Unimog Abenteuer in Canada: Alberta & British Columbia, Teil 2

von Stefan Dr. Kelbch

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09. Juli 2016

Nach unserem Frühstück in Jasper machen wir uns auf in Richtung Edmonton.
In Hinton kaufen wir noch kurz ein und machen den anderen Tank voll – mit 8ct Rabatt/Liter durch einen Gutschein von Safeway für unseren Einkauf.
Da eine Dusche heute überfällig ist, fahren wir von der Autobahn ab in die endlosen Wälder von Alberta zu Outback Camping & Cabins, Edson. Das WIFI ist zwar extrem lahm, aber die Duschen sind heiß.

 

Heute geht es nach Edmonton. Auf der autobahnähnlich ausgebauten16 (Yellowhead Highway und auch der nördliche Ast des Transcanada Highways) geht es flott voran. Es regnet viel – gut!  Dadurch wird SUMO unten rum sauber.
Da wir schon um 14 Uhr in Edmonton eintreffen, beschließen wir kurzerhand einen Besuch des Fort Edmonton. Wieder ein sehr schön gemachtes „Living Museum“ mit vier zeitlichen, historischen  Schwerpunkten von Edmonton:
-1849: Fur Trade Era (Pelzhandel)
-1885: Settlement Era (Besiedlung)
-1905: Municipal Era (Kleinstadtentwicklung)
-1920: Metropolitan Era (Großstadtentwicklung)

Die Kanadier haben wenig Geschichte, aber sie machen etwas daraus!
Ein schönes Freilichtmuseum. Nach Torschluss des Museums machen wir uns auf den Weg zu Al’s Prestige Auto Repair, wo wir, wie von Al versprochen, das Gate offen finden und SUMO auf dem Hof sicher abstellen können.

Um 07:30 Uhr kommt Al und wir besprechen  die Arbeiten. Er setzt zwei Mann bei SUMO ein, um die Vorgelege-Entlüftungen zu montieren und die volle Wartung durchzuführen. Einige kleine Reparaturen kommen dazu.
Am Nachmittag ist SUMO fertig und ich auch, als ich die Rechnung sehe…

Elke war den Tag über im Zentrum von Edmonton:
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Elke:
Gegen 10 Uhr mache ich mich auf nach Downtown Edmonton. Mit dem Taxi fahre ich zum Churchill Sqare. Hier ist das Rathaus der Stadt und der Platz ist geschmückt für ein Festival, das aber erst ab Mittag stattfindet. Bei der Touristinformation hole ich mir Tipps, was man unbedingt sehen muss, wenn man einen Tag in der Stadt ist. Dem Rat folgend, geht es die Jasper Ave entlang bis zur 104 Street Promenade mit netten Kneipen aller Art und ich entscheide mich für einen Brunch. Es gibt hier sogar Käse mit Geschmack – kein Wunder, denn er wird direkt aus Frankreich, Italien etc. importiert. Gestärkt kann es weiter gehen Richtung Alberta Legislature – ein schönes, altes Gebäude mit Park drum herum. In den Becken der Springbrunnen baden die Kinder.
Über die High Level Bridge komme ich nach Strathcona, dem ehemaligen Stadtzentrum von Edmonton. In der Whyte Avenue (82 Ave.) gibt es Geschäfte und Lokale, darunter sogar ein „European Café“. Der Cappuccino ist zu empfehlen. Von der vielen Lauferei geschafft, fahre ich wieder mit dem Taxi zurück zu Al’s Prestige Auto Repair.
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Damit Elke auch noch zu ihrem Recht auf Shopping kommt, fahren wir noch in die West Edmonton Mall, die größte der Welt. Ein Wahnsinn. Man kann sich hier die Hacken ablaufen. Ein Geschäft am anderen. Ein Vergnügungspark mit Achterbahnen, ein Eislaufstadium und ein See: Was hat die Santa Maria hier in der Mall zu suchen?

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Kein Pferd auf dem Flur, sondern ein Schiff in der Mall…

Zum Glück komme mit einem Juwelier und dem Apple Store davon.
Nun aber raus aus der Stadt und in Richtung Alaska Highway (ist noch ein gutes Stück bis Dawson Creek, wo die Mile 0 der AH steht). Im Wabamun Lake PP finden wir einen Platz für die Nacht.

