Wenn ihr keinen lebenden Krebs anfassen wollt, dann braucht einfach ein Zauberwort!
Text und Foto Bernadette Calonego
Simsalabim auf kanadisch
In Kanada gibt es gewisse Zauberwörter, die Türen öffnen, wie von unsichtbarer Hand gesteuert. Ein Wort, das ich in meinem Buch „Oh, wie schön ist Kanada!“ erwähne, ist „Sure!“ Wenn euch zwei Schüler fragen, ob ihr Lebensmittel für die Food Bank spenden wollt, ist die Antwort: „Sure!“ Wenn euch die Nachbarin fragt, ob ihr ein Wochenende lang die Katze füttern würdet, sagt ihr postwendend: „Sure!“ Jetzt gibt es aber auch Zauberwörter, die Türen elegant verschließen.
Die Formulierung von Absagen ist heikel für Kanadier. Glattweg „Nein“ zu sagen, ist unhöflich, auch wenn es ehrlich gemeint ist. Deshalb muss man das umschreiben. Ein gutes Zauberwort ist „I don`t feel comfortable“. Als ich ein Hotelzimmer mit einer Zwischentür zum Nebenraum erhielt, bat ich am Empfang um ein anderes Zimmer. „Oh“, sagte die Hotelangestellte, „die Tür ist verschlossen, das ist völlig sicher.“ Ich will mich nicht auf eine Diskussion einlassen, also antworte ich: „I don`t feel comfortable with it.“ (Frei übersetzt: Ich fühle mich nicht wohl damit.) Und siehe da: Ich erhalte ein neues Zimmer.
„I don`t feel comfortable“ wirkt stärker als ein direktes „Nein“, weil man nicht die Person ist, die etwas rüde ablehnt. Sondern weil die andere Person nun etwas von euch verlangen würde, das nicht höflich wäre.
Kürzlich bestürmte mich ein Mann, seine Biografie zu schreiben. Ich fand mehrere gute Gründe, warum das nicht möglich sei. Er fand Gründe, warum er in mir die ideale Biografin sah. Also griff ich zu meinem Zauberwort: „I don`t feel comfortable with it.“ Das hat er akzeptiert.
Ich fühle mich soviel wohler dabei.
Der neue Kanada-Krimi von Bernadette Calonego:
