Die friedvollen Indianer – Teil 3 – Die Kultur der Indianer

von Peter Iden

Indianer Fischen Speer PixabyEine Tiefenstudie der nordamerikanischen Ureinwohner

Das traditionellen Essen der Bewohner der Plains-Zeitperiode waren gesammelte (teilweise sogar angebaute) Früchte, Gemüse sowie Fleisch von gejagten Tieren. Dazu sammelten sie Nüsse, Wurzeln und Beeren. Bei einigen war Fisch eine regelmäßige Ergänzung ihrer Diät, die (zumindest in der Prärie) hauptsächlich aus Bisonfleisch bestand. Frauen besorgten den Anbau und das Sammeln, während die Männer langzeitig auf Jagd waren. Frauen waren ebenso dafür verantwortlich, das Ergebnis der Jagd zu verarbeiten (Beispiel: Fleisch trocknen und mit Früchten und Bisonfett vermischt als Pemmican verarbeiten), auch die Felle zu gerben.
Wenn die Zeit kam, das Lager zu verlassen um in neue Jagdgründe umzuziehen, dienten zuerst Hunde als Packtiere. Dazu benutzten sie das „Travois“, ein dreieckiges Gestell aus dünnen Baumstämmen. Nach dem Kommen der Pferde wurden die Travois größer und konnten bequem die gesamten Haushalte (Tipis usw.) transportieren. Die Travois-Stämme formten dann auch die Grundgestelle für die Tipis. In schneereichen Gegenden wurden Schneeschuhe aus Holz und Bisonsehnen benutzt.

Bekleidet waren die männlichen Plains-Indianer mit Lendenschurzen, Beinschützern, Hemden und Moccasins, die Frauen mit langen Kleidern, Beinschützern und Moccasins, sowie beide bei kaltem Wetter mit Roben. Wie alle Kleidungsstücke waren diese aus Fellen der Bison, Antilopen und Hirschen gefertigt.
Die „Produkte“ der Bison-Jagd wurden vielseitig genutzt: Fleisch zum Essen, die Felle, Knochen und Sehnen für Zeltbedeckung und für diverse andere Zwecke.

mocassin Pixaby
Indianische Handarbeiten:

Ausdrücke der Kunst und Handarbeiten der Indianer waren so variiert wie die Bevölkerung der Stämme. Von Tätowierungen (die bei diversen Stämmen populär war, allerdings nicht als Dekorationen, sondern mehr als Zeichen ihres Standes in ihren Stämmen), bis zu mit gefärbten Stachelschweinfedern und Perlen verzierten Kästen und Kleidung (z.B. Moccasins), Haushalts-Artikeln wie Leder-Beutel und Taschen, bemalten Tipi-Zelten, Schilden, Masken, Rohhautbehältern sowie geschnitzten oder gekerbten Holz-Schüsseln und Pfeifen. Die Dekoration bestand hauptsächlich aus Symbolen der von den Stämmen verehrten Tiere und Götter (Quelle: „History of Indigenous Art in Canada“.)
Die Plains-Indianer werden mit den ersten „Powwows“ kreditiert. Es waren Veranstaltungen, bei denen diverse Stämme zusammenkamen, um ihre Kultur zu feiern. Insignien mit heiligen Adler-Federn, Perlen und anderen farbreichen Verzierungen wurden zu diesem Anlass getragen. Trommeln bei ihren Gesängen wurden von ihnen als „Kreise des Lebens“ benutzt und waren (sind noch heute) Zeichen der Indianer-Spiritualität.
Religiöses Denken und geistige Gesinnung durchdrangen alle Aspekte des Lebens. Fasten und Beten gehörte zum alltäglichen Handeln. In einigen Fällen gab es sogar durch ältere Einzelgänger geförderte Kulte, die jedoch schnell verschwanden, sobald ihre „Erfinder“ starben.

Die Cheyenne der Prärie:

Die Cheyenne (Tsistsistas) waren die weitgehend aggressivsten und wildesten der Stämme. Die Comanches und Kiowas der Prärie und die Irokesen der nördlichen Waldgebiete gingen ebenso brutal gegen ihre gegnerischen Stämme und die Siedler vor. Die Cheyenne jedoch waren die absolut ungehinderten „Herren der Prärie“ und verbreiteten 150 Jahre lang Terror durch Raub, Mord, Vergewaltigung und Plünderung anderer Stämme. Nach dem Kommen der Siedler waren sie nicht weniger aktiv in deren Verfolgung und Tötung, als diese sich mit der vollen Erlaubnis der amerikanischen Regierung auf ihrem Land und in ihren Jagdgründen breit machten.
Die Kiowas der Prärie sowie die Irokesen und Ojibwa der nördlichen Waldgebiete gingen ebenso brutal gegen ihre gegnerischen Stämme vor, auch wenn die Besiedelung der Waldgegenden nicht so weitlaufend war.
Der langdauernde Konflikt der Comanche mit den Kiowa und Plains Sioux endete 1840, als diese Stämme ein Bündnis machten, das u.a. den Cheyenne und Comanches erlaubte, das Flachland des „Llano Estecado“ (Oklahoma, Texas und das nordöstliche New Mexico) zur Bison-Jagd und für den Handel mit den dort ansässigen Stämmen der Allianz zu betreten. Die meisten Ansässigen dieser Gegend waren Apachen, die von den Comanches vertrieben oder getötet wurden.

Zwei neuere Bücher beschreiben die Comanches während dieser Zeit:

„The Rise and Fall of the Comanche Empire“ (2008) von Pekka Haemaelaeinen beschreibt das Wachstum der Comanche von einem kleinen Stamm von Jägern und Nahrungssammlern in Neu-Mexiko, der sich durch die spanischen Pferde in nur drei Generationen in den „Terror der Steppe“ wandelten. Ursprünglich ein Teil der Shoshone im heutigen Wyoming, wanderten sie südlich in die Zentral-Prärie, bevor sie in die von ihnen letztlich besiedelte südlichen Gegenden weiter wanderten. Ihre Bevölkerung wurde im Zuge dieser Wanderungen erhöht durch andere Shosone sowie die Entführungen von weiblichen Mitgliedern und Kindern von Rivalen-Stämmen und aus mexikanischen Siedlungen.
In den hundert Jahren von 1750 bis 1850 dominierten die Comanches Texas, Neu-Mexico und sogar Teile von Louisiana und Mexiko. Sie waren erfinderisch, flexibel und nicht an die Einschränkungen einer „alten Kultur“ gebunden, was ihnen Änderungen in ihrem Leben weitaus annehmbarer machte.
Wie die meisten Prärie-Indianer, so waren auch die Cheyenne sehr stark organisiert in brüderliche, militaristische und halbreligiöse Gruppen, die (normalerweise von einem Medizinmann überstehen) praktisch in ihren eigenen Unter-Kulturen lebten, mit Privilegen, Aufgaben, Kleidung, und geheimen Gesängen und Riten, welche von den Mitgliedern exakt befolgt werden mussten.
Ein weiterer „Seitenschritt“ sei mir erlaubt: Gruppen oder Organisationen mit geheimen Riten existierten bereits seit Hunderten von Jahren in der europäischen Welt, wie z.B. die „Freimaurer“ und „Shriners“ (the Ancient Arabic Order of the Nobles of the Mystic Shrine, allerdings ohne irgend eine Verbindung zum Islam), um nur zwei miteinander verwandte Beispiele zu nennen. Beides sind Sozial-Organisationen, welche in verschiedenen Stufen organisiert sind und Treffen und Zusammen-Arbeit der Mitglieder fördern und zahlreiche Wohltätigkeitszwecke verfolgen, wie z.B. den „Shriners Circus“ und die Finanzierung von Krankenhäusern (Quelle: „The Secret Teachings of the Masonic Lodge“, von John Ankerberg und John Weldon, 1990).

Die Stufen der Cheyenne-Stämme:

Nach der kurzen Abschweifung vom Hauptthema dieses Beitrages, auf der Suche nach Parallelen zum Gruppendenken der Cheyenne in unserer heutigen Gesellschaft, kehren wir nun also zurück zu den Cheyenne.
Die „Stufen“ der Cheyenne-Stämme lagen allerdings auf einer total anderen Ebene wie die in Europa. Töten ihrer Gegner, Skalpieren, Diebstahl, Vergewaltigung, Entführung usw.), waren für die Krieger wichtig, um den Stand ihres persönlichen Ansehens in den Stämmen auszubauen, zu erhöhen oder zu festigen.
Abgesehen von den Cheyenne und anderen Stämmen der Prärie wurden auch die Crow-Stämme der Plains-Yellowstone-Region ausgezeichnete Reiter, Pferdestehler, Jäger und Krieger. Sie gehörten zu den reichsten Stämmen, weil sie die meisten Pferde hatten. Sie kämpften um ihr Land gegen alle Stämme auf allen Seiten, ohne Allianzen beizutreten wie z.B die Lakota-Sioux.
Geschichtlich gesehen waren die Cheyenne drei verwandte Stämme, die Nepahi, die Sutaio und die Masicota, welche sich zu den Tsé-tsêhéstâhese zusammen schlossen und die zehn Stämme schufen, die als „Cheyenne“ bekannt wurden.
Zwei leitende Gruppen regierten das Wohlergehen und alle Funktionen der Cheyenne-Stämme: Der „Council of 44 Chiefs“ (eine Ratsversammlung von vier Häuptlingen der 10 Cheyenne-Stämme, plus vier ehemalige Häuptlinge des Rates), welche eine mehr friedliche Lösung anstatt der dauernden Kriege vertraten. Man kann bereits die Parallelen zu den First Nations unserer Zeitperiode ahnen.
Die kriegerische Untergruppe der „Dog Soldiers“ (Hotamétaneo’o) war die zweite, eine Art „Unter-Kultur der Cheyenne, die oft abgesondert von den anderen Mitgliedern des Stammes lebten. Die „Dogs“ lehnten sich besonders gegen die Bemühungen des Council of 44 auf.

