Unimog Abenteuer in Canada – British Columbia 1

von Stefan Dr. Kelbch

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20. August 2016

Das Wetter wird besser, wir fahren in die Cassiar Mountains.
Hier gibt es einen schönen Provincial Park an einem idealen Kanu-See. Endlich mal wieder paddeln, das Wetter sieht gut aus – wir biegen ab und finden einen Stellplatz direkt am See. Neben uns Deutsche aus Düren. Wir machen klar Schiff und holen das Kanu vom Dach. Mittlerweile hat es sich plötzlich wieder total zugezogen. Als wir mit allem fertig sind, fängt es an zu regnen. Und hört nicht mehr auf. Keine Paddeltour.


Na gut, dann schauen wir erst einen Film und sehen dann, ob das Wetter  besser wird. Tut es aber nicht. Nach dem Abendessen plaudere ich noch mit den Nachbarn und erzähle ihnen von Atlin.

Morgens kommt das Kanu wieder auf das Dach von SUMO, wir verabschieden uns von Susanne und Guido und streben auf der BC 37 weiter nach Süden.

Wir nehmen den kurzen Abstecher nach Cassiar, dort wurde bis 1992 Asbest gefördert. Mittlerweile ist die zugehörige Stadt abgerissen, an dem Abbau der Mine wird wohl noch ein paar Jahrzehnte gearbeitet.

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Alte Cassiar Asbest Mine

Was sie wohl mit der riesigen Abraumhalde vorhaben? Dem Muli, das zwischen Schrott grast, kann es egal sein.
Zurück auf dem Cassiar Highway stoppen wir neben Fotohalts bei „Jade City“, hier wird Jade gefördert und auch zu Schmuck verarbeitet. Elke ersteht einen „Inukshuk“ als Anhänger.
Wer weiß, was das ist? Wir hatten welche am Dempster Highway gesehen.
Bevor wir Dease Lake erreichen, müssen wir lange bei einer Road Construction auf das Pilot Car warten. In Dease Lake nehmen wir uns ein schönes Zimmer, in der Arctic Divide Ranch, aus Körperpflegedruck und Reminiszenz. Hier hatten wir auch 1983 in einem Hotel übernachtet, da es Schietwetter war und unser damaliger Pickup Truck total eingeschlammt war. Die Dirt Road, die der Cassiar „Highway“ damals war, gibt es nicht mehr, heute ist alles schön gepflastert.

Elke frühstückt in der Lodge, für mich gibt es nur Kaffee. Ich kann mit dem „Continental Breakfast“, bestehend aus Cereals, Nutella, Marmelade & Toast nichts anfangen.
Danach packen wir zusammen und fahren die Telegraph Creek Road nach Westen. 130 km Stichstraße. Anfangs ist es etwas langweilig, da es nur durch Wald und Busch geht, aber ab dem Stikine River PP wird es interessant. Direkt nach Parkbeginn gibt es einen kurzen Walk uphill. Dann stehen wir  vor der ersten umwerfenden Aussicht dieses Tages. Berge, Flußcanyon und Wälder in Reinkultur. Etwas weiter westwärts lässt der Mount Edizza seinen schneebedeckten Gipfel blitzen. Wir bleiben oft stehen, umso mehr als wir den Grand Canyon of the Stikine und den Tahltan Canyon  erreichen. Die Straße wird immer enger und windet sich am Abgrund zum Canyon an den Bergen entlang. Elke hält die Luft an. Wir durchqueren Indianerland, dieselben wollen aber nicht besucht werden – NO Trespassing!  Der Stikine und der Tahltan River sind  ihre wichtigsten Lachsflüsse.
Nach 110 km erreichen wir Telegraph Creek, das eine wichtige Durchgangsstation für den Goldrush 96/98 darstellte, aber auch bis 1938 Relaisstation der Telegrafenlinie nach Whitehorse und Dawson war. Nun stirbt der Ort langsam aus.
Bevor wir uns die Ghosttown Old Telegraph Creek anschauen, fahren wir noch 20 km weiter bis zum Ende der Glenora Road.

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Aussicht von der Glenora Road auf schneebedeckte Berge ohne Namen

Tolle Aussichten auf dem Weg dorthin. Am Ende der Dirt Road befindet sich ein Fishcamp der Natives, das aber im Moment verlassen ist – zu Zeit kein Salmon Run. Zum Übernachten gut geeignet, aber Elke hat einen anderen Platz im Kopf. Zurück zur Ghosttown.

