wir heute nur wenig fahren.
Das Wetter sieht zunächst gar nicht gut aus, beim Frühstück regnet es schon.
Aber das ändert sich hier in den Bergen schnell. Wir beschließen die Maligne Road zu fahren, ein ca. 50 km (one-way) Abstecher nach Süden, kurz vor Jasper.
Zuvor noch roadside wildlife auf dem Yellowhead Highway (Cariboos).
Auch entlang der Maligne Road bleiben plötzlich die Fahrzeuge stehen: Elchalarm!
Der erste Natur-Höhepunkt des Tages ist der Maligne Canyon, die Breitachklamm von Jasper. Über Jahrzehntausende hat sich der Maligne River ganz tief in den Sandstein eingegraben. Potholes, Wedgestones, Wasserfälle und Fossilien findet man in der engen Schlucht, die wir von Brücke 1-4 erwandern.
Dann geht es weiter bis zum Endpunkt der Straße, dem Maligne Lake. Viele Touristen hier, aber das liegt daran, dass man nur von hier aus zur berühmtesten kleinen Insel von Kanada kommt. Das Bild von Spirit Island ziert jeden Kanadaprospekt und ist in allen Reiseführern oder Bildbänden zu Canada enthalten.
Außerdem ist Spirit Island ein altes Trauma von mir. Einen ersten Kontakt mit ihr hatte ich als Jugendlicher in Form einer Bildtapete. Später sah ich das Foto immer wieder in den vielen Canada-Büchern, die ich früher verschlungen hatte. 1983 waren wir schon einmal am Maligne Lake, mit unserem damaligen Pickup-„Wohnmobil“ (nur ein Hardtop auf der Ladefläche des Ford F150 Truck, darunter eine Matratze, Schlafsäcke, Rucksäcke eine Kühlbox und Campingutensilien), konnten uns die Bootstour zu Spirit Island damals aber nicht leisten. Stolze $67/Person nehmen sie uns heute ab, aber diesmal muss es sein! Die 1,5h Tour führt fast bis zum Südende des Sees. Gletscher auf den Bergen rundum den See würzen die Szenerie.
Am Endpunkt der Tour erstrahlt Spirit Island vor einem grandiosen Gebirgs- und Gletscher-Panorama in seiner ganzen Pracht.
Spirit Island
Die Fa. Kodak hatte vor über 70 Jahren einen Fotowettbewerb für die schönsten Naturfotos der Welt ausgeschrieben. Unter den Gewinnern, war das Foto von Peter Gale, das im Colorama Showcase von Kodak in der Grand Central Station von New York in den 1940ern jahrelang ausgestellt war.
Endlich bin ich da!
Nach dieser schönen Tour fahren wir zurück zum Yellowhead Highway und nach weiteren 5 km sind wir in Jasper. Noch ein kurzer Besuch in der Visitor Info, auch um die Canada Day Aktivitäten zu eruieren. Dann checken wir in der Lodge ein, machen die Räder fertig, uns selber stadtfein und radeln einem leckeren Abendessen entgegen. Bison-Ragout und Elk-Steak sind köstlich.
CANADA DAY!
Wir schlafen lange und fahren dann mit unseren Ebikes nach Downtown Jasper.
Nach einem gemütlichen, späten Frühstück bummeln wir die Patricia Street entlang bis die Parade beginnt. Es gibt eine Zugleitung, Pferde, Wagen, Fußgruppen und einen Spielmannszug – … und am Ende des Zuges einen Prinz(c)enwagen! Alles ist rot/weiß geschmückt. Nun ja, ein Kölner Karnevalsumzug ist schon eine andere Hausnummer, aber nett gemacht. Und die Farben stimmen!
Danach stellen wir uns beim BBQ an und gönnen uns die kanadischen Nationalgerichte:
Hot Dogs und Burger.
Mittlerweile nieselt es und wir radeln zurück zur Lodge. Am Abend dann geht es wieder nach Downtown für Steak, Bier, Musik und Feuerwerk. Nach dem Abendessen geht es in den Centennial Park, wo die Action sein soll. Eine Band spielt ganz ordentliche, alte Rocksongs, besonders der Mundharmonika-Spieler Willie ist richtig gut.
Sogar einen Pferch gibt es.
Einen was???
Tja, das ist so eine kanadische Besonderheit, zu der es eine kleine Story gibt:
1983, bei unserem ersten Canada Urlaub (Greenhorns!), kamen wir nach Steward, BC, wo auch gerade Canada Day gefeiert wurde. Toll, da machen wir mit!
