Skurriles aus Kanada Nr. 52

von Bernadette Calonego
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Neufundländer mit Holzschlitten in der verschneiten Tundra.

Text und Bild: Bernadette Calonego

Nicht jeder kann ein Lumberjack sein

Als ich nach Kanada kam, musste ich lernen, mit Holz zu heizen. In meinem Haus in British Columbia stand nämlich ein freistehender Holzofen. Ich sah eine Anzeige in der Zeitung, die trockenes Holz versprach („seasoned wood“ heißt das, was ich witzig finde, weil „seasoned“ auch „gewürzt“ heißt oder „erfahren“). Ich musste in Erfahrung bringen, was ein Cord Holz ist, welche Dimensionen ein Cord hat und wie lange man damit heizen kann.
Der Lieferant kam mit seinem Pick-up und leerte ein halbes Cord Holz in meiner Einfahrt aus.  Vielleicht war es auch weniger, ich hätte es nicht sagen können.

Von diesem Holz war, wie sich herausstellte, nur etwa ein Drittel getrocknet, der Rest war grün und von Bäumen, die erst gerade gefällt worden waren. Grünes Holz muss erst lang gelagert werden. Von meinem Pech erfuhr ich aber erst, als mein kanadischer Freund mir half, die Holzscheite aufzuschichten und das Holz begutachtete. Ich schwor, dass mir so ein Reinfall nie wieder passieren würde.

Auch mein Haus in Neufundland wird fast ausschließlich mit Holz geheizt. Man muss bei den Behörden eine Genehmigung  holen, die zwanzig Dollar kostet, und darf dann Holzfällen gehen. Die Bäume, die man ernten darf, sind aber ziemlich weit entfernt. In meinem ersten Winter fuhr ich mit dem Ski-doo und meinem Lieblingsneufundländer fünfzehn Kilometer weit über die verschneite Tundra. Im Sommer kann man das nicht machen, weil das Gelände sumpfig und unpassierbar ist.  Im Wald fing der Neufundländer seine Arbeit mit der Kettensäge an, während ich die Holzstücke auf den traditionellen Schlitten schichtete. Nach zwei Stunden schmerzte mein Rücken vom Bücken und Heben. Meine Jacke, Hose und Handschuhe waren mit Harz zugekleistert. Vergnüglich ist das nicht. Das kostenlose Verheizen von Holz bezahlt man mit harter Arbeit.

Ich gestehe es ein: Ein Lumberjack bin ich nicht geworden. Das Holzschlagen überlasse ich anderen. Von der Hitze indes, die Brennholz verbreitet, komme ich nicht mehr los. In kalten kanadischen Wintern ist sie die beste.

 

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