Eine Tiefenstudie der nordamerikanischen Ureinwohner
William Frederick Cody, bekannt als „Buffalo Bill“, der in Deutschland und Europa durch seine Wild West Shows gefeierte „Wild West“ Held, war von der US-Regierung angestellt, um bei ihrem Programm des Abschießens der Bison – und der Indianer – zu helfen. In zwei Jahren tötete er mehr als 4 000 Bisons. Die Anzahl der von ihm getöteten Indianer war nicht ein Teil seiner von ihm selbst geschriebenen Heldengeschichte.
Geboren in Iowa in 1842, verbrachte Buffalo Bill mehrere Jahre in Toronto, dem Geburtsort seines Vaters Isaac Cody. In 1890 überraschte er Pabst Leo XIII im Vatikan mit einer Anzahl von katholisch getauften Indianern. Er starb am 10.Januar 1917. Auf seinen Wunsch wurde er noch am Vortag seines Todes selbst als Katholik getauft.
Ein weiterer Grund für das Verschwinden der Comanches und Cheyenne als Gefahr für die neuen Siedler war die Taktik der damaligen US-Regierung, ihnen die ökonomische Basis ihres Lebens zu entziehen. Ihre Winter-Siedlungen und die Erträge ihrer Agrikultur wurden zerstört sowie ihre Herden und ihre Pferde (domestiziert und wild) vernichtet, um sie in Reservationen zu zwingen. Das wurde von 1871 bis 1875 von der US-Armee erfolgreich durchgeführt. Die Erschießung von etwa 1 000 wilden Comanche-Pferden in 1874 im Palo Duro Canyon (dem Grand Canyon von Texas) war eine der letzten Aktionen auf diesem Gebiet.
Im Jahr 1884 lebten in Amerika nur noch etwa 325 wilde Bisons, davon 24 im Yellowstone National Park. Die US-Regierung sah endlich das Licht am Ende des Tunnels und förderte nun plötzlich die Wiedereinführung der Bisons.
Etwa 350 000 bis 400 000 – einige Quellen sagen 500 000 – Bisons leben heute in den Vereinigten Staaten (5 000 davon im Yellowstone National Park). Etwa 1 500 bis 2 000 Plains Bison und Wood Bison leben heute in Kanada.
Im Banff National Park (Kanadas ältestem Nationalpark) wurde am 29. Juli 2018 eine Herde von 31 Bisons auf einer Fläche von 1 200 qkm freigelassen.
Das zweite Buch – „Empire of the Summer Moon“ von S.C. Gwynne
erzählt die Geschichte der 1836 im Alter von neun Jahren von den Comanches in Texas aus dem Fort Parker entführten und in den Quahadi-Comanche-Stamm assimilierten Cynthia Ann Parker, und ihrem Comanche-Sohn Quanah (sein Vater war Quahadi Chief Peta Nocona). Quanah war der Sohn des Chiefs Peta Nocona. Er wurde von diesem systematisch zum Krieger erzogen. Groß und muskulös gebaut, war er bereits mit 15 Jahren ein War Chief der Quahadi. Er konzentrierte sich auf den aussichtslosen Kampf gegen die Siedler.
Die Quahadis und Quanah waren einige der letzten frei lebenden Comanches. Die meisten waren schon in Reservationen umgesiedelt worden.
Am 18.Dezember 1860 inszenierten die Texas Rangers einen Überfall auf Noconas Dorf (heutzutage bekannt als Quanah) und töteten sämtliche der Indianer, angeblich auch den Chief Nocona und seine gesamte Familie. Sie nahmen die weißhäutige Cynthia Ann Parker und ihre Tochter Prairie Flower in Gefangenschaft, um sie zu ihrer Familie zurück zu führen und als „Weiße“ zu rehabilitieren. Cynthia Ann wollte es nicht, und nach mehreren Fluchtversuchen weigerte sie sich, Essen zu sich zu nehmen. Depressiv und einsam starb sie 1871 an einer Lungenentzündung .
Prärie-Blume, die außer Quanah die einzige Erinnerung an Cynthia Anns altes Leben war, starb an einer Lungenentzündung im Jahr 1863. Ihre Schwester Wanada verblieb bei den Comanches und wurde später Schauspielerin. Ihr einziger Kredit ist der Film „The Daughter of Dawn“ (1920), ein Indianisches Liebes-Dreieck.
Entführungen von weißen Kindern durch Indianer:
Olive Oatman wurde in Illinois geboren. Als sie 14 Jahre alt war, nahmen sie ihre Eltern Roys und Mary mit ihren sechs anderen Kindern in einem Wagon Train nach Kalifornien, um dort ein besseres Leben zu suchen. Sie waren Methodisten, wurden jedoch vor ihrer Reise in 1839 von den Latter Day Saints (Mormonen) bekehrt. Roys wurde wegen seiner religiösen Streitsucht und Argumente von dem Leiter des Wagon Train gezwungen, allein weiter zu fahren.
Am vierten Tag wurden die Oatmans von einer Apache-Kriegertruppe überfallen, die ihre Eltern sowie alle ihrer Kinder außer zwei von ihnen töteten. Olive und ihre siebenjährige Schwester Mary-Anne wurden von den Apaches entführt. Ihr Bruder Lorenzo wurde von den Indianern als tot hinterlassen, konnte jedoch seinen Weg zurück zum Wago Train finden und verbrachte viele Jahre damit, nach seinen Schwestern zu suchen.
Die zwei Mädchen wurden nach einem Jahr von den Apaches als Sklaven an einen Mojave-Stamm verkauft. Die Mojaves markierten ihre Sklaven mit Tätowierungen ihres Kinns. Etwa 1855 starb Mary-Anne während einer langen Trockenperiode, während der auch viele der Mojaves starben. Die 19-jährige Olive überlebte. Sie wurde einige Zeit später von den Mojaves (gegen Entgelt) freigegeben und zum Fort Yuma gebracht. Dort traf sie ihren Bruder wieder und wurde fast über Nacht berühmt. Im Jahr 1857 schrieb Royal B. Stratton ein Buch über sie:
„Captivity of the Oatman Girls: Being an Interesting Narrative of Life Among the Apache and Mohave Indians“ (1857- neu verlegt 1982).
Olive ging auf Lesungen, um das Buch zu fördern. In 1865 heiratete sie den Cattleman John B. Fairchild. Sie adoptierten ein Mädchen. Fairchild verbot ihr danach, weitere Lesungen und verbrannte alle ihrer Bücher. Olive starb verbittert 1903 im Alter von 65 Jahren.
Da war z.B. auch Jimmy „Santiago“ McKinn, geboren in 1875, der Sohn eines Iren und einer Mexikanerin. Er lebte auf der väterlichen Ranch im Südwesten von Neu Mexiko. Geronimo’s Apaches töteten seinen Bruder aber nahmen den 11-jährigen Jimmy als Gefangenen. Jimmy kehrte zurück in die Weiße Welt und starb am 10.Dezember 1941.
Die Liste der „gestohlenen Kinder und Erwachsenen“ ist lang. Rachel Plummer, Clinton und Jeff Smith, Matilda Lockhart, John Parker, James Plummer, Rebecca Jane Fisher und ihr Bruder Wliiam Gilleland, Adolf Korn und so weiter. Die südlichen Stämme handelten mit und hatten selbst Sklaven, und zwar bereits vor dem Kommen der weißen Eroberer. Bei den bekannten Fällen handelt es sich nur um Entführungen weißer Kinder und Erwachsener, weil viele von ihnen in Büchern verewigt wurden. (Bücher wie „Comanche and Kiowa Captives in Oklahoma and Texas“, Hugh D. Corwin (1959; „White into Red: A Study of Assimilation of White Persons Captured by Indians“, J. Norman Heard (1973); „Border Captives: The Traffic in Prisoners by Southern Plains Indians“, Carl Coke Rister (1940).
Die Entführungen von indianischen Kindern und Frauen wurden nie dokumentiert, denn die Indianer hatten keine schriftlichen Aufzeichnungen und betrachteten Entführungen als einen Teil ihres Lebens. Wenn allerdings die Identität der Entführer bekannt war, gab es oft den Anstoß zu einem Krieg gegen diese.
Dann war da noch der „Deutsche Apache“ – Hermann Lehmann
Der Sohn deutscher Immigranten, Herman Lehmann, geboren in 1859, wurde von den Apaches im Alter von 11 Jahren entführt.
Er verbrachte neun Jahre zunächst bei den Apaches, später bei den Comanches, wurde von einem War Chief adoptiert und systematisch in die Bräuche und Kultur der Apachen eingeführt und als Krieger trainiert. Er fühlte sich als Apache und erlebte einerseits die mitleidlos marodierenden, räuberischen und äußerst brutalen Banden seiner indianischen Freunde, andererseits aber auch eine Gemeinschaft, die ihm Zuneigung und Anerkennung schenkte.
Nachdem er einen Apache-Medizinmann in Selbstverteidigung tötete, floh er in die südlichen Plains und verbrachte einige Zeit in versteckter Einsamkeit, bevor er sich zu den Comanches gesellte. Er geriet in Gefangenschaft der U.S.-Armee und wurde gegen seinen Willen zu seiner deutschen Siedler-Familie zurück geführt, was große Probleme mit seiner Anpassung an deren Lebensweise mit sich brachte.
