Wiederholt kürte der weltbekannte Reiseführer „Lonely Planet“ die Küstenstraße Route Nationale 132, die immer am Meer entlang rund um die Gaspésie-Halbinsel führt, zu den schönsten Küstenpanoramastraßen unserer Erde. Warum das so ist, konnte ich auf drei Erkundungs-Reisen dorthin selbst erfahren. Schon die Indianer nannten den Ort, wo heute die Regionalhauptstadt Gaspé liegt, das „Ende der Welt“. Als ich das erste Mal dort war, wusste ich gleich, warum. Die Gegend ist immer noch relativ einsam und wenig frequentiert, sieht man von all den bekannten, touristischen Hochburgen, die ich für unsere Leser besucht habe, einmal ab.
Ein eher nichts-sagendes Dorf, das gerade einmal 2.000 Seelen zählt, jedoch in der ganzen Provinz berühmt geworden, lohnt einen Abstecher! Der unbestrittene Star des Geschichten-Erfindens und -Erzählens Fred Pellerin in Québec ist dort nämlich geboren und aufgewachsen. Im Übrigen bedeutet sein Name auf Deutsch vielsagend „Pilger“.
Unseren zweiten Tag beginnen wir mit einem opulenten franko-kanadischen Frühstück, das uns Catherine, die Mitinhaberin unserer Privatpension La Maison Sous Les Arbres* persönlich serviert. Es ist ein regelrechtes kulinarisches Vergnügen in 4 Gängen mit Müslicocktail, Fruchtsalat, Naturjoghurt und leckerem „Pain doré“ (Arme Ritter), das wir in dieser Form nicht erwartet hatten. Eine Familie aus Bordeaux schlemmt ebenfalls mit uns und man tauscht sich angeregt über seine Erfahrungen im Nationalpark aus. Wir erzählen, dass wir heute zur anderen Seite des „Lac Wapizagonke“ fahren wollen, wo wir am Vortag auf dem Parkplan eine Halbinsel und einen Lehrpfad entdeckt hatten.
Mit 536 Quadratkilometern steht der „Parc National de la Mauricie“ flächenmäßig an siebter Stelle unter den 44 Nationalparks der kanadischen Regierung und an neunter Stelle von weiteren 39 Naturreservaten von Québec – derjenigen Provinz Kanadas, in deren Fläche Deutschland 4,3 mal hineinpassen würde. Man kann dort u. a. den seltenen Eistaucher, Elche, Blauhäher und sogar Braunbären beobachten; es gibt unzählige Feuchtgebiete mit einmaliger Flora fleischfressender Pflanzen und wer will, kann die 63 Kilometer lange Autostraße, die den weitläufigen Nationalpark in voller Länge durchzieht, auch mit dem Fahrrad bewältigen. Ich habe für unsere Leser dort einige der schönsten Orte erkundet – insbesondere für Familien mit Kindern: zum Wandern, zum Campen, zum Baden, zum Kanufahren oder einfach nur zum Entspannen – auf neudeutsch “chillen!”
Auf halbem Weg zwischen Montréal und Québec liegt die Stadt Trois-Rivières, zu Deutsch „drei Flüsse“. Die Bezeichnung geht eigentlich auf ein Missverständnis der ersten Kolonisten zurück, die irrtümlicherweise annahmen, dass dort drei verschiedene Flüsse in den Sankt-Lorenz-Strom fließen. Dabei sind es lediglich die drei Mündungsarme des Fluss-Systems des Saint-Maurice.