Nur zwei Biber-Arten existieren in der Welt: der nordamerikanische und der europäische.
Der nordamerikanische Biber (Castor canadensis) ist in Kanada, den USA und in den Nordstaaten Sonora und Chihuahua in Mexiko verbreitet.
Ziffern von schätzungsweise 60 Milionen Bibern in in Nordamerika (davon etwa 6 Millionen in Kanada) am Anfang der Biberfellzeit mögen bezweifelt werden, aber wer nicht daran glaubt muss auch die Schätzungen von etwa 30 Millionen Bison bei Ankunft der ersten Siedler in Nordamerika bezweifeln. In 1988 waren es nach glaubbaren Statistiken noch sechs bis zwölf Millionen.
Der europäische Biber (Castor fiber), einst über ganz Mittel-Europa und weite Teile von Eurasien verbreitet, wurde von Jägern und Fallenstellern an den Rand des Aussterbens gebracht.
Für die Vernichtung beider Biber-Spezies gab es hauptsächlich zwei Gründe: ihre wärmenden Felle und die Sekretion ihrer Analdrüsen (das “Bibergeil”), das einen aphrodiesierenden Wert haben soll. Abgesehen davon ist das Fleisch der Biber auch sehr angenehm im Geschmack.
Bibergeil, auch als Castoreum bekannt, ist ein aromatisches Sekret der analen Drüsensäcke der männlichen und weiblichen Biber. Es wird in Nordamerika oft als aromatischer Zusatzstoff nicht nur für diverse Lebensmittel benutzt (Süßwaren, Bonbons, Eiskreme mit Himbeer-, Erdbeer-und Vanille-Geschmack) sondern auch in Backwaren, Gelatine, Puddingen, Kaugummi und zahlreichen anderen Esswaren. Der Zusatz von Castoreum ist oft hinter “annehmbaren” Decknamen versteckt (wie “Natural Ingredients”) versteckt. Nicht unwahr aber tatsachentäuschend.
In Europa ist die Benutzung von Castoreum als Geschmacks-Zusatz fuer Esswaren nicht erlaubt. Anders liegt es jedoch bei Parfums, Aftershaves und anderen weiblichen und männlichen Schönheits-Produkten, bei denen Castoreum als Geruchs-Zusatz erlaubt ist.
Eine entfernte Verwandte des Bibers, Ondatra zibethicus, die Nutria, auch Bisam, Bisamratte, Biberratte oder auch Bisambiber genannt, wird oft mit dem Biber verwechselt, ist jedoch kleiner und hat einen runden Schwanz anstatt der flachen “Kelle” oder Paddelform der Biberschwanzes. Sie ist keine Ratten- oder Biber-Art sondern gehört zu der Gattung der Wühlmäuse. Die auch an ihren orangenen Zähnen und langen weissen Haaren am Kopf (Schnurrhaaren) erkennbare Nutria wurde in Europa in 1905 als Pelztier aus Nordamerika eingeführt.
Mein Vater züchtete Nutrias und Scotch Terriers (nur so nebenbei war er auch ein Hobby-Imker) in Bergedorf bei Hamburg, wo er mir einmal eine Mahlzeit mit Nutria-Fleisch servierte, welches ich im Geschmack mit dem von Hühnchen-Fleisch gleichstellen würde.
Nachweislich ist die Präsenz von Bibern in Europa etwa 15 Millionen Jahre alt.
In unserer Zeit konnte er sich in etwa vier isolierten Restgebieten halten, darunter an der mittleren Elbe, dem Unterlauf der Rhone in Frankreich, dem südlichen Norwegen und am Dnepr-Oberlauf in Russland. Der letzte Biber im Rheingebiet wurde in 1877 gesichtet.
Bis zur Hälfte des 20. Jahrhunderts war der Biber, wie bereits erwähnt, in ganz Europa und Eurasien ausgerottet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Deutschland eine Widerbesiedlung der Biber voran getrieben, zuerst in Bayern. Auch in anderen Ländern des Bundes fanden über die Jahrzehnte hinweg Wiedereinbürgerungen statt. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, waren sie erfolgreich. Die ausgesetzten Tiere vermehrten sich und eroberten ihre ursprünglichen Lebensgebiete erfolgreich zurück.
Der deutsche Bestand wird heute vom World Wildlife Fund (WWF) auf ewa 40,000 Tiere geschaetzt, davon leben etwa 20,000 in Bayern, etwa 3,500 in Baden-Württemberg, etwa 3,000 bis 3,500 in Brandenburg.
Im spärlich besiedelten Kanada sind die von Bibern angerichteten Schäden meistens vergebbar. Im dicht besiedelten Deutschland jedoch entfachen Biber einen Konflikt mit menschlichen Vorrängen. Gefällte Bäume, unter Wasser gesetzte Felder, untergrabene Böschungen und Deiche sind weit mehr bemerkbar als in Kanada. Der Bauernbund Brandenburg zum Beispiel fordert schon länger, die Biber zur Jagd freizugeben. Der Verband spricht von einer Plage und beklagt Schäden in Millionenhöhe.
Obwohl Biber in Deutschland ganzjährig Jagdschutz geniessen, werden jährlich mehr als tausend Biber mit behördlichen Sondergenehmigungen geschossen.
Die skandinavischen Laender haben eine gesetzliche Jagd-Saison für Biber. In Schweden, wo Biber beinahe am Aussterben waren, leben heute etwa 100,000 der Tiere. Jährlich werden dort etwa 3,000 bis 10,000 Biber geschossen. In Norwegen leben etwa 50,000 Biber. In 2011 betrugen die Abschüsse etwa 2,250 Tiere (letzte Veröffentlichung im Internet).
Finnland ist ein Spezialfall unter den skandinavischen “Biberländern”. Dort waren Bieber praktisch ausgestorben. Der letzte europäische Biber wurde in 1868 von Jägern getötet.
Siebzehn europäische Biber aus Norwegen und sieben aus den USA wurden in den 1930’er Jahren in Finnland eingeführt und frei gelassen. Die Nordamerikaner waren erheblich erfolgreicher in ihrer Vermehrung. In 2017 gab es in Finnland 3,300 bis 4,500 eurasische Biber, jedoch 10,300 bis 19,100 nordamerikanische. Die 300,000 Jäger und ihre mehr als 4,000 Vereinigungen des Landes waren fuer diese Zählung verantwortlich (basiert auf der Anzahl von Sichtungen und Biber-Burgen in ihren Jagdgebieten).
Eine etwas zweifelhafte Zaehlung vom Standpunkt der Gleichheit im Aussehen und den Gewohnheiten der beiden Arten, denn in 1973 wurde durch einen Vergleich der Chromosome bewiesen, dass die kanadischen und europäischen Biber zu verschiedenen Spezies gehören, dass sie jedoch in der Natur schwer individuell zu identifizieren sind.
Finnland hat vor kurzem den nordamerikanischen Biber als “nicht einheimisch” und als “invasiven Fremdling” klassifiziert. Das eröffnet für finnische Jäger den Abschuss von Bibern in offenem Wasser praktisch das ganze Jahr.
Auch in anderen Ländern Europa’s (z.B. in der Schweiz und Österreich) haben die Nager wieder zugelegt. Dank Schutzmaßnahmen und Wiederansiedlungsprojekten gibt es heute etwa 500.000 bis 700.000 Biber in Europa.