Skurriles aus Kanada Nr. 12

von Bernadette Calonego

Bauchige Ungetüme

Von Bernadette Calonego, Vancouver

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Wenn mich Leute in British Columbia besuchen, reagieren sie verwirrt.

„Was? Wir müssen eine Fähre nehmen? Gibt´s da keine Straßen?“

„Doch“, sage ich, „aber nicht übers Wasser.“

„Lebst du auf einer Insel?“

„Nein, auf dem Festland, aber es gibt keine Brücke dorthin.“

Wenn ich dann meine Besucher von der Anlegestelle abhole, sind ihre Gesichter völlig entspannt. Denn Fahrten auf den Autofähren von British Columbia, den B.C. Ferries, gehören zu den besten Erlebnissen in Kanada.

Diese Ozeanriesen sind so unverzichtbar an der Westküste wie Wasserflugzeuge und Schleppboote. Sehe ich sie am Horizont auftauchen, wie überdimensionale weiße Schwäne auf dem blauen Wasser, werde ich fast sentimental. Auf der Überfahrt lasse ich die Seele baumeln, während ich gemächlich an hübschen Inseln vorbeisegle, im Hintergrund hohe Küstenberge, und im Wasser manchmal sogar tanzende Tümmler und Orcas. „Meine“ Fähre von Horseshoe Bay an die Sunshine Coast ist ein Börsenplatz für Kontakte: Fast immer begegne ich Bekannten, und mit Unbekannten kommt man ganz leicht ins Gespräch.

Auf der Fähre herrschen andere Gesetze. Hier erlaube ich mir hemmunglos einen Chicken Burger und Fritten! Die Heldin meines Thrillers „Unter dunklen Wassern“ benutzt auf ihrer Reise im Westen Kanadas insgesamt sieben Fähren. Diese bauchigen Ungetüme riechen förmlich nach Abenteuer. Die Meeresstraße Hecate Strait an der Nordwestküste zum Beispiel ist berüchtigt für hohen Wellengang. Auf der Überfahrt von der Hafenstadt Prince Rupert zu den Indianer-Inseln von Haida Gwaii bin ich richtiggehend durch die Korridore getorkelt. Aber da es allen Passagieren gleich geht, fühlt man sich wie eine verschworene Gemeinschaft. Die Rückfahrt dagegen war so ruhig, dass ich in der Kabine verschlief und beinahe die Ankunft in Prince Rupert verpasst hätte.

Schlaftrunken suchte ich meinen Pickup Truck im Labyrinth der Fähre. Und suchte und suchte. Ich hatte mir den Standort des Fahrzeugs nicht gemerkt – glauben Sie mir, das ist ein Fehler, den man nur einmal macht. Ich geriet in Panik. Ich würde alle anderen Autos aufhalten! Sollte ich den Steward um Hilfe bitten? Endlich stieß ich eine Stahltür auf – und erblickte das vertraute Rot meines alten Trucks.

Fähren lehren einen Geduld. Ich habe schon stundenlang gewartet, wenn der Ozean stürmisch war. „Das ist mir zu unzuverlässig“, sagte eine Bekannte. Kurz darauf musste sie eine Nacht im Flughafen verbringen, weil ihre Maschine repariert werden musste … Da lob` ich mir die gemütlichen Fähren!

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