 

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Ghosttown Old Telegraph Creek

In der kleinen, alten Kirche wird heute immer noch jeden Sonntag die Messe gelesen. Viele Gebäude sind schon zerfallen oder auf gutem Weg dorthin. Erst 2010 fiel  jemandem auf, dass der Ort doch so etwas wie ein historisches Denkmal für BC darstellt und es wurde eine Schautafel aufgestellt. Mehr aber auch nicht. Eigentlich schade, noch könnte man die kleine Geisterstadt erhalten und restaurieren. Auf dem Rückweg nach Dease Lake sehen wir den „Tooth Rock“ –  so nenne ich ihn, er sieht aus wie ein Backenzahn.

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„Tooth Rock“. Paradontose und Karies?

Wir stellen SUMO auf Elkes Wunschplatz ab, direkt über dem Stikine Canyon mit einem sagenhaften Rundblick.

 

 

 

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Überblick über den Stikine Canyon

Wir verlassen den schönen Stellplatz und fahren zurück zum Cassiar Highway.
Fazit: Die Telegraph Creek Road biete Ausblicke, die überwältigend sind; bei schönem Wetter unbedingt zu empfehlen. In Dease Lake müssen wir erst mal dringend nach proviantieren und tanken. Beim Einräumen stellt Elke fest, dass der Koffer auf einmal gut geölt ist. Zu gut. Eine Flasche Olivenöl hat durch Dauervibrationen ihren Schraubdeckel verloren, war umgekippt und ausgelaufen. Eine halbe Stunde und eine Küchenrolle später können wir endlich weiter fahren.
Das Wetter ist wieder Spitze, die Landschaft  ist outstanding, breathtaking, overwhelming, mind blowing, georgeous, marvellous, awesome, magnificent, fabulous usw.
So würden Nordamerikaner sie bezeichnen. Mit solchen Adjektiven wird man laufend konfrontiert. Negative hört man fast nie. Leider gibt es wenige Möglichkeiten für Fotos. Die schönsten Stellen haben keinen Turnout und die vorhandenen Turnouts sind zugewachsen und bieten keinen Ausblick. Wir sehen 2 Elche und ganz nah, 2 Schwarzbären.

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Wasn das für ein Riesen-Grizzly, der mich beim Fressen stört?

Auf der Suche nach einem Stellplatz an einem See treffen wir zwei Schweizer in ihrem Landrover, die schon „unseren“ Platz belegen. Kurzer Schwatz und weiter suchen. Ein paar km weiter geht ein kleiner Weg zu „unserem See“, hier kann nur ein Fahrzeug stehen. Die Loons schreien, ein Rabe krächzt, ansonsten ist es hier total ruhig. Nach unserem Abendessen warten wir auf die Bären, die hoffentlich von unserem Essensgeruch angezogen werden. Ich will auch mal jagen. But no luck.

Ich muß etwas rangieren, um aus dem engen Waldweg wieder raus zu kommen, aber SUMO macht das schon.
Nach einigen km kommt der Abzweig nach Stewart/Hyder. Dort erreichen wir nach 25 km den Bear Glacier, den wir 1983 mit dem Kanu bis in den Gletschermund hinein erkundet hatten. Davon kann 2016 keine Rede mehr sein, so stark hat sich der Gletscher zurückgezogen.

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Nur noch wenig Gletscher… 1983 ging er bis an die Baumlinie

Aber er ist immer noch beeindruckend und nahe der Straße, die aber verlegt werden musste. In Stewart angekommen, besuchen wir das Visitor Center. Mit der Dame am Tresen kommen wir ins Gespräch und erzählen von unserem Besuch vor 33 Jahren und der älteren Östereicherin, die uns auf die „Bier-Gesetze“ von Canada (Pferch) hingewiesen hatte (siehe Bericht aus Jasper). Sie wusste sofort ihren Namen und erzählte uns, dass sie noch lebt, noch Auto fährt und jetzt in Smithers in einem Altenstift wohnt. Sie muss heute über 80  Jahre alt sein. Wir wandern durch Stewart, gönnen uns Kaffee und Kuchen in der Bakery und kaufen noch etwas ein.

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Stewart Main Street Stewart

Ein wenig weiter liegt ein anderes Land, wir fahren ein in Hyder, Alaska.
Keine Grenzkontrolle bei der Einfahrt – dieses Kaff ist nur von Canada aus zugänglich.