Elke ging Steaks holen, ich besorgte zwei Bier. Wir setzten uns mit den Sachen an einen Picknicktisch, begannen unser Mahl und unterhielten uns.
Uns gegenüber saß eine alte Lady, die uns eine Weile konsterniert anstarrte.
Endlich traute sie sich, etwas – auf Deutsch – zu sagen:
„Das dürfen Sie aber nicht!“ waren ihre ersten Worte.
Wir zuckten zusammen.
„Was denn?“ fragten wir zurück.
„Sie dürfen ihr Bier hier nicht trinken, nur in dem Geviert dort drüben ist das erlaubt!“
Ich blickte zurück, dorthin, wo ich das Bier gekauft hatte.
Tatsächlich, da war ein kleiner kniehoher Zaun rund um den Bierstand, das Geviert war gefüllt mit vielen Leuten. War mir gar nicht aufgefallen.
Bei öffentlichen Outdoor-Veranstaltungen darf man in Canada nur in diesem „Pferch“ Bier kaufen und trinken. Ooops. Wir fühlten uns wie Verbrecher. Kommt jetzt gleich ein Mountie und verhaftet uns?
Und das ist immer noch so. Heutzutage ist der Zaun 2m hoch, 4 Wachleute stehen am Eingang und kontrollieren die ID’s (legal drinking age 18-19 Jahre, je nach Provinz) und passen auf, dass bloß keiner seine Dose mit nach draußen nimmt.
So was, wie damals bei mir, passiert denen nicht wieder!
Jeder, der im Pferch arbeitet und z.B. Bier oder Cidre verkauft oder den Eingang bewacht, trägt eine Warnweste – vermutlich um vor den Gefahren des Alkohols zu warnen. Der Spaß dauert auch nur kurz, nur von 18-23 Uhr gibt es den kontrollierten Gerstensaft, dann ist Schluss mit dem schlimmen Genuss.
Wir checken aus, gönnen uns noch ein leckeres Frühstück im Hotel Astoria und nach ein paar Einkäufen fahren wir in Richtung Mt. Robson Park. Dabei überqueren wir erstmals die Provinzgrenze zu Britisch Columbia (BC). Wieder eine neue Zeitzone, nun haben wir 9 Stunden Zeitunterschied zu Deutschland.
Kurz hinter der Provinzgrenze, fahren in den Mount Robson PP ein.
Unterwegs einige Fotostopps und ein kurzer Hike zu den Overland Falls.
Hier lagerten einst die „Overlander“, eine Gruppe von Goldsüchtigen, die sich von Ontario über den Landweg zu den Goldfeldern des Cariboo in BC durchgeschlagen hatten. Üblich war der Seeweg um Kap Horn herum, um vom Osten Kanadas in den Westen zu kommen.
Als wir am Visitor Center des Mt. Robson Parks ankommen, fängt es an zu regnen.
Wir besorgen uns Infos über BC, den Park und den „Berg Lake Trail“, den wir teilweise mit unseren Fahrrädern in Angriff nehmen wollen.
Um den Regen abzuwettern, noch ein kurzer Snack in der Cafeteria, dann ergattern wir den letzten Stellplatz auf dem Robson River Campground.
In den Parks ist wildes Campen verboten und auch unmöglich, da jeder kleine Waldweg mit einem Gatter oder einer Schranke abgesperrt ist.
Der Regen ist vorbei, wir machen unsere Bikes fertig und fahren den Trail. Auf halber Strecke zum Kinney Lake gibt Elke auf, zu steil und zu steinig für sie.
Ich jage mein Powerbike weiter bis zum See – nur bis dorthin sind Räder erlaubt, der Trail wird dann auch zu eng. Schöner Trip, aber – durch den Regen – viele Pfützen und viel Matsch. Auf dem Rückweg halte ich erst mal an der Dump Station an und spritze mein verschlammtes Fahrrad wieder sauber. Die Hose und die Turnschuhe gleich mit, die sind genauso dreckig – was soll‘s. Durch den steilen Anstieg des Trails in Richtung Mt. Robson, habe ich für die 2×7 km fast eine ganze Akkuladung verbraucht.
Nach dem Abendessen und einem kurzem Trip zurück zum Visitor Center, um die Wetter- und EM-Fußball-Lage zu peilen (Wetter gemischt, wir sind im Halbfinale!) planen wir den morgigen Tag: Es soll zum Wells Gray PP gehen.
In der Nacht hat es ziemlich stark geregnet, aber nach dem Frühstück hört es praktischerweise auf. Elke will noch mal zum Mt. Robson Viewing Point, vielleicht zeigt der Große sich heute ohne Wolken…?
