Am Strassenrand in Kanada – die Murals von Chemainus, BC

von Peter Iden

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Chemainus, Vancouver Island: Die Wandbilder von Chemainus, BC
Dieses ist Teil einer Serie über geschichtliche Monumente, Statuen, Bauwerke und Wandbilder, welche viele kleine und größere Orte entlang der Straßen von Kanada oder in ihren Städten und Dörfern erschaffen haben, um Kanadier und Touristen auf spezielle Eigenschaften, historische Ereignisse oder Fakten ueber sich bekannt zu machen.
Im Gegensatz zu Europa, wo man kaum Orts-spezifische Themen-Statuen, sondern oft “Lebende Statuen” an den von zahlreichen Touristen besuchten Attraktionen findet, welche für Fotos von ihnen Geld verlangen, ist der Besuch der kanadischen Tourismus-Statuen kostenlos.
Wandgroße Bilder von Landschaften, Blumen und anderen Objekten als Tapeten gab es schon in Kanada seit den 1960’er Jahren. Wir hatten schon damals eine Strandszene (Mural) an einer Wand, die uns zum Träumen anregte. Solche Szenen auch an den Aussenwänden anzubringen, war für die Künstler ein kurzer und logischer Schritt.

Ich habe versucht, die meisten dieser Beiträge auf Statuen und Orte sowie auf Lokalitäten zu beziehen, welche dicht am Trans-Canada Highway oder an Hauptdurchgangsstraßen liegen und die von Touristen am meisten befahren werden. Die Statuen einiger Ortschaften abseits solcher Strassen (im Norden oder Hinterland der Provinzen) sind kaum von Interesse für Touristen, welche sie niemals besuchen werden.

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Die Wandbilder (Murals) von Chemainus gehören zu den ersten in der Welt. Sie haben weltweit ähnliche Ausdrücke des Stolzes in der Geschichte von zahlreichen Ortschaften ausgelöst.
Chemainus war Gastgeber der ersten Globalen Wandbilder-Konferenz in 1998, die alle zwei Jahre in diversen Ländern und Städten stattfindet. Chemainus war dann wieder Gastgeber der achten Konferenz in 2012, als Teil des Kongresses zur Ökonomischen Entwicklung von Städten.
In gewisser Hinsicht sind die historischen Wandbilder die Vorläufer der heutigen Graffiti-Bemalungen (leider nur zu oft Beschmierungen) der Wände fast aller Ortschaften, unter denen einige praktisch als Kunstwerke klassifiziert werden können.

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Der Name Chemainus stammt ab, (nach diversen Erzählungen) von Stz’uminus (auch Hul’qumi’num, Tsa-meeun-is oder Shts’emines) dem Namen eines ehemaligen Schamans und Häuptlings der heutigen First Nations.
Chemainus hat 54 Wandmalereien und 11 Skulpturen (es mögen schon mehr sein, denn das Projekt zur Verschönerung der Stadt laeuft immer noch)
Die Holzschnitzerei im Zentrum der Ortschaft (“The Spool Donkey”) hat einen deutschen Hintergrund. Sie wurde in 1983 von dem bayrischen Einwanderer Elmar Schultes geschnitzt, der mit 15 Jahren aus Deutschland auswanderte und 1960 zuerst in Vancouver landete. Seine wenigen Lehrjahre als Koch in Deutschland landeten ihn in 20 Jahren in Jobs in mehreren Hotels bevor er als Executive Chef bei Trader Vic’s im Bayshore Hotel angestellt wurde.
Elmar wollte kein Holzschnitzer werden, sondern träumte vom nordamerikanischen Westen und vom Goldsuchen. Aber sein Schnitzmesser trug er immer bei sich, Im Bayshore Hotel wurde er als Eisschnitzer bekannt.

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Sein Boss gab ihm den Auftrag, fuer ein Hotel der Bayshore-Kette in Hawaii eine Menehune-Statue aus Holz zu schnitzen. Der Menehune ist eine mythische Hawaiianische Zwergfigur der tiefen Wälder, die Bananen und Fische verspeist.
Auf unserem ersten Besuch von Honolulu auf Hawaii in 1990 übernachteten wir eine Woche lang in der Bayshore Inn (heute als Ashton Waikiki Beach Hotel bekannt) und nahmen das Essen im Hotel und die Drinks der Tiki Bar mit der fantastische Sicht auf den Strand und dem Zoo-Park nebenan mit Genuss auf!
Aber zurück zu Elmar: Er verbrachte seine Freizeit mit “beachcombing” , einer Aktivität welche Menschen die nahe an Stränden leben, sozusagen “nebenbei” betreiben. Auch ich bin jetzt zum “Beachcomber” geworden, das bleibt nicht aus. Meine Töchter hier haben bereits tolle Sachen aus Treibholz konstruiert (und da bin ich gleich schon wieder vom Thema abgewandert!).

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Also wieder zurück zu Elmar Schultes. Sein Boss war so begeistert von seiner Honolulu Schnitzarbeit, dass er ihm einen Auftrag für 14 weitere große Schnitzereien aus Zedernholz fuer sämtliche der Bayshore Hotels (Inklusive Vancouver) gab. Seine weitere Karriere als professioneller Holzschnitzer, in die er nur aus Liebhaberei am Schnitzen hinein gerutscht war, war damit gesichert. So ist das Leben: wer seinen Hobby als bezahlte Arbeit ausüben kann ist glücklich.

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2 Kommentare

Peter Iden 7. Juni 2019 - 03:22

D u hast Recht, Manfred: Karl Schutz hat das Konzept fuer Wandbilder als eine Erweckung der “mueden” Hauptstrasse von Chemainus erdacht. In allen Staedten in Kanada muessen solche Ideen jedoch zuerst von den Mitgliedern des Council der Stadt (Buergerrat) vom finanziellen Standpunkt aus autorisiert werden. In diesem Fall war das der Council of North Cowichan, der nicht nur Chemainus, sondern auch die Staedte Crofton, Maple Bay und Duncan beinhaltet.
Dass Karl Schutz’s Konzept von diesen akzeptiert wurde, ist natuerlich ihm, und der Kredit fuer die Malereien den Kuenstlern zuzuschreiben, welche die fantastischen Malereien zustande brachten.
Aber man kann wirklich nicht in diese Einzelheiten eintauchen, ohne einen Beitrag langweilig zu machen. Fuer die meisten Leser sollte daher wohl “die Stadt” als entscheidender Ausfuehrer eines Konzepts oder einer Idee genuegen.

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Manfred Eyhorn 6. Juni 2019 - 13:02

Leider geht der Bericht mit keinem Wort auf den Mann ein,der hinter den Murales in Chemainus stand! Karl Schutz,geboren in Heidelberg.Seine Idee war es,das mit dem Niedergang der Sägemühle immer mehr in Not geratene Städtchen durch großformatige Murals touristisch attraktiv zu machen.

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