Vom Wabamun Lake geht es zunächst Richtung Westen, dann biegen wir ab, um auf die 43 nach Dawson Creek zu gelangen. Der Rest des Tages ist Fahrerei, zunächst bei schönem Wetter.
In Valleyview tanken wir und besuchen zum zweiten Mal den benachbarten Tim Horton. Dort wecken wir uns mit Kaffee auf und skypen mal wieder mit unserem Sohn.
Auf der Weiterfahrt werden die Wolken immer dunkler und die ersten Gewitter beginnen. Mal ist es nass, dann  kurz wieder trocken.
Bei bedrohlicher Wetterlage fahren wir in Grande Prairie ein, um noch mal zu zivilen Preisen einzukaufen.
Es gibt bei Safeway wieder einen Gutschein über 7ct Rabatt auf jeden Liter Diesel bei Shell. Das lohnt sich richtig, bei der Menge, die wir aufnehmen – 400l fassen die Tanks von SUMO!
Natürlich schüttet es aus Kübeln, als wir den Markt verlassen. Na dann eben bei Regen die Vorräte zu SUMO bringen und verstauen.
SUMO läuft übrigens wie einen Eins, das Einstellen der Spur und das Nachwuchten  der Räder hat einiges gebracht: perfekter Geradeauslauf und etwas weniger Resonanzen.
Bei strömendem Regen fahren wir weiter, bis es Zeit ist, einen Stellplatz zu finden.
Elke lotst SUMO auf kleine Nebenstraßen, wo wir hoffen, an einem See einen Stellplatz zu finden. Die erste Stichstraße zu einem See endet offroad in einem matschigen, völlig zugewachsenen Weg, an dessen Ende sich eine wilde Müllkippe und Milliarden blutgieriger Moskitos befinden. Also den ganzen Weg rückwärts wieder raus.
Der nächste Abzweig endet vor dem Gatter einer Gaspumpstation, auch kein schöner Stellplatz. Wieder rückwärts raus. Allrad ist ein, auf diesen Matschwegen, die durch den Dauerregen ziemlich abgesoffen sind. SUMO ist natürlich wieder dreckig. Wir fahren zum nächsten See und – zack- da ist er, der Platz am See ohne Namen. Manchmal braucht man ein paar Versuche, bis man einen optimalen Stellplatz findet.
Ich nenne den See „Loon Lake“, wegen der drei Loons, die ich auf dem Wasser entdecke.
Das Wetter ist mies, die Moskitos sind hungrig, also SUMO abstellen und in den Koffer verziehen.

Wir verlassen den „Loon Lake“ und stoßen bald wieder auf die Hauptstraße Richtung Dawson Creek (DC). Dort treffen wir recht früh ein, da wir mit Überquerung der Alberta/BC Provinzgrenze wieder die Zeitzone wechseln und die Uhren eine Stunde zurückgestellt werden.  Nach dem obligatorischen Besuch im Visitor Center in DC sehen wir und noch eine kleine Foto-Ausstellung über den Bau des Alaska Highways an.
In DC steht die  Mile ‚0‘ des AHs, auch Alcan genannt

