Buffalo Jumps in Kanada und USA

von Peter Iden
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Head-smashed-in Buffalo Jump, Alberta

Einer der oft besuchten Plätze in Süd-Alberta ist der “Head Smashed-in Buffalo Jump”, heutzutage als Weltkulturerbe ausgezeichnet. “Jump” (Sprung) ist eigentlich nicht die korrekte Bezeichnung, denn die Bisons wurden von den Indianern zu einer Stampede angetrieben, die an einer abfallenden Steilwand endete und den Tieren keine Möglichkeit gab, einen Sturz über diese zu vermeiden.

Der Lebensraum der Bisons erstreckte sich vom Süden Manitobas und dem Mississipi bis nach Westen zu den Rocky Mountains, und vom Nord-Saskatchewan River nach Süden bis Texas.
Archäologen haben in diesen Gegenden Dutzende solcher “Buffalo Jumps” gefunden. Die Buffalo Jumps lassen sich durch die am ihrem Fuße angesammelten Skelett-Knochen sowie durch Funde von Steinwerkzeugen und Artefakten in den nahen Camps der Jump-Teilnehmer identifizieren.

Man kann also mit Sicherheit sagen, dass diese Art der Tötung von Bisons von allen Prairie-Stämmen ausgeübt wurde.
Head-Smashed-in in Alberta ist eine der ältesten und besten Buffalo Jumps mit gutem Zugang und gut präservierten Artefakten, welche noch intakt sind. Es liegt in den Foothills von Alberta 18 km nordwestlich von Fort MacLeod am Highway 785.

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Buffalo Artifacts

Die Klippe ist etwa 300 Meter lang und bis 10 Meter hoch. Der Platz wurde von den Indianern seit mindestens 6.000 Jahren benutzt. Die Knochen-Ansammlungen an ihrer Basis sind 4 Meter tief.
Ein weiterer Platz, die FM Ranch, etwas südlich der Stadtgrenze von Calgary, ist hauptsächlich eine Ausgrabungsstätte für Archäologie-Studenten der University of Calgary und der Archaeological Survey Unit von Albertas Culure and Tourism Division.
Noch zwei weitere Buffalo Jumps sind in Alberta.
Dry Island Buffalo Jump Provincial Park liegt etwa 100km südoestlich von Red Deer und ist ein alter, von den Cree-Stämmen benutzter Buffalo Jump.
Old Women’s (Squaw Coulee) Buffalo Jump National Historic Site liegt bei Cayley in den Foothills von Alberta, etwa 80km südlich von Calgary. Es ist ein kleines Örtchen mit etwa 340 Hutteriten als Einwohner.
In den USA gibt es etwa 60 Buffalo Jumps, die meisten davon (etwa 30) in Montana und Wyoming, andere in 8 weiteren Prairie-Staaten bis nach Texas.

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Ulm Pishkun Buffalo Jump

Der zweifellos größte Buffalo Jump der Welt ist Ulm Pishkun im First Peoples Buffalo Jump State Park bei Ulm in Montana. Der kleine Ort Ulm mit etwa 740 Einwohnern wurde allerdings nicht, wie man vermuten könnte, nach der Stadt Ulm in Deutschland benannt, sondern nach William Ulm, dem in Illinois geborenen Eigentümer einer großen Cattle-Ranch am Ort, welche er nach seinem Tod dem Staat vermachte.
Die Pishkun Buffalo Jump Klippen erstrecken sich über mehr als 1,6 km und haben an ihren Basen durch Jahrtausende kompaktierte Bisonknochen-Ablagerungen bis zu 4 Metern Tiefe angesammelt.
Für die Indianer waren Buffalo Jumps eine Art und Weise, den Zeitaufwand des Anschleichens auf Einzeltieren zu vermeiden und zahlreiche Tiere auf einmal zu töten. Massentötung von Bisons war notwendig um die Einwohner eines Indianer-Dorfes zu versorgen.
Der erste Job für die Bisonjäger war es, einen passenden Platz für den Buffalo Jump zu finden. Am besten waren dafür große Wiesen geeignet, wo sich die Tiere zum Grasen zusammen fanden. Sie mussten auf sanft abfallendem Gelände liegen, welches in einer Klippe von etwa 3 bis 6 Metern Höhe endete.
Die Indianer bauten Stein- und Holzhaufen an zwei Seiten auf, welche die Tiere in einer verengenden V-Form zu der Klippe leitete. Dann began eine Treibjagd, wodurch die Bisons zu einer Stampede angetrieben wurden. Die voran laufenden Tiere sahen zwar die Klippe, wurden aber durch die Tiere hinter ihnen über sie gedrückt.

