Der Stetson-Hut der RCMP hat eine besonders interessante Entstehung hinter sich, welche sich über drei Kontinente verbreitet. Von seinem Ursprung in Afrika kam er nach England, um von dort nach Kanada und in die USA zu wandern.
Das Design der Hüte stammt von denen der britischen Truppen in den Buren-Kriegen in Afrika ab.
(Siehe auch “Die Royal Canadian Mounted Police (RCMP) in Kanada – Teil 1”)
Der ursprüngliche runde “Pillbox”-Hut der British Imperial Army und die schneeweiße Pickelhaube der British Foreign Service, sowie der ursprüngliche runde “Pillbox”-Hut der British Imperial Army waren im „wilden Land“ Kanada zwecklos, wie auch ihre weißen Handschuhe.
Viele der NWMP Polizisten hatten sowieso schon die Kopfbedeckung der Siedler adoptiert und ihre eigenen „Cowboy-Hüte“ gekauft. Besonders den Stetson-Cowboy Hut (the “Boss of the Plains”) mit seiner hohen Krone und seiner breiten salopp geschwungenen Krempe, der im letzten Jahrhundert zum Prototyp und Symbol aller Cowboyhüte in den Western-Filmen und Musik-Shows wurde. Sogar die Schauspielerinnen trugen ihn nicht selten.
Die „Pillbox“ wird allerdings noch heute von den RCMP-Rekruten getragen. Alle anderen RCMP-Offziere tragen seit 1904 die heutigen, ursprünglich von der in 1773 gegründeten Firma Christy’s produzierten Hüte. Später übernahm die US-Firma Stetson die Herstellung.
Ab 1903 wurde er in London von der Firma Christy angefertigt. Ende der 50er Jahre wurde er dann wieder von John B. Stetson hergestellt. Und heute von der Biltmore Stetson Company in Kanada . Leider ist die letzte Version nicht mehr so schön wie das Original.
Das Rohmaterial der Hüte ist ein aus Tierfellen (Biber, Zuchthasen und Wildhasen) hergestellter Filz, der in Formen gepresst und auf hellbraun gefärbt wird.
Der Lebenslauf der RCMP-Hüte hat seine eigene faszinierende Geschichte. Major General Sir Samuel Benfield Steele, ein namhafter NWMP-Offizier aus Bracebridge, Ontario der bereits berühmt war für seine Aktivitäten während des Yukon Gold Rush, kommandierte auch das kanadische Kontingent im afrikanischen Buren-Krieg.
Er führte den praktischen RCMP Stetson (allerdings mit geschwungener Krempe) inoffiziell in 1899 als Hut für die hauptsächlich aus Kanadiern bestehende Lord Strathcona berittene Brigade im Zweiten Buren-Krieg in Afrika ein.
In 1904 gab König Edward VII. dem kanadischen NWMP-Bataillon als Dank für ihre Dienste im Zweiten Buren-Krieg von 1899 bis 1902 den Titel „Royal“ (Königlich). Die roten Jacken im britischen Armee-Stil sowie die flachrandigen „Mountie-Hüte“ wurden gleichzeitig adoptiert.
Die Geschichte des RCMP Hutes ist für mich als ehemaliger Pfadfinder persönlich besonders interessant. Man wird mir wohl einen Abstecher in die Geschichte der Pfadfinder-Organisation verzeihen, denn ich verbrachte mehr als 20 Jahre meiner Jugend in ihr und nahm Teil an zwei Weltreffen in Kanada und in England.
Einer der Offiziere in der britischen Strathcona Brigade im Buren-Krieg, der Baron (später Lord) Robert Stephenson Smyth Baden-Powell war ein Spezialist im „Outdoor Scouting”. Basiert auf der Scouting Gruppe der Brigade gründete er in 1897 nach seiner Dienstzeit in Afrika die „Boy-Scout“ Organisation in England und wurde in 1907 ihr erster „Chief Scout“. Er adoptierte sofort den flachrandigen Stetson als Uniform-Hut für die „Boy-Scouts“ (Pfadfinder).
Im Zweiten Weltkrieg gehörten die Pfadfinder zu den von der Gestapo verbotenen Organisationen, wie auch die „Wandervögel“, die „Bündische Jugend“, die „Jungenschaft“ und andere Organisationen, und sämtliche ihrer Mitglieder wurden in die Hitlerjugend integriert.
Nach dem Kriegsende in 1945 wurden besonders die ehemaligen Mitglieder der „Wandervögel“ zur Quelle der Gründung eines neuen Pfadfindertums in Deutschland, welche sich aber leider in kurzer Zeit in zahlreiche traditionelle, progressive, sowie christliche und sogar politische Gruppierungen zersplitterte. Persönlich war ich Mitglied in mehreren deutschen (außer den politischen) Truppen, auch in Kanada, wo ebenfalls eine Zersplitterung in lutherische, katholische und ethnische Pfadfinder stattgefunden hatte.
Als einer der ersten Nachkriegs-Pfadfinder trug ich stolz den ersten Stetson-Hut in Deutschland, den mir mein Onkel aus New York bei seinem ersten Deutschland-Besuch in 1948 mitbrachte. In der harten Zeit nach dem Krieg konnte sich kein Deutscher so einen Hut leisten.
Der Stetson schützt allerdings nicht die Ohren im harten Winter Kanadas. Die RCMP-Offiziere tragen im Winter eine Mütze aus Muskrat-Pelzen (dem Fell der Bisamratten).
Die Anti-Tierfell-Aktivisten in Kanada wollen allerdings durchsetzen, dass die RCMP-Offiziere im Winter Wollmützen tragen, aber das wurde von der kanadischen Regierung bisher energisch abgelehnt. Wollene Mützen (Toques) werden jedoch trotzdem bereits von der RCMP in den kalten Wintern der nördlichen Territorien von Kanada getragen.
Die RCMP-Hüte wurden bis in die 1980’er Jahre von der 1865 in den USA gegründeten Cowboyhut-Firma John B. Stetson Company, bis zu ihrem Bankrott in 1986 produziert. Die RCMP-Hüte werden heute von der Firma Hatco in Texas produziert.
Mein alter Stetson fiel leider einer „Aufräumphase“ in unserem Haus zum Opfer. Mein Hut heute (wenn ich auch nur recht selten Hüte trage) ist ein echter australischer Akubra Bushman Hat (Slouch Hat), der gewisse Ähnlichkeit mit einem Pfadfinder-Stetson aufweist.
Die heutigen Pfadfinder tragen keine Hüte. Wenn überhaupt, dann die “Army Caps” oder die weltweit beliebten „Baseball Caps“.
Am 15. März 1990 wurde Baltej Singh Dillon der erste RCMP-Offizier in Kanada, dem das Tragen eines Turbans anstatt des traditionellen Stetson-Hutes erlaubt wurde.
Am 24. August 2016 wurde den weiblichen moslemischen RCMP-Offizieren das Tragen ihres Hijab (Kopftuch) bewilligt. Es ist die dritte Polizeitruppe in Kanada (nach Toronto und Edmonton), welche ihre Uniform-Gesetze aus religiösen Erwägungen änderte. In der kanadischen Armee (seit 2001) sowie in England, Schweden, Norwegen und einigen US-Staaten bestehen diese Gesetzesänderungen bereits seit einigen Jahren.
photos by RCMP
(Anmerkung: Die Verantwortung für die Wahl der Bilder in diesem Beitrag liegt einzig und allein bei dem Autor unter der Fair Dealing Provision der kanadischen Copyright-Gesetze).