Skurriles aus Kanada Nr. 49

von Bernadette Calonego

      Eine Beleidigung namens „decaf“

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Eine “latte” im Café Nymphe in St. Lunaire-Griquet, Neufundland.

 

Text und Bild: Bernadette Calonego

Auf einen guten Kaffee muss man in Kanada wirklich nicht verzichten – sofern man sich nicht allzu weit von urbanen Zentren entfernt. Dort ist die Kaffeekultur schon fast ein Kult. In einsameren Gegenden dagegen ist es besser, die Erwartungen nach unten zu schrauben. Die allgegenwärtige Tim-Hortons-Kette löst unter Kaffeeliebhabern jeweils ein verzweifeltes  Augapfelrollen aus. Ein Hoffnungsschimmer erschien am Horizont, als die Lokale die Keurig- und andere Kaffeemaschinen mit den Kapseln entdeckten. Da konnte ich selbst in Tankstellenläden tief in der Tundra einen anständigen Kaffee brauen. Aber interessanterweise sind diese Maschinen an manchen Orten schon wieder aus der Mode gekommen.

Im Dorf St. Anthony in Neufundland etwa wird im Subway-Restaurant nach einer Keurig-Phase wieder ganz traditionell Kaffee im Krug gebraut. Das bedeutet auch: Ich kriege keinen koffeinfreien Kaffee am Spätnachmittag mehr, wie es bei den Kapseln der Fall war.

Überhaupt stoße ich in ländlichen Regionen auf Missfallen mit meiner Frage nach „decaf“. Jetzt, da immer mehr Kleinstgeschäfte in Kanada guten Kaffee entdecken, machen sie voll auf „Wir wissen, was Qualität ist“. Dass ich einen koffeinfreien Kaffee bestelle, wird schlicht nicht verstanden. „Decaf“ klingt wie eine Beleidigung. Schließlich versucht man, Besuchern aus dem Ausland mit Qualitätskaffee entgegenzukommen, und was bekommt man zu hören? Dass die gar keinen richtigen Kaffee wollen, sondern einen vermeintlichen Kaffee. Was in den Augen des Restaurantpersonals so ziemlich das Letzte ist.

Mein geliebtes Café Nymphe in St. Lunaire-Griquet im Norden Neufundlands besitzt eine teure Espressomaschine, und die Besitzer sind zu Recht stolz darauf. Seit Monaten bestelle ich am Nachmittag koffeinfreien Kaffee und seit Monaten vertröstet man mich auf später. Zwischenzeitlich weiß ich, dass ich ewig darauf warten werde. In den entlegensten Ecken Kanadas beginnt man die europäische Kaffeekultur zu entdecken, und diese Entwicklung ist kompromisslos. Wenn schon Kaffee, dann echten. Ich nehme nun eine Dose der koffeinfreien Variante, die ich verstecke, mit auf Reisen. Am Morgen genehmige ich mir einen richtigen italienischen Espresso und lobe die innovativen Cafébesitzer. Wir wollen ja nicht, dass die Entwicklung wieder zurück zu der undefinierbaren schwarzen Brühe geht, nicht wahr.

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