Skurriles aus Kanada Nr. 21

von Bernadette Calonego

Schneesturm auf Facebook

verfasst von Bernadette Calonego, Vancouver

 

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Schneesturm in St. Anthony, Neufundland (Foto Gina Michelle Woodard)

 

 

Sechs Tage ununterbrochener Schneesturm kann den Stärksten brechen. Aber nicht die Neufundländer. Die haben einen neuen Sport entdeckt: Wer kann das verrückteste Sturmfoto auf Facebook veröffentlichen? Der Renner sind Bilder von Türen und Fenstern mit einer soliden Mauer aus Schnee davor. Kein Entrinnen möglich!

Kathleen fotografiert ihren Ehemann als dunkle Gestalt auf dem Bauch im Schnee – das erschöpfte Opfer des vergeblichen Schneeschaufelns. (Er hat überlebt.) Auf Twitter wird #dontloveit der beliebteste #tag der Eingeschneiten.  Je länger der Schneesturm und das Eingeschlossensein dauern, desto vehementer werden die Aufrufe zum Durchhalten. „Was für ein großartiger altmodischer Sturm“, schreibt Tiffany auf Facebook.  „BE HAPPY! Alles könnte viel schlimmer sein als ein bisschen Schnee und Wind!“

Soviel Verleugnung bringen nicht alle Neufundländer auf. „Ich werd` langsam verrückt“, beklagt sich Pauline. Ihre Tochter Maddie kommentiert ungerührt: „Du warst schon vor dem Sturm verrückt, Mutter.“

Keine Frage – der Unterhaltungswert ist besser als jede Sitcom. Nach dem vierten Tag ohne Einkäufe – die Läden sind wegen des Sturms geschlossen – sendet Gail einen Hilferuf hinaus:  „Ich weiß nicht mehr, was ich kochen soll. Ich habe noch Dosenmais und Karotten.  Ideen für Rezepte?“ Nicht so existenziell, aber trotzdem dringend ist Leddys Frage: „Wieviele Karten teilt man beim Königinnenspiel aus?“

Die Wucht des Sturms ist offenbar auch eine gute Gelegenheit für Neufundländer, neue Ausdrücke des Staunens zu erfinden: „Holy smutt balls“, schimpft Terry über die weiße Hölle. (Übersetzung leider nicht möglich.)

Neufundländer sind hart im Nehmen. Jeder hat sein eigenes Mittel, um dem Sturm zu trotzen. Gina verkündet: „Schnaps reicht gerade noch für einen Sturm.“ Nach einigen Tagen verlieren die Eingeschlossenen das Gefühl für die Zeit. „Vierter Sturmtag mit 100-km/h-Winden. Es könnte auch der fünfte Tag sein“, schreibt Marilyn. Irene hilft ihr weiter: „Es sind schon fünf verdammte Tage!“ Sharmon veröffentlicht das Bild eines Weinglases mit dem Kommentar: „Ich bin keine Weintrinkerin, aber die Zeiten sind verzweifelt.“

Selbst das Fernsehen – Wunder über Wunder, es funktioniert noch! – spendet in dieser Misere nicht immer Trost. „Warum gibt es Filme, in denen sie Menschen lebendig begraben?“, kritisiert Charlene, die sich selber unter dem Schnee lebendig begraben fühlt. Am sechsten Tag fragt Wavey ihre Facebook-Freunde mit dem größten Understatement: „Fällt euch auch langsam die Decke auf den Kopf?“

Ich glaube, die Frauen und Männer in Neufundland sind die heroischsten Kanadier, die ich kenne.

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