Das zunächst nicht, aber mit neuer Schneedecke, bis ziemlich weit runter.
Die Wolken reißen aber schnell auf und.. TADAA: Mount Robson ohne Gipfel-Wolken!
Mount Robson „oben ohne“
Der Mt. Robson muss ein heiliger Berg sein: man beachte den Heiligenschein!
Nach schätzungsweise 768 Fotos, darf ich weiter fahren.
Vor dem Abzweig auf die 5 nach Kamloops, sehen wir uns noch die Rearguard Falls an.
An der Kreuzung biegen wir nicht nach Prince George ab, sondern in Richtung Süden.
Die Straße führt durch das Thompson Valley, das von schönen Bergen umgeben ist.
In Clearwater ein kurzer Stopp für Mittagesen und Besorgen einer BC Fishing Licence.
Dann fahren wir 70 km nach Norden in den Wells Gray PP.
Highlight auf halber Strecke zum Clearwater Lake sind die Helmcken Falls. 141 m fallen die Wassermassen von der Canyonkante in den „plunge pool“ darunter. Eine beeindruckende Ansicht.
Ab hier geht es nur noch auf Gravelroad weiter. Kein Problem, zügig wie immer kurve ich SUMO gen Norden, bis… 3 Pickup-Camper vor uns SUMO in den Schleichgang zwingen. Die ersten beiden PU-Camper sind von Fraserway (Camper Vermieter, bei dem wir 2008 auch unseren PU Camper gemietet hatten) und somit mit 80%iger Wahrscheinlichkeit von Deutschen gemietet. Leider können die kein Gravel fahren, kriechen die Schotterstraße entlang und bremsen vor jedem Pothole. Oh Mann, ihr habt Allrad Pickups, die können was ab! Erst überholt der PU Camper vor mir (ein Local), dann düse ich mit SUMO endlich vorbei – wer am Campground früher da ist, bekommt die besseren Plätze!
Wir beziehen eine Campsite an demselben und bekommen unsere Vermutung bestätigt:
Es sind Deutsche in den Fraserway-Campern.
Ein schönes BBQ beschließt den Tag.
Heute werden wir uns im Wells Gray Park alles das ansehen, was wir gestern ausgelassen hatten, um nicht zu spät am Cleawater Lake Campground zu sein. Schon um 7 Uhr werfen wir SUMO an und alle Zeltnachbarn aus den Betten. Anlassen und Wegfahren geht ja nicht bei SUMO. Erst muß der Kompressor einen Druck von 12 bar im Luftdrucksystem aufgebaut haben, dann erst kann ich die Handbremse lösen und los fahren. Damit das flotter geht, dreht man das Handgas auf 1500 rpm, damit auch jeder hört: wir machen uns abreisefertig.
Als erstes stoppen wir bei Rays Farm. Wir laufen zu ein paar verfallenen Hütten einer Farm, die zwischen 1932 und 1946 von John und Alice Ray und ihren Kindern betrieben wurde. Die Holzhaufen der zerfallenen ehemaligen Farmgebäude sind heute „National Heritage“.
Etwas mehr machen dann schon die Dawson Falls her, die weniger mit Fallhöhe als mit Breite protzen.
Ein schöner, 2×4 km langer, Offroad-Abstecher führt zum Green Mountain Watchtower, von dem man eine schöne Rundumsicht auf den Park und die umgebenen Berge hat. Auf dem Weg dorthin läuft uns ein Schwarzbär über den Weg.
Als letztes Schmankerl des Wells Gray Parks sehen wir uns noch die Spahat Falls (75m) an. Wunderschön!
Der Well Gray ist der Park der Wasserfälle.
Nun geht es weiter bis Barriere, wo wir tanken und dann eine kleine Abkürzung nach Salmon Arm über die Berge nehmen. Am Adam Lake finden wir eine winzige Recreation Area am See, wo wir heute bleiben werden. Angelversuche bis der Regen einsetzt, leider erfolglos.
Am Morgen ist es bedeckt und regnerisch. Wir verlassen den Adam Lake und fahren durch Regen bis Salmon Arm. Hier müssen wir wieder einmal Wäsche waschen. Idealerweise hat der Laundromat auch „free Wifi“.
Alles sauber und trocken? Dann erst was essen und wieder los.
Auf der Weiterfahrt laufen wir noch den „Skunk Cabbage Trail“, hier gibt es riesenkohlblättrige Sumpfpflanzen, die leider schon verblüht sind.
Also weiter – bis zu den „Canyon Hot Springs“. Wir beziehen auf dem zugehörigen Campground einen „ruhigen“ Stellplatz und lassen im heißen Wasser (40° und 32°C) die Seele baumeln.