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Fast alle der Bisons brachen ihre Beine beim Aufprall oder wurden sofort durch das Gewicht der folgenden Tiere getötet. Die noch lebenden wurden von den am Fuße der Klippe wartenden Indianern getötet.
Eine Massentötung an einem Buffalo Jump war Anlass zum wochenlangen Arbeiten, aber auch ein kommunales Treffen zum Feiern mit Tänzen und Gesängen, sowie der Dankgebung an die Geister. Jede Stammesgruppe hatte ihren eigenen Spirit Ghost.
Die immense Arbeit des Abhäutens begann sofort. Das meiste frische Fleisch wurde getrocknet. Die größten Knochen wurden zerbrochen, um das Knochenmark zu erreichen. Die Knochen wurden zur Fettgewinnung gekocht, und kaum ein Teil des Tieres fand nicht seinen Gebrauch.
Die Bisons gaben ihnen genügend Fleisch, Felle für Kleidung, Zelte und Betten. Die Haare wurden zu Seilen geflochten, die Schwänze zum Schutz vor Fliegen benutzt, die Sehnen wurden als Nähgarn und als Bogensehnen benutzt und zu Kleber verarbeitet, während Knochen und Hörner zu Werkzeugen wurden.
Zum Vorteil der Indianer war die Einführung der Pferde nach Nordamerika durch die Spanier in 1519, und deren Ausbreitung nach Norden der ungefähre Zeitpunkt, and dem sie die Benutzung von Buffalo Jumps aufgaben, um die Bisons fortan auf ihren Pferden zu jagen.
Zu dem Zeitpunkt wurde die Anzahl der Bisons in Nordamerika auf zwischen 30 bis 60 Millionen geschätzt.
Dem Weißen Mann war jedoch die Wichtigkeit der Bisons für das Überleben der Indianer unbekannt und gleichgültig. Sie organisierten speziell viele Eisenbahnfahrten aus dem Osten in den Westen, mit dem einzigen Ziel, den “Sport” auszuüben, vom fahrenden Zug so viele Bisons wie möglich einfach abzuknallen und liegen zu lassen. Einige wenige der Tiere wurden dann von Tour-Mitarbeitern enthäutet und die Felle sowie ihre Köpfe und Hörner als Trophäen der “Jäger” mitgenommen. Das Fleisch der Tiere blieb zum Verrotten entlang der Züge zurück.

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Bisonschädel, etwa 1875

Etwa 2 Millionen Bisons wurden allein in 1870 auf diese Art und Weise getötet.
Kleidung aus “Büffelleder” wurde sehr populär in Europa, zum Teil weil in Deutschland eine Methode zur feinen Gerbung der Felle entwickelt wurde.
Die Siedler hatten ebenfalls inzwischen den Wert von Büffelknochen entdeckt. Sie wurden z.B. zu Düngemitteln oder zu feinem Porzellan verarbeitet. Die von den Siedlern auf der Prairie gesammelten Knochen entsprachen den Skeletten von etwa 31 Millionen Bisons.
In 1890 gab es nur noch 300 wilde Bisons in den USA. Die einzige Herde lebte im Yellowstone Park in Wyoming.
Naturfreunde und ihre Organisationen sowie private Parkeigentümer waren für ihre Wiedereinführung in Nordamerika verantwortlich.
Heute leben in den USA und Kanada etwa 200.000 Bisons, die meisten in Nationalparks wie Wood Buffalo in Alberta.
Es gibt zwei Untergruppen von Bisons. In Kanada leben etwa 2.200 “Plains Bison” und etwa 10.000 “Woods Bison”. Von den letzteren befinden sich etwa 3.000 Im Wood Buffalo National Park in Alberta, die weltgrößte frei lebende Bisonherde.
Die Unterschiede zwischen den beiden sind schwer zu erklären, denn sie sind genomisch.
Es sollte für einen Normalmenschen zufriedenstellend sein, einen Bison (oder Büffel) zu sehen. Der Begriff “Buffalo” oder “Büffel” stammt ab von dem französischen Wort “Boeuf” für Fleisch. Der Begriff “Bison” basiert auf dem griechischen Wort für ein Fleischtier oder Ochsen.

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(Anmerkung: die Auswahl der Bilder in diesem Beitrag liegt einzig und allein in meiner Verantwortung unter der Fair Dealing Provision der kanadischen Copyright-Gesetze).

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