Manitoba – wer denkt bei dieser Provinz nicht sofort an atemberaubende Bilder von Eisbären und Belugas an der Hudson Bay? Doch in Kanadas Präriestaat locken zahlreiche weitere Must-See Places! Inklusive der quirligen Hauptstadt Winnipeg.
Winnipeg – die musikalische Präriestadt
Mitten im Herzen Kanadas liegt Winnipeg. Und der geographische Mittelpunkt des Landes ist vor allem eins: kreativ! Die Stadt avanciert zu einem absoluten Städte-Geheimtipp, nicht zuletzt wegen dieser drei einzigartigen Erlebnisse.
photo: Tourism Winnipeg_Dan Harper
Canadian Museum of Human Rights – neue Ikone der Stadt und ein Vorbild für die Welt
Wie aus einer anderen Welt steht das majestätische Canadian Museum of Human Rights am Ufer des Red Rivers. Es sieht aus wie ein gigantisches Ufo, im Mittelpunkt dieses modernen Museums, das 2014 errichtet wurde, stehen allerdings nicht Außerirdische, sondern der Mensch. Multimedial präsentiert die Ausstellung wichtige geschichtliche Ereignisse: Von Sound- und Videolandschaften der verdrängten Ureinwohner Nordamerikas, über Fotoeindrücke des Holocaust bis hin zu bedeutenden Menschenrechtsaktivisten in der Geschichte – das Canadian Museum of Human Rights berührt und inspiriert. Entlassen wird der Besucher nach einem Besuch des Tower of Hope. Die „Antenne“ des Museums ist ein symbolischer Friedensturm samt Aussichtsplattform – mit gigantischem Blick über Winnipeg.
photo: Travel Manitoba
Der Standort des Museums am „The Forks“ ist nicht zufällig gewählt. Der Zusammenfluss von Red River und Assiniboine River ist seit jeher ein traditioneller Versammlungsort. Wo sich früher kanadische Ureinwohner zum Austausch trafen, finden heute unzählige Feste und Veranstaltungen statt. Nach einem anstrengenden Bummel durch das Museum lockt The Forks Market: In den Markthallen gibt es Stärkung für jeden Geschmack sowie ein frisches Craft-Beer!
Design Quarter – Industrie-Look trifft auf frischen Unternehmergeist
Anfang des 19. Jahrhunderts war Winnipeg die drittgrößte Stadt Kanadas. Denn dort stoppte die einzige Eisenbahn auf ihrem langen Weg nach Vancouver und machte die Stadt zu einem wichtigen Umschlagplatz. Prunkvolle Hochhäuser nach dem Vorbild Chicagos wurden hochgezogen, Fabriken produzierten, was das Zeug hielt.
Diese Zeiten sind lange passé, doch der Railroad- und Industrie-Charme ist noch überall zu spüren. Denn geblieben ist der Stadt die größte zusammenhängende Altstadt Nordamerikas: Im Exchange District reihen sich auf 20 Häuserblocks mehr als 150 der historischen Industriegebäude aneinander. Und im kreativen Winnipeg wissen die Bewohner die leeren Räume gut zu füllen: Der zentrale Stadtteil ist ein Pflaster jungen und innovativen Unternehmergeistes geworden. Dort finden sich stylische Restaurants, in denen tätowierte Köche weltbeste Pasta von Hand zubereiten, Concept-Stores, in denen Design-Studenten ihre selbst entworfenen Möbelstücke zum Verkauf stellen und hippe Rooftop-Bars, deren Barkeeper mit neuesten Cocktail-Kreationen und lokalen Craft-Beer-Produktionen durch die bunt gemischte Menge tänzeln. Wer lieber an die Hand genommen werden möchte statt sich durch das Viertel treiben zu lassen: Viele der kleinen Shops und Restaurants haben sich zum Design Quarter Winnipeg zusammengeschlossen. Auf ihrer Webseite gibt es einen Stadtplan mit allen Stores und Restaurants, auch werden regelmäßig in Führungen einige der schönsten Läden und ihre Besitzer besucht – und reichlich probiert.
photo: Magical Musical History Tour
Magical Musical History Tour – Auf den Spuren von Neil Young
Manitoba ist musikalisch! Die Statistik zeigt: Jeder zehnte kanadische Musiker kommt aus der dünn besiedelten Provinz! Es genügt aber auch einfach, durch die Straßen Winnipegs zu laufen, um sich selbst zu überzeugen. Aus den Bars schwappt Live-Musik, im Sommer wird auch gerne auf diversen Festivals musiziert. Die Bühnen und fetzigen Kellerclubs der Stadt haben schon so manchen Weltstar hervorgebracht – allen voran Neil Young. Doch auch Bands wie The Crash Test Dummies oder The Guess Who wurden weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt.