Hier beobachten wir zum x-ten Male ein typisch amerkanisches Verhalten:
Nicht nur auf jeden Viewpoint oder Kurz-Trail (was noch zu verstehen wäre) sondern sogar in das heiße Wasser der Hotsprings nehmen die Nordamerikaner ihr Getränk mit. Sei es ein Coffee-Mug oder eine Pop-Flasche (Cola, Sprite etc., dieses süße Zeug) oder die beliebten Nuckelflaschen mit wer-weiß-was drin.
Das „ruhig“ für den Stellplatz galt übrigens nur solange, bis ein Güterzug neben dem Campground vorbei zog. Kanadische Güterzüge sind km-lang und rattern ziemlich langsam durch die Berge. Natürlich nicht ohne mindestens einmal laut zu tuten. Jede Stunde kommt einer. Gut dass unser Camper auch so perfekt schallisoliert ist.
Nur kurz dauert die Fahrt zum Glacier National Park. Auch hier waren wir vor 33 Jahren schon mal. Zunächst erreichen wir den Rogers Pass.
Nach kurzem Besuch beim nahegelegenen Visitor Center, wo wir uns Trail Infos besorgen, stellen wir SUMO auf dem Illecillewaet Campground ab und hiken in die Berge. Sozusagen im Frühtau zu Berge…
Eigentlich wollen wir nur den 6 km langen, relativ flachen Great Glacier Trail laufen (300 Höhenmeter, blaue Piste) , entscheiden uns aber an der Kreuzung spontan für den Glacier Crest Trail (1000 Höhenmeter auf den Lookout Mountain, 12 km, schwarze Piste).
Großer Fehler.
Es geht bergauf. Steil, steinig, matschig, felsig.
Wir keuchen uns den Trail bergauf, aber die besten Views sind von oben!
Erste Ausfallerscheinungen bei beiden, aber wir bleiben dran, so lange, bis wir endlich den 100.000 $ Ausblick haben.
Ein Foto kann diese grandiose Aussicht kaum wiedergeben…
4 Stunden haben wir uns nach oben bemüht, 3 Stunden brauchen wir wieder bis nach unten zu SUMO.
Alles tut weh, wir können kaum noch laufen.
WIR SIND ZU ALT, FÜR DIESEN SCHEI…!
Aber schön war es doch. Dass Wetter hat gehalten und morgen haben wir vermutlich einen Mords-Muskelkater.
Abends gibt es noch ein Ranger – Campfire Programm über die „Critters“ im Glacier Park (Thema: Kolibris, Gopher und Flechten). Dann fallen wir in die Betten.
Das mit dem Muskelkater hält sich zum Glück in Grenzen.
Wir fahren durch das Columbine Valley nach Golden, wo wir endlich wieder mobiles Internet haben. Mit Al (Unimog Werkstatt) in Edmonton ist alles klar, die Teile von Hellgeth sind schon da. Wir vereinbaren am Sonntag Nachmittag anzureisen und dürfen auf dem Firmengelände übernachten. Ab Montag geht der Service los.
Weiter geht es in den Yoho National Park und wir wollen uns zunächst am Hoodoo Creek dieselben ansehen. Ein 1,6 km steiler Trail mit 300 Höhenmetern lässt Elke direkt wieder umkehren, da war wohl doch was, mit Muskelkater.
Als nächstes nehmen wir den Abstecher zum Emerald Lake.
Erster Stopp an der Zufahrtsstraße ist die ‚Natural Bridge‘ über den Kicking Horse River. Sehr schön, aber zu voll.
Auch der Emerald Lake scheint in Japan extrem beliebt zu sein, den Horden von Samurai und Geishas zufolge… Schnell ein paar Fotos, möglichst ohne dieselben, ein kurzer Kaffee und dann bloß weg hier.
Der nächste Abstecher führt zu den Takakkaw Falls, auch viel los, aber bei Japanern wohl weniger beliebt. Mit 381m Fallhöhe, sind sie 7 mal höher als die Niagara Falls.
Hier sehen wir auch eine Bergziege („Määäh!“ Übersetzt: „Doofe Touristen!“)
und ein Streifenhörnchen ( „Jiiik!“ Übersetzt: „Die Ziege hat recht!“)
Und dann begegnen wir noch diesem unheimlichen Berg.
Warum nur geht uns bei diesem Gebilde die Tonfolge
g‘ – a‘ – f‘ – f – c‘
dauernd durch den Kopf?