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Mile „Zero“ Signpost

Den Milepost für die letzte Meile werden wir in Alaska sehen.
11.000 Soldaten und 16.000 Zivilisten haben 1943 den AH in Rekordzeit durch die damals völlig weglose Wildnis geschlagen.
Der Grund für diesen 2300 km-Kraftakt:
McDonalds hatte Angst vor Sushi und Anheuser-Bush (Budweiser) vor Sake.  ;-))
Leider sind die Japaner bis 1945 nicht gekommen, also alles umsonst.
Dafür sind sie heute umso häufiger im Land.
Man sieht hier und da immer noch Originalreste des ursprünglichen AHs. So z.B. die „Old Curved Kiskatinaw Bridge“, eine Holzkonstruktion, auf einem Stück des „Old Alaska Highways“ den wir alternativ fahren.
Zurück auf dem neuen AH geht es weiter bis nach Wonowon (One-O-one), Meile 101, wo wir Heidi und Andy mit ihrem Sprinter Dreiachser sehen, die wir erstmals in der Gaspesie getroffen hatten. Erfahrungen werden ausgetauscht, es wird erzählt, dann zieht es uns wieder weiter nach Norden. Man trifft sich bestimmt mal wieder.
Noch ein Stunde Fahrt auf dem AH dann biegen nach links ab in die Wildnis. Die ist hier nicht ganz so wild, weil alle paar km eine Gaspump- und Förderstation im Wald liegt.
Nach 6 km erreichen wir die Duhu Lake Recreation Site. Ein kleiner kostenloser Primitivcampground direkt an einem winzigen See lädt zum Bleiben ein. Ein (schon etwas morscher) Steg zum Angeln. Mehr als  zwei Stunden versuche ich vergeblich einen Fisch heraus zu ziehen; kein Köder wirkt. Hier gibt es wohl keine Schuppenträger. Keine Loons zu sehen (die jagen Fische), keine kleinen Fische unter dem Steg, braunes Wasser, flach und Faulgase – möglicherweise Anzeichen für Fischarmut? Egal, hat trotzdem Spaß gemacht.
Am Abend setzen wir uns mit unseren Campingstühlen auf den Steg und genießen die Stille.
Ein wunderschöner Platz. Bis auf die Moskitos, die langsam immer größer und blutgieriger werden.
Ob es stimmt, dass weiter im Norden schon ein Moskito ein Baby ganz aussaugen kann?

Wir nehmen Abschied vom schönen Duhu Lake fahren  die 6 km zurück zum AH und dann in Richtung Fort Nelson. Unterwegs kommen wir durch eine Waldbrandgegend, wo das „Beaver Creek Fire“ 2015 8000 Hektar Wald vernichtet hat. Das ist hier etwas ganz Natürliches. Oft sind Blitze der Auslöser für die Waldbrände. Schon ein Jahr später zeigt sich das erste Grün unter den schwarzen Baumskeletten, bald werden erste Jungbäume sprießen. Doch zuerst zeigt sich immer das „Fireweed“, das als erste Blume dem tristen Anblick seine pinken Tupfer entgegensetzt.

In Fort Nelson besuchen wir  das Heritage Museum. Marl Brown, heute 84 Jahre und noch voll fit, hat mit 40 Jahren angefangen alte Pionierartefakte zu sammeln. Heute hat er u.a. eine der größten Sammlung antiker Fahrzeuge in BC.

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Marl Brown (84) legt immer noch selbst Hand an!

Mit dem ältesten Auto, einem Buick von 1908, den er selbst aus Schrott in zwei Wintern restaurierte, ist er 2008 von Fort Nelson nach Whitehorse und zurück gefahren, über 2000 km. Das Auto läuft heute noch einwandfrei, am 1. Juli war es wieder bei der Canada Day – Parade dabei.

Es ist erstaunlich, was Marl alles gesammel hat: Von der alten MP aus der Zeit als der AH gebaut wurde, über das alte Gebäude der Hudson Bay Company, ein Flugzeugwrack, eine Poststation, irrwitzig viele Trucks und Maschinen, den 4000 PS Motor eines Stromerzeugers von BC Hydro und unzählige kleine und große Dinge früherer Zeiten. Eine wahre Wonne sich diese Lebenswerk von Marl anzusehen.
Nach Tanken und Kaffeepause geht es weiter, nun Watson Lake entgegen.
Viele Fotostopps, mit Aussicht auf das Muskwa Valley, den Stone Mountain und den Summit Lake unterbrechen die Fahrt.
Die immer wieder über Schilder am Straßenrand angekündigten Stone Sheep, Bisons und Bären lassen sich nicht blicken, aber dafür ein großer Elch mit kapitalem Geweih – leider zu schnell für ein Foto. Am McDonald River fahren wir einen kleinen Abzweig links rein und finden einen sehr schönen Platz an demselben.

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Abendstimmung am Fluß

Elke wagt sogar eine Katzenwäsche im  Flüsschen. Brrrr. Da warte ich lieber auf die Liard Hot Springs morgen. Am Abend grillen wir  Steaks und Würstchen.