Wer Winnipeg durch die Augen eines wahren Musikexperten sehen und wichtige Orte geschichtsträchtiger Musiker erleben möchte, der schließt sich der Magical Musical History Tour an. Der Name mag kitschig klingen, doch die Tour folgt den Spuren von Rock-Größen der 60er- und 70er-Jahre. Musikexperte und Tourguide ist John Einarson. Der humorvolle und kluge Mitsechziger ist selbst Musiker und Autor unzähliger Musik-Biografien. Er kennt die meisten Musikgrößen aus Winnipeg persönlich, hat sogar mit Neil Young zusammen ein Konzert gespielt. Die Tour, die an ausgewählten Sonntagen im Sommer stattfindet, führt mit einem kleinen Bus quer durch die Stadt. Einige der Stopps: Neil Youngs Elternhaus, ein kleines Heimatmuseum, in dem Jim Kales gesponserte goldene Schallplatte zu bestaunen ist, Neil Youngs liebster Donut-Laden. Den köstlichen Donuts zuliebe, aber auch weil dort seine alte Gitarre in einer Vitrine hängt. Die Magical Musical History Tour ist ein Muss für Musikfans!
photo: FortWhyte Alive
FortWhyte Alive – der Natur ganz nah
In Winnipeg ist atemberaubende Natur nie weit – wie FortWhyte Alive beweist. Im Süden der Hauptstadt laden Wald, Seen und Moore auf einer Fläche von 260 Hektar Groß und Klein dazu ein, sich mit der Natur zu beschäftigen. Das Besucherzentrum verleiht Equipment zum Angeln, Wandern, Fahrrad- oder Kanufahren. Doch auch die Tierwelt wird den Besuchern nähergebracht – im Freigehege für Bisons oder im beeindruckenden Aquarium of the Prairies. In diesem größten Indoor-Aquarium Manitobas können Besucher die Unterwasserwelt der Seen erkunden. Weitere Ausstellungen zeigen spielerisch, wie sich die Natur durch den Menschen verändert und welche Wege es gibt, um sie zu schützen. Ein eigenes Tipi bauen? Kein Problem! Unzählige Workshops und eine eigene Farm laden zum Mitmachen ein – auch Tagescamps für Kids sind im Programm. Und am Abend gibt’s Stockbrot über dem Lagerfeuer. Großartige Übernachtungsmöglichkeiten bieten die Möglichkeit, auch die Nacht inmitten der Natur zu verbringen. Übrigens: FortWhyte Alive ist auch im Winter einen Besuch wert! Ob Schneeschuhwandern, Eisfischen, Rodeln oder Eislaufen – auch bei eisigen Temperaturen lockt die Natur Manitobas an die frische Luft! www.fortwhyte.org
Spruce Woods Provincial Park – die Wüste Manitobas
Sand – soweit das Auge reicht! Wer sich in den Carberry Sandhills umsieht, glaubt glatt, in der Wüste gelandet zu sein. Doch die Sanddünen im Spruce Woods Provincial Park im Süden Manitobas sind keinesfalls der Dürre geschuldet. Vielmehr hat der Assiniboine River dort vor Jahrtausenden Unmengen an Sand angespült. Heute hat sich eine einzigartige Flora und Fauna entwickelt, denn in dem Naturschutzgebiet leben für Manitoba untypische Echsen und Schlangen. Sogar zwei Arten von Kakteen wachsen dort und verstärken das Wüsten-Feeling.