Seine Geschichte wird von seinem Neffen in den faszinierenden Memoiren erzählt, die nach seiner Rückkehr in die Zivilisation veröffentlicht wurden. Sie bieten seltene Einblicke in die Kultur seiner indianischen Adoptiv-Stämme jenseits gängiger Klischees.
Das Buch: „Neun Jahre unter den Indianern“ („Nine Years Among the Indians, 1870-1879: The Story of the Captivity and Life of a Texan Among the Indians“ – 1993).
Die deutsche Verfilmung: „Herman, der Apache – Ein Deutscher unter Indianern“ (ZDF-2016)
Das Kommen von Columbus, den Spaniern und den Pferden:
Ein geschichtlicher Rückblick: bis zum Kommen von Columbus und der Spanier gab es keine Pferde auf dem nordamerikanischen Kontinent. Auf seiner zweiten Reise 1493, brachten Columbus und seine Adjutanten etwa 48 Pferde mit und hinterließen diese zuerst mit seinen Siedlern auf den Jungfern-Inseln (Virgin Islands). Durch die Eroberungen der Spanier in Mexiko kamen die ersten Pferde auf das Festland.
Die eingeborenen Indianer hatten noch niemals Pferde gesehen. Pferde existierten ursprünglich in beiden Amerikas, starben jedoch vor etwa 10 000 bis 12 000 Jahren dort aus. Pferde brachten den rapiden Transport ihres wenigen nomadischen Eigentums sowie ihre Bewegungen während ihrer Überfälle auf andere Stämme auf neue Ebenen. Die Comanche, Nez Perce und Shoshone machten sich die Pferde als erste zu diesen Zwecken dienbar. Es dauerte nicht lange bevor sich entlaufene oder von den Indianern gestohlene Pferde über die gesamten „Great Plains“ ausbreiteten.
Die Jagd nach Bisons und anderen Tieren wurde vorhistorisch zu Fuß erledigt. Eine vorgezogene Art und Weise der Bison-Jagd war es, die gesamte Herde in Panik zu versetzen und sie in einer Stampede über eine Klippe in den Tod zu treiben. In Kanada ist die älteste Klippe der „Head-Smashed-In Buffalo Jump“ nordwestlich von Fort Macleod in Alberta, eine zehn Meter hohe Klippe, die etwa 6 000 Jahre lang von den Indianern als „Bison-Falle“ benutzt wurde. An ihrem Fuße fand man 12 Meter hohe Knochenbetten. Drei weitere Bison-Klippen bestehen in anderen Teilen von Süd-Alberta (Dry Island, Ross, Old Women’s), und eine in Saskatchewan (Gull Lake). Mehr als zwei Dutzend weitere Bison-Klippen fand man auch in Montana, Wyoming, Colorado und Texas (Quelle: All About Bison).
Die Waldland-Indianer (Woodland Indians):
Die Waldland-Indianer lebten östlich der Plains-Indianer an den vielen Flüssen und Seen, von den Großen Seen bis nach New England, Maryland und Maine. Die Iroquois, Algonquian und Shawnee sind nur einige der bekanntesten Waldland-Stämme.
Sie lebten in Wigwams und Longhouses. Runde Wigwam bestehen aus Baumrinde auf einem Holzgestell. In jedem Wigwam lebte nur eine Familie. Longhouses beherbergten mehrere verwandte Familien. Ihre Konstruktion war die gleiche wie Wigwams, nur weitaus großer und quadratisch. Eine Art von Apartment-Gebäuden mit langen Mittelhallen und Seitenräumen für jede Familie.
Die Waldland-Stämme waren Jäger und Sammler. Sie jagten Bären, Elche (Moose) und Bisons (Woodland-Bison), die auch teilweise in den westlicheren Regionen ihrer Verbreitung vorkamen. Sie aßen auch Bieber und Kaninchen sowie angebauten Mais, sammelten Beeren aller Art und den in den Buchten der Seen wachsenden wilden Reis.
Das Anmalen ihrer Gesichter war für sie absolut wichtig um ihre Gefühle und Furcht auszudrücken. besonders bei ihren Kriegszügen gegen andere Stämme. Bestimmte Farben hatten für diese Zwecke Vorrang: z.B war rot das Leben, schwarz der Tod. Die ebenso Furcht erregenden Holzmasken (z.B. der Iroquois) dienten der Austreibung von bösen Geistern in Zeremonien oder bei Krankheiten.
Alle Teile dieser Tiefenstudie der nordamerikanischen Ureinwohner:
Teil 1 – DIE EHRENHAFTEN UND FRIEDVOLLEN INDIANER?
Teil 2 – Die Romantisierung der Indianer in Deutschland
Teil 3 – Die Kultur der Indianer
Teil 4 – Buffalo Bill, der Held aus Amerika?
Teil 5 – Indianer lebten im „Krieg gegen alle“
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