Kurz hinter diesem Abstecher überqueren wir erneut die Zeitzone zwischen Pacific Time und Mountain Time und dann auch wieder die Grenze zu Alberta
Nun tun wir uns etwas Entsetzliches an: wir fahren nach Lake Louise.
Riesige Parkplätze, alle voll, Tausende von Touristen. Wir ergattern eine Parklücke und sehen uns den See und das „Chateau Lake Louise“ an. Fragt nicht, was hier eine Übernachtung kostet…
Der See ist schon beeindruckend, umgeben von Bergen und Gletschern. Letztere sind aber eindeutig auf dem Rückzug. Was nicht für die Touristen gilt!
Egal, da müssen wir durch, wir gönnen uns ein Erdinger Weißbier (!), einen Prosecco und einen kleinen Nachmittagssnack im Chateau Restaurant (den Preis lassen wir mal lieber ungenannt), aber ab und zu etwas Stil kann auch nicht schaden. Ein Eis rundet die Sache ab und wir verlassen diesen Wimmel-Ort.
Ein Stück noch nordwärts auf dem Icefield Parkway und wir beziehen einen der letzten Plätze auf dem Mosquito Creek Campground. Der Name ist Programm.
Fast so aufdringlich, wie die Quälgeister, sind hier die Camp-Nachbarn. Wenn sie wenigstens alle auf einmal kämen (die Camp-Nachbarn, NICHT die Moskitos!), dann müssten wir nicht immer wieder die gleiche Platte abspielen…
Um möglichst die ersten beim Bow Summit zu, sein stehen wir früh auf.
Unterwegs ein kurzer Fotostopp am Crowfoot Glacier, er sieht tatsächlich etwas wie ein Krähenfuß aus. Ein Zeh ist vor ein paar Jahren abgebrochen.
Wir sind tatsächlich unter den Ersten am Bow Summit mit dem Peyto Lake Viewpoint.
Bow Summit
Obwohl die Sonne nur ein wenig scheint, ist der Blick auf den See und die umliegenden Berge nicumwerfend! Wir laufen noch ein Stück abseits durch den Wald und finden einen noch besseren Viewpoint – ohne jegliche anderen Besucher.
Wieder mal ein 100.000 $ – Blick. Als wir nach unzähligen Fotos wieder zum Parkplatz zurück laufen, sind die japanischen Horden schon eingefallen.
Die Waterfowl Lakes, der Mistaya Canyon, die Parker Ridge mit den Bridal Veil Falls und als Höhepunkt das Columbia Icefield sind unsere nächsten Stationen am Icefield Parkway.
Der Gletscher hat sich seit 1983, als wir ihn das letzte Mal besuchten, sehr weit zurückgezogen. Wir laufen ein gutes Stück bergan, bis wir zur Gletscherzunge kommen.
Die Hauptzunge des Columbia Icefield: Athabasca Glacier
Wenn das mit der globalen Erwärmung so weiter geht, ist der Gletscher in 100 Jahren weg. Wäre auch besser so, denn der Rummel hat sich seit 1983 verzehnfacht. Ein Riesenkomplex steht an der Straße, ein Gletscherbus nach dem anderen fährt die zahlungskräftigen Touristen auf das Eis. Wir begnügen uns mit dem Hike zur Gletscherzunge und vielen Fotos.
Noch ein Gletscherview bei Statfield und ein Besuch der Sunwapta Falls beenden das Tagesprogramm. Danach checken wir auf dem Honeymoon Lake Campground ein.
Leider sind wir 30 Jahre zu spät hier…
Es wird ein netter Abend mit Grillen am Campfire und vielen neugierigen Besuchern.
Torsten, ein deutscher Unimog-Besitzer (hier in Canada aber ohne sein Gefährt) interessiert sich sehr für SUMO, der ganz ähnlich wie seine EMMA aussieht. Viel zu fachsimpeln und zu erzählen. Erst gegen Mitternacht kommen wir in die Falle.
Wir verlassen den Honemoon Lake und sehen bald einiges an Wildlife:
unseren ersten Grizzly, einen Elk, ein Wapiti. Diverse Aussichtspunkte kommen dazu.
Die Athabasca Falls haben sich wenig verändert, nur der Eigentümer scheint nun aus Fernost zu stammen…
Wir biegen auf die 93a ab:
Nach den Stopps am Leach Lake und bei Meeting Waters nehmen wir die Auffahrt zum Mount Edith Cavell. Wir sehen Hoodoos, laufen zum Cavell Lake und wandern zum Gletscher.
Nach der Rückkehr zur 93a sind wir bald wieder in Jasper, wo wir nachtanken und eine Kleinigkeit essen (heute musste es für Elke Elk-Carpaccio sein!).