Die 80er Jahre waren in ganz Québec die Jahre des großen Umschwunges und des Wandels, sei es in der Kunst und Politik, als auch kulturell und gesellschaftlich. Zudem wurde mehr Augenmerk auf die Umwelt gelegt, was bei einem Land mit seinen unermesslichen, natürlichen Ressourcen bis dahin nicht besonders notwendig erschien. Unter anderem hatten verschiedene Forschungsgruppen aufgezeigt, dass Greifvögel, die für das Ökosystem so wichtige Vogelart im Begriff war, in der ganzen Provinz Québec von der Bildfläche zu verschwinden.
Eigentlich ist dies weder eine echte touristische Destination, noch ein herausragender Landschaftsteil oder gar ein historisch bedeutender Fleck. Trotzdem will ich hier gerne ein Highlight in der Montérégie den deutschen Landsleuten widmen, die ganz Kanada zu dem gemacht haben, was es heute ist. Genauer gesagt: 11 % der Gesamtbevölkerung Kanadas haben nachweislich deutsche Vorfahren.
Text und Bild: Bernadette Calonego
Es gibt deutsche Wörter, die etwas Bestimmtes so perfekt ausdrücken, dass sie sich auch nach Kanada (und Nordamerika als Ganzes) eingeschlichen haben. Das Wort „Zeitgeist“ zum Beispiel. In Vancouver habe ich vor Jahren ein Magazin mit diesem Namen gesehen. „Fachidiot“ ist auch so ein wunderbares Wort, für das es in der englischen Sprache nichts Vergleichbares gibt. „Aber wir könnten gewiss ein Wort mit derselben Bedeutung gebrauchen“, schrieb die Zeitung The Globe and Mail schon im Jahr 2006.
Nein, der Name hat absolut nichts mit der Popsängerin aus England, Annie Lennox zu tun. Dennoch ist die Festungsanlage ein Relikt der britischen Armee, wenn auch vor mehr als 180 Jahren. Das Fort Lennox liegt auf der „l’Île‐aux‐Noix“ (deutsch: Nüsse-Insel) mitten im Richelieu Fluss und ist die am besten erhaltene Befestigungsanlage der Briten, die ich bislang besucht habe. Auch in den Sommermonaten ist der Besucherandrang nicht besonders groß, sieht man von Wochenenden mit schönem Wetter einmal ab. So kann man sich zuweilen fast alleine auf der Insel fühlen.
Schon allein die Tatsache, dass einer der Hauptverkehrswege in der Montérégie „Autoroute de la vallée des forts“ benannt wurde, also „Autobahn im Tal der Festungen“, ist geradezu eine Garantie dafür, auf geschichtsträchtigem Boden wandeln zu dürfen!
Spektakuläre Befestigungsanlagen aus dem 19. Jahrhundert, die eine immens wichtige Rolle in der doch jungen, kanadischen Geschichte gespielt haben, sind heute noch zu sehen. Eines der herausragenden Beispiele ist das Fort de Chambly. Pierre Berton, ein kanadischer Historiker, ging sogar so weit zu behaupten, dass sich erst durch den Britisch-Amerikanischen Krieg von 1812 ein kanadisches Nationalbewusstsein entwickeln konnte, das dazu verhalf, das Land gegen Invasionsversuche der US-Amerikaner zu verteidigen. Kanada wäre sonst sicherlich heute ein Teil der Vereinigten Staaten!