Souvenir-Syndrom
Foto und Text von Bernadette Calonego, Vancouver
Haben Sie schon von dieser Krankheit gehört? In Kanada nennt man sie das Souvenir-Syndrom. Ausgewanderte Europäer leiden besonders darunter. Die Symptome treten vor einem Heimatbesuch in Deutschland, Österreich oder der Schweiz auf. Dazu gehören Kopfzerbrechen, Ratlosigkeit, Frustration und Energieverlust. Die Ursache der Krankheit kulminiert in einer einzigen Frage: Welche Andenken aus Kanada nehme ich diesmal meinen Verwandten, Bekannten, Freunden, Gastgebern, Kindern und Auftraggebern mit?
T-Shirts sind zu banal. Kanadischen Ahornsirup gibt es auch in Europa zu kaufen, und leichtgewichtig ist eine Flasche auch nicht. Dream Catcher haben leider schon längst den Status von langweiligen Staubfängern bekommen. Geräucherter Lachs in der Geschenkpackung kostet ein kleines Vermögen. Inukshuks, die Wegweiser der Inuit, stehen schon fast in jeder Stube, ein Mitbringsel von früheren Besuchen.
Eine Zeitlang hatte ich Erfolg mit erstaunlich preiswerten, handgestrickten Socken aus Neufundland. Wer strickt denn in Deutschland oder der Schweiz noch Socken? Aber jetzt habe ich alle damit eingedeckt – etwas Neues muss her. Ein Salatbesteck mit indianischen Motiven oder ein Flachmann mit der Ikone der Vancouver Canucks? Auch nicht billig, wenn man solche Geschenke dutzendfach erstehen muss.
Guter Rat ist gefragt. Eine Freundin fand begeisterte Abnehmer von „Bear Paws“ im fernen Hamburg, das sind Plätzchen in der Form vom Bärentatzen. Sowas erinnert mich an die „Moose Droppings“ aus Schokolade, Süßes in der Form von Elchkot. Bei einigen Bekannten möchte ich aber lieber nicht damit aufkreuzen. Eigentlich wäre 2017 das Jahr des Jahrhundert-Souvenirkaufs. Die Läden sind voll mit Kanada-Andenken für das 150-Jahr-Jubiläum des Landes.
Kanada-Kissen, Kanada-Wolldecken, Kanada-Tassen, Kanada-Tee, Kanada-Puzzles, Kanada-Magnete – aber nichts, was gewichtmäßig leicht, kompakt, preiswert und vor allem neu und überraschend wäre. Ein Bekannter nimmt in diesem Jahr fünfzig „Hand Sanitizers“ vom Canadian-Tire-Laden mit nach Europa: flüssige Handhygiene im Taschenformat. Und für wenige Dollar zu haben. Er meint, dafür habe schließlich jedermann Bedarf, und es sei so praktisch. Na ja, ich weiß nicht, wie das ankommen wird. Aber der Gute ist wenigstens seine Sorge los.
Neulich hab ich von einem Kanadier gehört, der Kugelschreiber aus Elchgeweih herstellt. Das könnte mich begeistern. Ich hoffe nur, er verlangt kein Vermögen dafür. Sonst werde ich halt doch auf die „Moose Droppings“ zurückgreifen müssen.
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