Der 38 Kilometer lange Newfoundland Trail führt einmal quer durch den Park. Mehrere gut ausgerüstete Schutzhütten laden zu ein paar Tagen im bewaldeten Hinterland ein. Im Sommer bei Wanderern und Mountainbikern beliebt, hat der Trail sich vor allem unter Schneeschuhwanderern einen Namen gemacht. Und der perfekte Tagesausflug? Der Spirit Sands and Devil’s Punch Bowl Trail. Der acht Kilometer lange Rundweg vereint Wüste, Grasland und tiefsten Wald – und lädt mit unzähligen Aussichtspunkten zum Picknicken ein.
photo: Sean Scott
Riding-Mountain-Nationalpark – Willkommen im Kanada-Idyll
Dichte Wälder, weite Graslandschaften, ein glasklarer See: Willkommen im Riding-Mountain-Nationalpark. Rund drei Stunden westlich von Winnipeg lockt dieses Schutzgebiet Natursuchende, die das wahre Kanada-Idyll erleben wollen. Denn: In dem grünen Hügelparadies lässt sich prima Wandern, Radfahren oder Reiten. Die unzähligen Seen – allen voran der Clear Lake – laden zu Kanu-, Segel- und Angelausflügen ein. Das gemütliche Urlaubsörtchen Wasagaming bietet Cafés, Restaurants, Shops und schönem Sandstrand am südlichen Seeufer des Clear Lakes.
In dem knapp 3.000 Quadratkilometer großen Gebiet des Parks tummeln sich Bären, Elche, Wölfe und Biber. Bei Erkundungstouren gehört allerdings ein wenig Glück dazu, einen Blick auf die wilden Tiere zu erhaschen. Auch eine eindrucksvolle Herde von Bisons lebt in einem abgeschlossenen Bereich des Nationalparks. Wer morgens mit dem Auto durch den Park fährt und die offene Grassavanne absucht, hat gute Chancen, die gigantischen Prärie-Rinder aus nächster Nähe zu sehen! Auch das historische Eingangstor am Eastgate, dem östlichen Eingang in den Riding Mountain Nationalpark ist einen Besuch wert, ebenso wie die Holzhütte des berüchtigten Schriftstellers, Pelzjägers und späteren Umweltaktivisten Grey Owl.
Und was macht das Kanada-Idyll perfekt? Eine Nacht unterm Sternenhimmel! Zahlreiche Campingplätze bieten Übernachtungsmöglichkeiten im Park. Auch in Wasagaming lässt es sich – von der rustikalen Blockhütte zur Angler-Lodge – authentisch kanadisch übernachten.
Clearwater Lake Provincial Park – der See mit Karibikflair
Dichter Nadelwald drängt sich bis an den See, die Wasseroberfläche ist spiegelglatt. An warmen Sommertagen glitzert das Wasser kristallklar und spült kleine Wellen ans Ufer. Der Clearwater Lake entstand durch einen Meteoriteneinschlag und er ist so klar, dass selbst auf rund zehn Metern Wasserstand der Grund des Sees durchscheint! Besonders für Angler, egal ob Anfänger oder Profi, ist der See ein Paradies. In dem großen Gewässer sind noch unzählige der seltenen Amerikanischen Seeforellen beheimatet, zudem gibt es Hechte, Heringsmaränen und andere große Fische.
Auch Wanderfreunde kommen voll auf ihre Kosten. Unzählige Wanderwege führen durch die unberührte Wildnis – empfehlenswert ist etwa der kurze Rundweg durch The Caves. Dabei handelt es sich nicht um Höhlen im eigentlichen Sinne; vielmehr haben sich tiefe, schmale Schluchten gebildet, als abgebrochene Felsen in den See gestürzt sind. Beim Krabbeln durch diese moosüberwucherten Spalten finden Naturliebhaber spannende Flora – und manchmal sogar im Juli noch Schnee. Der Clearwater Lake Provincial Park ist ein wahrer Geheimtipp. Und am schönsten wohnt es sich natürlich in einer kleinen Hütte oder im Zelt am Ufer des glasklaren Sees.
