Unimog Abenteuer in Canada: British Columbia 3

von Stefan Dr. Kelbch

2. September 2016
UNI BC3 4Auf dem Weg nach Bella Coola fahren wir eine Zeitlang neben dem beeindruckenden Canyon des Fraser River.
Es geht durch Ranchland. Rechts und links der Straße sind Zäune, um die Rinder von der Straße weg zu halten. Wir erreichen das Chilcotin.
Wir haben uns zwei Möglichkeiten für eine Übernachtung ausgesucht, die erste liegt direkt an der Straße, das ist nicht schön. Wir fahren weiter und biegen wieder in eine Forststraße ein, die uns nach 16 km zu einer Recreation Site an einem kleinen See führt. Hier stehen schon ein paar Camper, da heute das lange Wochenende in Canada beginnt (Labour Day). Aber wir finden einen schönen Platz am Wasser.
Noch scheint die Sonne, ein Bad ist wieder mal dringend notwendig, also hinein… Brrr, etwas frisch dieser See, da hatten wir schon wärmere. Danach noch Haare waschen mit der Außendusche von SUMO und wir sind wieder fast wie neu.
Die dunklen Wolken rundum rücken näher, also schnell den Grill raus und das Abend-BBQ vorziehen. Beim Essen grummelt es schon in der Ferne. Aber wir können gemütlich zu Ende speisen und wieder alles verstauen, bevor es anfängt zu regnen.

Das Wetter am Morgen sieht nicht gut aus, es ist bedeckt und es nieselt. Wir verlassen den schönen Platz und fahren die 16 km zurück zur BC20. Heute wollen wir Bella Coola erreichen. Wir fahren weiter durch Ranchland. Unterwegs sehen wir uns in Anaham eine Blockhauskirche an.
Dann kommt ein Cattle Guard und das Schild „Open range“: Ab hier keine Zäune  mehr.
Jetzt können die Kühe auch auf der Straße sein, was sich auch bald zeigt.
Unser heutiges Zwischenziel ist die Terra Nostra Lodge.
Die ehemalige Ranch von Tex Hansen (bis Ende der 70er) liegt am Clearwater Lake, nahe von Kleena Kleene.  AE Johann, der bekannte Reisebuch- und Romanautor, der Zeit seines Lebens in Canada verliebt war, hat auf seinen Reisen gerne viele Tage hier verbracht und darüber, z.B. in seinem Reisebuch „Hinter den Bergen das Meer“, erzählt. Das musste ich, als AE Johann Fan, der alle seine Bücher gelesen hat, natürlich sehen.
Wir werden von den Besitzern, einem Schweizer Ehepaar, sehr freundlich empfangen und lassen uns die Lodge und die Cabins zeigen. Wir reden über dies und das und vereinbaren, auf unserem Rückweg von Bella Coola einige Tage bei ihnen zu verbringen.
Nun  geht es weiter nach Osten. Wir erreichen den Tweedsmuir Provincial Park.
Wir erklimmen die Berge und passieren den „Heckman Pass“ (1524 m), danach geht es „The Hill“ abwärts auf Meeresniveau. Eine Serpentine an der anderen, man darf auf einer Seite gar nicht runter schauen; es geht 1000m steil nach unten. Nach der Kurbelei kommen wir im Tal zu einer „Wildlife Viewing Area“: Grizzly beobachten am Fluß, wo die Lachse laichen. Und tatsächlich sehe ich kurz zwei Exemplare sehr gut mit dem Fernglas. Sie trollen sich aber wieder in den Busch. Nach einer halben Stunde fahren wir weiter, bis Elke von einer Brücke den nächsten Grizzly sichtet. Anhalten, auf die Brücke laufen und wir können ihn beim Lachfischen und –fressen beobachten. Kurz darauf erreichen wir Bella Coola,

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Bella Coola

wo wir im Visitor Center vorbei schauen, um Infos über Bootsausflüge zu holen. Die Preise sind gesalzen. Aber erst mal ist unser Ziel ein Nachtlager zu finden.
4×4 and high clearance only“, sagt das Schild an der Forststraße zum Blue Jay Lake, beides haben wir reichlich. Also los. Diese Forststraße ist aber anders, hier ist schon lange kein Forst-Truck mehr gefahren, so zu zugewachsen ist der 20,5 km lange Weg am Anfang. Mehrmals steige ich aus, um mit der Machete dicke Äste abzuhacken. Eigentlich zu eng für SUMO. Was soll`s, jetzt sind wir auf dem Weg, da müssen wir jetzt durch. Allrad braucht man wirklich, so steil, steinig und löchrig ist der Track. Ich schaue dauernd nach oben zu den Ästen, SUMO kümmert sich um den unteren Bereich.  Endlich verlassen wir den Laubbaum-Bereich und der Weg wird nach oben freier. Und auch die Sicht! Schöne Ausblicke auf die Küstenberge in der Abendsonne eröffnen sich uns, aber noch mit Wolken verziert.
Am Blue Jay Lake finden wir einen schönen Stellplatz.
Das war eine prima Offroad-Strecke. Einmal musste ich sogar in den ersten Gang runter, Premiere!
Wir erkunden noch schnell die Umgebung, da wird es auch schon dunkel. Wir sind spät dran heute, 1,5 Stunden haben wir für den Aufstieg gebraucht.