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Hyder, das verlassenste Auto-zugängliche Nest von Alaska

Wir schauen uns die sterbende Ghost Town an und gehen im Glacier Inn einen Happen essen. Hier hängen $ 95.000 als signierte Geldscheine an den Wänden.
Und man kann „hyderisiert“ werden:
Ein 75%iger Schnaps, dessen Neige nach Genuss auf dem Bartresen angezündet wird.
Auch Elke unterzieht sich der schwindlig-machenden Prozedur.
Dann wird es Zeit zum Fish Creek zu fahren, um Bären beim Lachsfischen zu sehen.
Über 3 Stunden warten wir mit gezückter Kamera, aber kein Meister Petz lässt sich blicken. Trotz Unmengen von lebenden und toten Lachsen im Creek.

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Salmon satt!

Es müffelt ziemlich nach vergammeltem Fisch. Ein Bald Eagle macht auf Show.

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Wenigstens einer der Lachse fischt!

Bevor die Nacht hereinbricht, fahren wir hoch auf über 1000m zum Salmon Glacier.
Tolle Ausssichten. Am Summit ist uns zu viel los, da trommeln Esoteriker den Gletscher an.
Also fahren wir einen km weiter auf der (verbotenen) Minenstraße und finden einen Stellplatz mit 100.000 $ – Aussicht auf den Gletscher. Ist ja schon spät und keiner mehr da.
Nachts kommt doch noch einer vorbei und hupt mich aus dem Schlaf. Toller Joke.

Wir stehen mit Sonnenaufgang auf, verzichten auf das Frühstück, da wir wieder zum Fish Creek wollen. Kurz bevor wir los fahren, kommt auch schon die Minen-Security vorbei und will uns wegscheuchen. Aber wir sind sowieso auf dem Sprung.

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Salmon Glacier Stellplatz am Morgen

Am Fish Creek treffen wir wieder die zwei Dresdner mit ihren Wohnmobilen: ein weißer Sprinter aus Deutschland und ein Miet-Pickup-Camper. Den Sprinter hatten wir irgendwo in Quebec schon mal überholt. In Dawson hatte ich den Pickup-Fahrer kennen gelernt  und in McCarthy standen sie neben uns auf dem Parkplatz. Elke unterhält sich lange mit André und Anita.  Wir tauschen unsere Visitenkarten aus. Wir warten wieder 3h in der Bear Viewing Area vergeblich auf Bären. Jetzt reicht es. Wir verlassen Hyder…

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Irgendwoher kenne ich dieses Schild…

und fahren zurück nach Stewart und frühstücken erst mal.
Nach dem Frühstück nutzen wir noch kurz das hier sehr schnelle Internet. Dann verlassen wir bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen Stewart. Den Bären, den uns Hyder nicht gegönnt hatte, sehen wir nun kurz hinter dem Ort.
Noch mal kurzer Stopp am Bear Glacier (anderes Licht) dann biegen wir bei Medziadin Junction nach Süden ab.  Ein kurzer Sidekick auf einer Parallelstraße des Cassiar Hwy  und ein Halt bei der Medziadin Fishladder, dann schauen wir schon langsam nach Möglichkeiten für die nächste Übernachtung. Bei diesem Kaiserwetter wäre ein See zum Schwimmen, Paddeln und Angeln genau das richtige. Elke sucht den Jigsaw Lake raus, zu dem ich 10 km über üble Schlaglochpiste fahren muss. Am Ende einer Stichstraße zum See liegt eine kleine kostenlose „Recreation Area“ mit 4 Campsites. Hier steht schon ein Pickup mit einem Ehepaar aus Terrrace, aber wir haben genug Platz, um uns mit SUMO dazu zu gesellen.

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Am Jigsaw Lake

Sie paddeln beide mit Kajaks und wir kommen sofort ins Gespräch. Doch vor dem langen Palaver am Lagerfeuer holen wir erst das Kanu runter, erfrischen uns bei einem Bad im See – Elke schnorchelt sogar am Seeufer entlang und zählt Seerosen und Fische- dann paddeln wir den See fast bis zum Ende. Morgen wollen wir noch einige weitere Buchten erkunden. Wir grillen unsere Schweinesteaks und setzen uns dann zu den Nachbarn ans Lagerfeuer.
Noch lange wird erzählt, bis wir uns alle in die Falle hauen.

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