Besucher in Kanada wundern sich immer, warum Kanadier ihre Milch in Tüten kaufen. Zwar kann man in den Supermarkets auch Milch in Kartons kaufen (innen mit Wachs überzogenene und ohne die Probleme der in der EU immer noch umstrittenen Tetra-Paks). Kartons werden hauptsächlich von allein lebenden Menschen gekauft, die keine grosse Quantitäten von Milch trinken oder aufbewahren wollen.
Die größere Plastiktüte enthält drei kleinere mit je etwa 1,33 Litern (1,8 Imperial Quarts), also insgesamt etwa 4 Liter.
Der Hauptgrund warum kanadische Milch in Tüten verkauft wird ist der Kostenpunkt. Glas- und Plastikflaschen (obwohl es die letzteren noch begrenzt gibt) sind teuer, und besonders Plastik hat seine Zeit ausgelebt.
Auf die Frage der schädlichen Bestandelemente von Getränkbehältern aus Plastik möchte ich hier nicht eingehen. Allerdings verbringt Milch nur relative kurze Zeit in Plastik, im Gegensatz z.B. zu dem in Kanada unwahrscheinlich populären Flaschenwasser.
Nebenbei bemerkt ist Kanada nicht das einzige “Tütenmilch-Land”, denn in Südamerika und einigen ost-europäischen Ländern sowie auch in Israel wird Milch in Tüten verkauft.
Fragen Nummer 1-2-3 für Besucher nach dem Kauf von kanadischer Milch: “Was mache ich mit den angefangenen Tüten? Wie becomme ich die Milch aus der Tüte ohne etwas davon zu verschütten? Wie bewahre ich eine angebrochene Tüte Milch auf?”
Gesundheitswesen
Eine besondere Vorsorge brauchen Reisende, die als Ziel Kanada anvisiert haben, nicht zu treffen. Sie müssen sich lediglich um alle erforderlichen Impfungen kümmern, welche unter anderem auf den Seiten des Auswärtigen Amtes in Deutschland erfragt werden können. Allerdings gibt es auch in Kanada, ähnlich wie in Deutschland, eine Reihe von meldepflichtigen Krankheiten. Es handelt sich dabei in erster Linie um hochinfektiöse Krankheiten, die sich im schlimmsten Fall in kürzester Zeit zu einer Seuche entwickeln und große Teile der Bevölkerung angreifen können.
Das sind die Krankheiten
Krankheiten wie Cholera, Pest oder Diphterie galten über Jahrhunderte hinweg als Geißel der Menschheit, die im Mittelalter ganze Landstriche fast entvölkerten. Auch heute treten hin und wieder vereinzelt Fälle auf, die in Kanada ebenso wie in zahlreichen anderen Ländern, den Behörden gemeldet werden müssen. Zu den weiteren meldepflichtigen Krankheiten gehören die Vogelgrippe, die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit, BSE, verschiedene Formen der Hepatitis, Fleischvergiftung, Masern, die bakterielle Ruhr, Paratyphus, Milzbrand, Meningokokken-Meningitis, Poliomyelitis, Typhus abdomalis sowie Tollwut. Kennzeichnend für all diese Krankheiten ist ein schwerer Verlauf und eine meist sehr hohe Ansteckungsgefahr.
Wer muss melden?
Grundsätzlich ist der Arzt, der die entsprechende Krankheit diagnostiziert hat, dazu verpflichtet, sie den zuständigen Behörden zu melden. Aber auch die Labors, welche die jeweiligen Krankheitserreger beispielsweise in Blutproben nachweisen, sind zur Meldung verpflichtet.
Warum besteht die Meldepflicht?
Meldepflichtige Krankheiten müssen vor allem zum Schutz der Bevölkerung gemeldet werden. Denn wenn nicht schnell auf eine Epidemie reagiert wird, kann sich diese in wenigen Tagen zu einer Pandemie auswachsen und plötzlich Millionen von Menschen betreffen. Das jüngste Beispiel aus den vergangenen Jahren ist die Vogelgrippe, die sich in nur wenigen Tagen in zahlreichen Ländern ausgebreitet hat. Eine weltweite Gefährdung kann im schlimmsten Fall dank der modernen weltweiten Logistik und zahlreicher Flugverbindungen in alle Welt nicht ausgeschlossen werden. Deshalb müssen die Behörden vor Ort eben schnell reagieren können, wenn ein Fall der genannten Krankheiten auftritt.
Die kanadischen Gesetze differenzieren bei Besuchern, die an Medikamente gebunden sind, zwischen Kurzzeit- und Langzeit-Besuchern. Kurzzeit-Besucher, die nur einige Wochen in Kanada verbringen (also die meisten), dürfen ihre persönlichen Medikamente mitbringen. Medikamente für Langzeit-Besucher, d.h. solche die ein halbes Jahr oder länger in Kanada verbleiben, sind bestimmten Regeln unterworfen, die unbedingt beachtet werden müssen.
Mein erster “richtiger” Job in Kanada vom 1. Juni 1954 bis 31. Mai 1957 (vorher arbeitete ich kurz in einer Buerstenfabrik) war bei den Connaught Medical Research Laboratories, damals ein Teil der University of Toronto.
Die ersten 18 Monate war ich “Mailboy”, d.h. ich musste die Post zwischen den verschiedenen Laboratorien der Universitaet austragen, unter anderem auch zum und vom “Banting & Best Institute”. Die Arbeit war faszinierend und alles andere als langweilig. Ich durfte durch die Laboratorien wandern (ausser den “Isolation Labs”, in denen nur medizinische Techniker arbeiten), ich konnte die Tierfarm besuchen, auf der Pferde und andere Tiere fuer die Produktion von Seren benutzt wurden.
Heutzutage werden Test-Versuche an Tieren in vielen Laendern boykottiert, aber damals haben sie Millionen von Menschen das Leben gerettet
Dort arbeitete auch das Team von 1921 bis 1922, um Insulin zu entwickeln: Dr. J.J.R. Macleod, Dr. Frederick Banting, Dr. Charles Best und Dr. J.B. Collip, die “Mit-Erfinder” des Insulin.
Jede Provinz in Kanada hat ihr eigenes Gesundheitssystem und ist von den Leistungen her ziemlich identisch. Einige Provinzen (z.B. BC) haben eine Wartezeit bevor man versichert ist, während man in anderen Provinzen vom ersten Tag an Versicherungsschutz genießt.
Die derzeitigen Kosten für die Krankenversicherung (in BC) sind:
- $54 für eine Einzelperson
- $96 für eine zweiköpfige Familie
- $108 für drei und mehr Familienmitglieder
Leistungen, die mit dieser Grundversorgung abgedeckt werden, sind:
- der Besuch beim Hausarzt
- die meisten Operationen
- Krankenhausaufenthalt
- der Besuch bei den meisten Spezialisten
- Röntgenaufnahmen
- die meisten Impfungen
- die meisten Laboruntersuchungen