What comes up – must come down! 1,5 Stunden brauchen wir auch für den “Abstieg”, bis wir wieder in Bella Coola sind. Offroad am Morgen, da steigt die Laune! Die Aussicht ist heute grandios.

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Aussicht auf die Coastal Mountains

Teilweise fahren wir durch die Wolken, teilweise über den Wolken.
Wir sehen uns noch die Clayton Falls und das schöne Inlet (Fjord) an, machen in „downtown Bella Coola“  kurz halt und gehen am Ortausgang noch auf den Farmers Market. Das Angebot ist hier eher dünn, aber wir nehmen ein paar „home made cookies“ mit.
Bei der „bear viewing platform“ stoppen wir noch einmal, wir haben 3 Bären leider um 20 Minuten verpasst. Auch nach einer halben Stunde kommen sie nicht wieder.
Die Sonne scheint, der Himmel ist blau und die Aussichten vom „Hill“ gehen diesmal bis zu den Bergspitzen und Gletschern der Panorama Range. Eine tolle Straße, die BC20, aber am „Hill“ nichts für Angsthasen!

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BC 20: „The Hill“ . Lieber nicht recht runter schauen…

Nachdem SUMO den Heckmann Pass hinter sich gebracht hat, geht es auf der Gravel Road weiter bis nach Anahim Lake. Dort biegen wir wieder auf eine Forststraße ab und fahren 20 km ins tiefste Innere des Chilcotin zur „Poison Lake Recreation Area“. Das Wasser des Sees ist trotz des Namens glasklar und völlig in Ordnung, sogar Forellen soll es geben, die mir leider nicht an die Angel gehen. 6 Campsites gibt es, keine Seele da, wir beziehen die Schönste direkt am Wasser.
Hier liegt haufenweise trockenes Feuerholz (Windbruch), also sammeln, sägen und Feuer machen. Abendessen direkt am Lagerfeuer, dann genießen wir die Stille der Wildnis (sie schweigt – wie immer)  am lodernden Feuer.

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Lone Ranger am Campfire

Noch lange sitzen wir davor. Nur ab und zu tönt der Schrei eines Loons durch den Abend.
Nach Aufbruch vom Poison Lake fahren wir noch ein Stück weiter bis zum Aussichtspunkt Anahim Rock, einem prominenten Berggipfel. Dort drehen wir um und fahren zurück nach Anahim Lake, wo wir kurz nachtanken. Der Gravel endet  bald und wir streben der Terra Nostra Ranch entgegen.
Da kein Flugwetter ist, passieren wir Nimpo Lake mit dem Tweedsmuir Air Service und rollen kurz dahinter bei der Ranch auf den Hof.

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Terra Nostra Lodge (ehemals Clearwater Ranch von Tex Hansen)

Dort beziehen wir erst mal unser schönes, uriges und geräumiges Zimmer im Haupthaus und machen uns mit den anderen Gästen bekannt.
Wir unternehmen einen kurzen Erkundungsspaziergang über das Ranchgelände zu den Pferden und zum Seeufer des Clearwater Lake. Hier hat auch AE Johann das Chilcotin und die Aussicht auf die Berge der Coastal Range genossen.
Morgen werden wir unser Reitabenteuer haben. Hoffentlich wird das Wetter besser als heute, denn es hat wieder begonnen zu regnen. Aber wir sitzen nun im warmen Kaminzimmer mit Blick auf den See. Das Abendessen in großer Runde an einem langen Holztisch ist sehr lecker und wir unterhalten uns gut.

Nach demFrühstück erfahren wir, dass wir erst um 14:30 Uhr reiten können, da eine andere Gruppe schon am Vormittag gebucht hat. Zeit, um mal ganz gemütlich ein Buch zu lesen, und die Gruppe zu bemitleiden, die jetzt im strömenden Regen unterwegs ist.
Am Nachmittag klart das Wetter auf und wir beginnen unser „Western-Reitabenteuer“.
Elke ist sehr nervös. Wir ziehen Western-Reitstiefel an und laufen zum Korral. Elke bekommt eine braune Stute, genannt “Dancer”,  ich einen schwarzen Wallach namens “Thoben”, beide natürlich mit Westernsätteln. Eine kurze Erklärung, wo sich Lenkung, Gas und Bremse befinden, dann Aufsitzen und es geht auf die 1-stündige „Hausrunde“.

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Zwei Greenhorns auf Pferderücken, “Thoben” hat es nicht leicht, er beneidet “Dancer”…

Anfangs etwas ungewohnt, aber nach einer Weile ist man im Rhythmus. Erstaunlich, wie die Pferde auch noch auf schmalsten Pfaden ihren Weg finden. Über umgestürzte Baumstämme, durch Schlammlöcher, steil hoch oder runter – Offroad mit 1 PS! Unterwegs schöne Ausblicke auf die Coastal Range und den Clearwater Lake.
Ein sehr schönes Erlebnis.
Am Abend gibt es Suppe und Grillwürstchen mit Kässpätzle. Das Wetter hat von Dauerregen auf wunderschön umgeschaltet. Mal sehen wie es morgen wird.

Das Wetter ist heute leider wieder mies, also werden wir von der Terra Nostra Lodge Abschied nehmen. Wir warten im Gemeinschaftsraum auf das Frühstück, als Corinne, die Herbergsmutter,  bemerkt, dass die Pferde alle zusammenstehen… Kurze Zeit später schlagen die Hunde an. Ich gehe nach draußen auf die Terrasse und sehe einen Grizzly, der über die Weide läuft, in sicherem Abstand verbellt von den beiden Hunden. Er springt mit einem Satz über den hölzernen Weidezaun und läuft dann direkt an der Terrasse vorbei in den Busch. Das war eine passende Abschiedsvorstellung!
Wir verabschieden uns von Corinne und den anderen Gästen, fassen noch etwas Trinkwasser nach und wenden uns auf der BC20 wieder gen Williams Lake. Einige Fotostopps, aber das Wetter ist nicht so toll.
In Williams Lake wird erst mal wieder Proviant eingekauft und getankt, dann fahren wir kurz hinter WL zu einer Recreation Area, um zu übernachten. Um Mitternacht wird Elke von einem ATV geweckt. Der Fahrer wollte wohl mal schauen, was hier steht, vermutlich hat er von den Anglern, die ich am Abend getroffen hatte, davon gehört. Aber er entschwindet schnell wieder.
Zurück auf der 97 geht es nach dem Besuch der 108 Mile Ranch (historical Site) nach 100 Mile House. Die Weiterfahrt bis Clinton erfolgt zum Teil auf vierspurigem Highway, durch liebliches Ranchland.
In Clinton  biegen wir auf die Kelly Lake Road ab, die in eine sehr schöne Forststraße übergeht.  Sie windet  sich in  vielen Serpentinen bis auf 1500 m hoch,

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Auf der Kelly Lake Road

um dann von der Passhöhe hinunter nach Pavillon und zum Fraser River zu führen. Dadurch haben wir ein gutes Stück des Wegs nach Squamish abgekürzt und SUMO hatte wieder seinen Spass.

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Fraser River, kurz vor Lillooet

Wir erreichen das kleine Städtchen Lillooet und sehen es uns an. Einiges erkennen wir wieder, aber seit 1983 hat sich auch viel geändert. Kurz hinter Lillooet, am Seton Lake, gibt es einen kostenlosen BC Hydro Campground, den wir anfahren. Dort  gönnen wir uns, bei angenehmen Temperaturen, ein schönes BBQ.

Am Morgen fahren wir noch ein Stück am Seton Lake entlang und sehen lange einen Schwarzbären am anderen Ufer.

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Mr. Black Bear

Nachdem er sich in die Büsche verzogen hat, fahren wir auf die grandiose Duffey Lake Road. Hier bieten sich tolle Ausblicke auf Bäche, Seen und das Küstengebirge.

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Log jam am Duffey Lake

Natürlich müssen wir uns auch DEN Skiort von Vancouver ansehen: Whistler.
Der Ort ist voll durchgestylt und auch im Sommer sehr gut besucht. Die Skilifts und Pisten werden im Sommer für Downhill Mountain Biking benutzt. Eigentlich wollten wir mit dem Lift auch mal kurz hoch, aber $ 60/Person haben uns dann davon überzeugt, das halbe Geld in einem japanischen Restaurant zu lassen. Lecker. Noch ein Eis zum Nachtisch und wir flüchten aus dieser Touristenfalle. Die Japaner haben uns wieder eingeholt!
Auf der Weiterfahrt schauen wir uns die Brandyvine Falls an und halten kurz in Squamish zum Tanken und Motoröl kaufen. Entlang des Fjords geht es weiter bis Horseshoe Bay, wo wir ohne Reservierung einen Platz auf der nächsten Fähre nach Vancouver Island  ergattern.

 

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