Was die Europäer nach Nord-Amerika brachten:

Die Europäer brachten nicht nur Handelsgüter, Waffen und Alkohol mit sich, sondern auch Krankheiten gegen welche die Indianer keine Abwehr-Kräfte hatten. Damit soll nicht gesagt sein, dass es unter ihnen keine Krankheiten gab. Aber die europäischen (Pocken, Beulenpest, Cholera, Erkältungen, Diphterie, Grippe, Malaria, Masern, Scharlachfieber, Typhus, Tuberkulose, Keuchhusten und sexuell übertragene Krankheiten) töteten oft mehr als die Hälfte eines Stammes oder sogar den gesamten Stamm.
Die erste dokumentierte Epidemie war die Die Pocken-Epidemie von 1518. Die Pocken von 1780 bis 1782 töteten zumindest 30% der Plains-Indianer. In den Jahren 1837 bis 1870 wurden sie von vier verschiedenen Epidemien heimgesucht. Nachdem die Cholera-Epidemie in 1849 (nicht weniger auch die vorherigen Epidemien) etwa die Hälfte der Cheyenne-Stämme dezimiert hatte, nahmen die Dog Soldiers nun natürlich einen weitaus prominenteren und, für die Mitglieder des Stammes, populären Platz in den Kämpfen gegen die weißen Siedler ein. Die „Dogs“ waren nicht mehr die „geächteten Rebellen“, sondern wurden durch ihre Kämpfe gegen die Siedler nun mit Respekt als Helden von den Stammesmitgliedern gefeiert.

Das Ziel der Amerikaner – Totale Vernichtung:

Die U.S.-Politiker der Zeitperiode begünstigten die Vernichtung aller Comanches und ihres Eigentums. Nach der Zerstörung eines Cheyennne und Arapaho Dorfes von der U.S.-Armee am 29. November 1864 und dem damit verbundenen Massaker von etwa 500 Indianern (zwei Drittel waren Frauen und Kinder) bei Sand Creek ließen die Dog Soldiers ihrem Blutdurst gegen die Armee und gegen die Siedler freien Lauf.
Zwei Tiere waren für das Leben der Prärie-Stämme wichtig. Als erstes hatten sie viele Tausend Pferde, sowie Zugang zu weiteren hunderttausenden von verwilderten (wilden) Pferden in ihrer Region, welche ihnen enorme Mobilität brachten.
Das zweite Tier welches sie brauchten war der Bison. Die fast totale Vernichtung der Bisons in Nordamerika durch die weißen Bisonjäger war der erste Schritt zum Ende der Prärie-Indianer. Die ursprüngliche Zahl der Bison in Nord-Amerika wurde zwischen 30 bis 60 Millionen geschätzt. Sie lebten von den Prärie-Staaten bis in die heutigen Ost-Staaten nördlich von Florida, und von Mexiko bis in die Prärien Kanadas.

Massenmord der Bisons und Indianer:
Bison Hunting 1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In den 1830er-Jahren begann der Massenmord der Bisons mit dem Bau der ersten Strecke der Trans-Continental Railroad in den südlichen Staaten. In den Jahren 1872 bis 1874 wurden pro Tag etwa 5 000 Bisons getötet. Die Passagiere der Railroad wurden eingeladen, ihre Gewehre und andere Schusswaffen mitzubringen, um an diesem „Sport“ teilzunehmen. In zwei Jahren töteten die Bisonjäger, die Siedler und die Bahn-Passagiere etwa 5,4 Millionen Bison.

Alle Teile dieser Tiefenstudie der nordamerikanischen Ureinwohner:

Teil 1 – DIE EHRENHAFTEN UND FRIEDVOLLEN INDIANER?

Teil 2 – Die Romantisierung der Indianer in Deutschland

Teil 3 – Die Kultur der Indianer

Teil 4 – Buffalo Bill, der Held aus Amerika? 

Teil 5 – Indianer lebten im „Krieg gegen alle“

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