Auf dem Weg nach Norden halten wir an der Toad River Lodge, um Wäsche zu waschen. Die Lodge hat eine Sammlung von über 10.000 Hüten (meist Baseball Caps), die an der Decke und den Wänden hängen. Während die Waschmaschinen sich drehen, trinken wir Kaffee und checken mal unsere Emails (Wifi).  Seit Dawson Creek gibt es für uns kein mobiles Netz mehr. Später kommen Heidi und Andy kurz vorbei, die SUMO vor dem Laundromat-Gebäude gesehen haben. Kurzer Schnack, dann geht es für uns beide wieder auf den AH.
Der Muncho Lake ist der zweitgrößte See der kanadischen Rockies und strahlt uns türkis an.
Wunderschöne Aussichten.
Etwas hinter  Muncho Lake sehen wir einen kapitalen Bison, er trabt, unbeeindruckt von uns, immer am Straßenrand entlang.
Zwischendurch immer wieder „road construction“ mit Wartezeiten. Hier muss man auf ein „Pilot Car“ warten, das einen durch die Baustelle lotst.
Ein paar Worte zu Straßenbaustellen in Canada:
Baustellen-Ampeln gibt es eher selten. Üblich sind „Flagmen“, das sind Personen mit einem tragbaren Stopp-Schild, auf dessen Rückseite „SLOW“ steht. Wir nennen sie Flaggies. Oft sind sie weiblich.
Und sie scheinen im Westen hübscher zu sein, als im Osten…  /Chauviemodus off.
Nach wenigen km erreichen wir die Liard Hot Springs, wo wir einen Stellplatz beziehen und uns mit Badekleidung zu den heißen Quellen begeben.

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Liard Hot Springs

Alles ist fast noch so wie 1983, als wir das letzte Mal hier badeten.  Die naturbelassenen Pools sind 54°C (am Einlass) bis 40°C warm (weiter downstream). Eigentlich ist es der falsche Tag für heisse Quellen, weil es 26°C Lufttemperatur hat. Wie schon 1983 muss man sich schnell in das heiße Wasser begeben und bis zum Kinn eintauchen, um vor Moskitos und Bremsen sicher zu sein. Das Wasser ist glasklar und riecht leicht nach faulen Eiern (Schwefel). Unsere neue Deo-Duftnote.
Am Abend verzichten wir auf Kochen, sondern holen uns bei der besten (weil einzigen) Burgerbude zwischen Muncho Lake und Watson Lake unser Abendessen.

Ein medizinisches Problem weckt mich aus der Bereitschaft um 4:30 Uhr. Patientin Elke geht es schlecht, Kreislauf-/Magenprobleme. Sie ruft den Doktor.
Nach Diagnosestellung beginne ich mit der Medikation und lege eine Diät fest.
Bald bessert sich der Zustand der Patientin, sie fällt noch mal in einen Erholungsschlaf. Danach ist die Patientin stabil und nimmt ein normales Frühstück ein.
Medikation 40 Tropfen Iberogast, Diät 5 EL Yoghurt.
Völlig wiederhergestellt machen wir uns etwas verspätet auf den Weg nach Watson Lake.
Heute ist Wild-Tag (game-day). In der Reihenfolge:
Ein Wolf, ein schwarzer Hund (?), dann zwei Bisons, ein Schwarzbär, ein Rotfuchs und weitere Bisons.

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Endlich ein Bär, der sich fotografieren lässt!

Wir fahren einen holprigen Abstecher zu den Smith River Falls, einen zum Whirlpool Canyon (Rapids des Liard River) und begeistern  uns am Allen Lookout  über die Erhabenheit des hier langsam fließenden Liard Rivers. Weitere Bisons erheitern uns.

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Ihr sollt mir nicht dauernd auf die Cojones schauen!
An der Contact Creek Lodge tanken wir das günstigste Diesel im Umkreis von 100 km. Wir schwätzen etwas mit dem Lodge Besitzer über das Sterben der Lodges am AH. Der Tourismus ist während der Krise 2008/2009 eingebrochen und hat sich seither nicht mehr erholt. Dazu kommt der Rückzug der Öl- und Gasindustrie aus nicht mehr rentablen Bereichen, aufgrund der niedrigen Rohölpreise.
Auch wir stellen nur geringen  Verkehr auf dem AH fest, was uns aber nur recht ist, nach dem Asiatengewimmel in den Alberta Rockies.

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