Das dritte Kapitel finden Sie hier
Die Geschichte einer (etwas anderen) Auswanderung
Sonnabend, 10. April 1954 – im Englischen Kanal
“Achtung: an alle Stellen: Steuerbord voraus Englische Steilkueste in Sicht. Wir passieren Dover um 07:40 Uhr Greenwich Time. Durchsage beendet.”
Der Bordfunker reisst uns aus der Koje. Schnell gewaschen, angezogen, dann raus. Strahlender Sonnenschein, aber diesige Sicht. Weisslich-gelb leuchtet die 30 Meter hohe Kreidekueste zu uns herueber, aber die Sonnenglast erlaubt nichts Naeheres zu erkennen.
Und dann kommt Dover. Wir erkennen durchs Fernglas die Hafenanlagen, Leuchttuerme und Kirchtuerme der Stadt. Auch die Schiffe, von denen sich immer 6 bis 10 in Horizontsicht aufhalten.
Die dreckige Wasserfarbe der Elbe ist allmaehlich vom Blaugruen der Nordsee ins Gruene des Kanals und dann ins leuchtende Hellgruen uebergegangen.
Um 12 Uhr mittags passierten wir Beachy Head, die letzte Landecke von Europa. Wir laufen jetzt durchschnittlich 12,63 Knoten/Stunde und sind 518 Seemeilen von Hamburg aus gefahren.