Pisew Falls Provincial Park – wo das Wasser mystisch rauscht
Manitoba ist Heimat einiger der schönsten Wasserfälle Kanadas. Bestens erreichbar sind die Pisew Falls im Herzen der Provinz. Nur wenige hundert Meter abseits des Highways führt ein kurzer Pfad zu einer hölzernen Aussichtsplattform. Das Rauschen wird immer lauter, der Blick immer spektakulärer. Dann schließlich zischt der breite Grass River 13 Meter hinab in eine Schlucht. Das Zischen erinnerte den hier lebenden Stamm der Cree First Nations an die Laute eines Luchses. Und brachte dem Wasserfall seinen Namen ein, der in der Cree-Sprache Luchs-Fälle bedeutet. Umrahmt wird die Szenerie im Pisew Falls Provincial Park von mächtigen Nadelbäumen, durch die ständige Feuchtigkeit ist dort außerdem alles mit einer dicken Schicht Moos überzogen. Wer von diesem mystischen Blick noch nicht genug hat, der kann den Rundweg zu den Kwasitchewan Falls anschließen, Manitobas höchsten Wasserfällen. Nur beim Campen in der Gegend ist Vorsicht geboten – viele Schwarzbären, Wölfe und Pumas leben in diesem unberührten Teil Kanadas.
Übrigens: Der Wasserfall ist das ganze Jahr ein Erlebnis! Im Winter bilden sich an den Hängen der Schlucht beeindruckende Eiszapfen, meterdick liegt der Schnee auf den riesigen Bäumen. Wanderer sollten allerdings aufpassen, es kann extrem rutschig werden!
photo: Destination Canada
Churchill – einfach tierisch wild!
Bei einer Reise nach Manitoba kommt kein Besucher um dieses Erlebnis herum: Churchill ganz weit im Norden Manitobas ist weltbekannt als Hauptstadt der Eisbären. Jedes Jahr im Herbst treten die wunderschönen Tiere ihre Wanderung über die zugefrorene Hudson Bay auf der Jagd nach Robben an. Die Tiere einmal ganz aus der Nähe zu betrachten ist ein unvergessliches Erlebnis!
photo: The Great Canadian Travel Company_Robert Taylor
Churchill hat allerdings weit mehr zu bieten als Eisbären! In der Hudson Bay verbringen die Weißwale (Belugas) ihren kurzen arktischen Sommer, um sich an den reichhaltigen Fischbeständen zu bedienen und ihre Junge zur Welt zu bringen. Dort lassen sich die freundlichen Wale aus der Entfernung fantastisch beobachten. Weitere wilde und tierische Vergnügen: Hundeschlittenfahren, Bird-Watching oder See-Kajaken. Und als wären das noch nicht genug Gründe: Das historische Fellhandelsstädtchen weist Ruinen einer spannenden Geschichte, leckeres Seafood direkt aus der Hudson Bay (unbedingt Seesaibling probieren!) und einen der besten Schauplätze weltweit auf, um die Nordlichter zu bestaunen!
photo: Travel-Manitoba
6 Kommentare
Habe deinen Beitrag gelesen. Bin selber mal gespannt wann ich es schaffe in meine Geburtsstadt zu kommen. Lang lang ist es her. So vieles noch zu tun auf meiner to do Liste. Grüße von Oli
Hi Oli,
ich drücke dir die Daumen, dass du deine Liste bald abarbeiten kannst! :)
Grüße
Gary
Ein Super-Beitrag ueber Manitoba, Gary! Man kann hundert Jahre in Kanada leben (well, ich habe es bereits auf 66 Jahre gebracht) und noch nicht einmal einen grossen Teil des Landes bereist und gesehen. Manitoba, “direkt neben Ontario” gelegen (was sind schon 1,000 km oder mehr in Kanada?) ist bisher noch nicht von meinen Fuessen beruehrt worden. Aber, wie Udu Juergens sang: “Mit 66 Jahren, da faengt das Leben an!”). Meine Plaene, noch etwas mehr von Kanada zu sehen (wie Maitoba, Saskatchewan und Neufundland) bleiben wohl noch im Wunscheimer, solange uns Covid-19 auch das Reisen innerhalb Kanada’s verbietet!
Vielen Dank, Peter! Ich hoffe, du kannst einige Reisen bald nachholen und den Wunscheimer etwas erleichtern.
Danke für den tollen Bericht. Wir ein nächstes Ziel für eine Reise mit dem Camper werden sobald wir wieder nach Canada einreisen können.
Vielen Dank, ich drücke die Daumen!