Lediglich Zeit für einen Städtetrip oder ein kurzes Stopover?
Wer nur wenige Tage für die Großstadt hat, muss auf Naturerlebnisse nicht verzichten. Was mich betrifft, ich muss immer schnellstmöglichst wieder raus aus der Stadt, frische Luft atmen und echte Landschaft spüren!
Aber die wunderbaren großen Parks wie Algonquin Provincial Park am Lake Ontario, Killarney Provincial Park am Lake Huron oder Bruce Peninsula Nationalpark entlang der felsigen Bruce Halbinsel am Lake Huron sind leider nun mal zu weit entfernt für einen Kurztrip aus der Stadt. Und jetzt?
Man muss sich mit den Häuserschluchten allein nicht zufrieden geben!
Eine gute Autostunde nordwestlich von Toronto entfernt liegt zum Beispiel der zauberhafte Mono Cliffs Provincial Park, entlang des Bruce Trail. Der Bruce Trail ist der älteste und längste durchgehende Wanderweg in Kanada und verläuft von Niagara-on-the-Lake, den Niagara Fällen, entlang der Niagara-Schichtstufe nach Tobermory am Lake Huron. Es gibt kleinere und größere Wanderrouten im Park, zerklüftete Felswände flankieren die Pfade in den Schluchten, hier finden sich Teiche und Seen mit Schilfen und Gräsern. Mit etwas Glück sieht man Wasserschildkröten oder Grasnattern. Die Liste der Vogelarten, Amphibien, Insekten und anderer Wildtiere ließe sich endlos erweitern. Hölzerne Wege, Treppen und Stege führen hinauf auf die Hochebene. Eine bescheidene Aussichtsplattform eröffnet einen herrlichen Blick über die Waldlandschaft, im Herbst getaucht in ein Farbenmeer. Charakteristisch für die Landschaft sind die bewaldeten, rollenden Hügel, unterbrochen von Graslandschaften und kleineren Seen.
Neben der Niagara-Schichtstufe formten zahlreiche Bäche und Ströme das Land, es ist Quellgebiet des Humber River, Nottawasaga River und Credit River.
Die Treppen und Stege schmiegen sich zurückhaltend in die Landschaft ein und muten an manchen Stellen an wie hölzerne Kunstwerke.
Unbedingt einkehren sollte man ins Mono Cliffs Inn. Ein Restaurant mit feiner Küche und ganz besonderer, erlesener Atmosphäre. Im Untergeschoss versteckt sich ein Pub, den zu entdecken sich aber durchaus lohnt!
Das Mono Cliffs Inn befindet sich im Center of Mono, hier stehen einige der ältesten Siedlungshäuser des District Dufferin.
Umgeben von weitläufigen Weidelandschaften liegen Farmen mit malerisch angelegten Hausgärten, auch zahlreiche Pferderanches mit Bed & Breakfast. Die eigenwillige Bauart der Weidezäune ist charakteristisch für diese Gegend, immer noch ziehen sich vorwiegend Schotterstraßen durch das Gebiet im Hinterland.
Gegenüber des Mono Cliffs Inn liegt das Ortsmuseum von Mono, geführt von Elaine Kehoe.
Ihre Sammlung aus der Gründerzeit des Ortes, Wohngegenstände und Ackergeräte, zeugen vom schlichten und herausfordernden Alltag der Siedler.
Ein weiterer Park unweit von Mono Cliffs Provincial Park ist das Hockley Valley Provincial Nature Reserve. Es ist ein Naturschutzgebiet entlang der Niagara-Böschung in der Gemeinde Mono. Eines der Erkennungsmerkmale der Niagara-Böschungen sind die vielen Aussichtspunkte auf den Felsvorsprüngen über dem ansonsten eher flachen Gebiet. Das gesamte Gebiet entlang des Bruce Trail wurde aufgrund seiner einzigartigen Flora und Fauna zum UNESCO-Weltbiosphärenreservat ernannt. Tatsächlich wurden in der Gegend im vergangenen Jahr auch immer wieder Braunbären gesichtet, das Herz des Zoologen schlägt jedoch auch bei Namen wie Northern Long-Eared Bat, Louisiana Waterthrush Northern Brook Lamprey, sowie des Jefferson Salamander höher.
Sie sind extrem gefährdete Vertreter der Vogel-, Fisch- und Amphibienwelt und hier angesiedelt.
Auf jeden Fall früh aufstehen und vor der Wanderung im Hockley General Store frühstücken!
Es gibt ganz sicher nur wenige, vergleichbar zauberhafte Läden, die gleichzeitig Kaffee und Frühstück anbieten! Eine Palette regionaler Produkte und Backwaren bestücken die Regale, detailverliebt dekoriert und liebevoll platziert.
Etwa 40 Autominuten von Toronto entfernt, auch nordwestlicher Richtung, findet sich der
Forks of the Credit Provincial Park.
Die Wanderung durch malerische Wiesen-, Wald- und Seenlandschaften wird belohnt durch die Aussicht auf die Cataract Falls. Hier sieht man Reste des Credit Valley Railways, einer Eisenbahnlinie, die wie auch die Toronto Grey & Bruce Railway Linie ab dem Jahr 1870 dafür sorgte, dass der feine Sandstein, der in den Steinbrüchen entlang er Niagara Schichtstufen abgebaut wurde, zu den Märkten transportiert werden konnte. Eine fast 350 Meter lange, hölzerne Eisenbahnbrücke überquerte hier den Credit River, inzwischen ist sie leider zerstört und der Straßenbau machte die Bahnlinie überflüssig. Die Wanderungen sind vielseitig, allerdings sind einige ordentliche Aufstiege zu bewältigen und an manchen Tagen ist der Park sehr stark besucht.
Via Mietwagen sind diese Parks leicht von Toronto aus zu erreichen. Die Fahrt durch die kleinen Ortschaften von Dufferin oder Wellington County birgt jedoch die Gefahr, sich unweigerlich in die Gegend zu verlieben und keine Lust mehr zu verspüren, in die Stadt zurückzukehren.
Dafür kann ich dann leider nicht garantieren!