Photo: CIC News
Kanadas Einwanderungs-Pläne
Die Informationen, die jetzt folgen, basieren auf Berichten des Einwanderungsministers zum kanadischen Parlament.
Letztes Jahr, 2021, hat Kanada trotz der Pandemie mit ~401.000 Einwanderern ein Rekordjahr gehabt und neue Maßstäbe gesetzt. Der Trend in Richtung neuer Einwanderungsrekorde setzt sich gemäß der Planung auch für 2022 bis 2024 fort. Das Rekordjahr 2021 ist aber auch als ein Ausgleich für die Pandemie bestimmten niedrigen Einwanderungszahl von nur ~184.000 in 2020 geschuldet.
Für 2021 gibt es leider noch keine detaillierte Aufstellung nach Einwanderungskategorien und für 2020 verzichte ich aufgrund der geringen Aussagekraft. Hier allerdings ein kleiner Eindruck von der Wucht, welche die Pandemie auf Kanadas Einwanderungspolitik hatte (Quelle: IRCC Dezember 2021):
Allein die zeitlich begrenzten Aufenthaltsgenehmigungen wurden von ~ 1.700.000 auf ~250.000 und die ETA Genehmigungen von ~4.000.000 auf 650.000 reduziert. Aufgrund der Teilschließungen aller Einwanderungsbearbeitungs-Center und begrenzter Manpower‘ gab es noch Mitte Februar 2022 ein Inventar von fast 2 Millionen Anträgen (~450.000 Citizenship, 520.000 Permanent Residence und 850.000 Temporary Residence). Mittlerweile hat die Einwanderungsbehörde diesen Antragsstau etwas abgebaut und bemüht sich bis zum Herbst gemäß ihrer eigenen vorgegebenen Bearbeitungszeitkriterien wieder auf dem Laufenden zu sein.
Mit einem optimistischen Blick nach vorne, schauen wir auf die vor kurzem veröffentlichte Einwanderungszielplanung für 2002 bis 2024. Dabei werden die Zielvorgaben jedes Jahr etwas höher und enden mit einem Spitzenwert von 451.000 in 2024. Es ist die Umsetzung des langjährigen Ziels der “Liberals”, die Einwanderungszahlen auf ein ~1% der Bevölkerung zu erhöhen und diesen Standard mindestens zu halten. Das entspricht auch einem Ergebnis einer Studie vom Canada Conference Board (‚Canada 2040 – No Immigration vs More Immigration‘), nachdem nur mit einer jährlichen Zuwanderungsquote von 1% ein moderates Wachstum der Wirtschaft und Arbeitskräfte möglich sein.
Der Grund dafür ist Kanadas niedrige Geburtsrate und die Überlagerung der Gesellschaft, wie fast überall in den westlichen Nationen. Schon vor der Pandemie war das Wachstum von Arbeitskräften zu fast 100% von Einwanderern abhängig, was sich natürlich jetzt besonders in Schlüsselindustrien immens verstärkt hat.
2021-2023 Immigration Levels Plan (ohne Angabe des Planungskorridors)
Immigration Class | 2022 | 2023 | 2024 |
Economic | 241.850 | 253.000 | 267.750 |
Family | 105.000 | 109.500 | 113.000 |
Refugee | 76.545 | 74.055 | 62.500 |
Humanitarian | 8.250 | 10.500 | 7.750 |
TOTAL | 431.645 | 447.055 | 451.000 |
Die Erhöhung der geplanten Zuwanderungszahlen sind für potenzielle Einwanderer natürlich gute Nachrichten. Für die meisten würde eine Zuwanderung durch einen Antrag in den ‚Economic‘ Kategorien geschehen, vorausgesetzt man qualifiziert sich gemäß den entsprechenden Kriterien. Zu den ,Economic‘ Kategorien gehören Federal Skilled Worker, Federal Skilled Trade, Canada Experience Class, Federal Business mit Start-up und Self-Employed, Economic Pilots mit Caregiver and Agri-Food und Northern & Rural, Atlantic Immigration program, Provincial Nominee Programme und Quebec Skilled Workers/Business.
Diese Kategorien beinhalten sehr viele Programme (über 100 Einzelprogramme), und die Schwierigkeiten liegen im Detail der unterschiedlichen Anforderungen, und dem letztendlichen Wettbewerb aufgrund der vielen Antragsteller. Z.B. hat die kanadische Regierung soeben ein Hilfsprogramm für Ukrainer veröffentlicht, nachdem Ukrainer ab sofort einen unbürokratischen Antrag auf einen zeitlich begrenzten Aufenthalt von 3 Jahren stellen können. Die Auswirkungen auf die Einwanderungszahlen werden wir dann in der Planung von 2025 bis 2027 sehen, wenn vielen von den Ukrainern einen Antrag auf Permanent Residence stellen können. Da bin ich selber gespannt, ob die Regierung dann auf einen vollen Verdrängungswettbewerb setzt oder die Einwanderungszahlen noch weiter erhöht.
Eine Beratung durch einen lizenzierten kanadischen Einwanderungsberater ist meiner Meinung nach notwendig, um diese Komplexitäten des Angebots hinsichtlich des individuellen Antragstellers aufzulösen, und ist ein sehr kleines Investment im Vergleich zu den hohen monetären und emotionalen Kosten, die ein falscher Antrag mit sich bringt.
In den kommenden Wochen und Monaten werden in einem Kleinserienformat einzelne Kategorien und die entsprechende Vorgehensweise detaillierter besprochen, und damit auf viele Anfragen eingehen. Ich hoffe wie immer, dass alle Informationen hilfreich und interessant waren. Für sie alle ein hoffentlich bald ‚Welcome to Canada.‘
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* Gerd Damitz (Dipl.Kfm.U) ist lizenzierter kanadischer Einwanderungsberater mit staatlicher Beratungsgenehmigung für Deutschland, Business Stratege und Lobbyist, und einer Berufserfahrung von über 25 Jahren. Er war maßgeblich an der Gründung und dem Aufbau des größten kanadischen Einwanderungsberaterverbandes CAPIC, und der kanadischen Berufsverbands-Behörde ICCRC beteiligt. Er ist President von Amirsalam & Damitz Canada Immigration Counsel (www.VisasCanada.com) und kann für Einwanderungsfragen und -beratung unter info@visascanada.com erreicht werden.