August 1962, irgendwo an der felsigen Ostküste der Bruce Peninsula, Ontario. Eine Erkundungsfahrt brachte mich am Ende des Pfades an einen einsamen Felsenstrand, fuer die Ostküste bekannt ist. Der Kalksandstein unter der harten Oberschicht hat dort durch die Verwitterung der Jahrtausende viele Überhänge geschaffen, welche Schutz vor Wind und Wetter bieten. Ich suchte mir davon einen aus, der auch einen guten Überblick über die Georgien Bay hatte und began dort mein Nachtquartier zu bauen.
Bruce Peninsula
Die sandige Westkueste der Bruce ist landschaftlich total verschieden von der felsigen Ostkueste. Fuer Erstbesucher ist es eine eigenartige Erfahrung, von der Ostkueste zur Westkueste zu kommen. Im Gegensatz zur Georgian Bay, die an ihrer West-, Nord- und Ostseite von fast ununterbrochenen Felsen eingerahmt ist, ist die die Kueste des Lake Huron generell Flachland. Natuerlich gibt es auch an der Georgian Bay Ausnahmen, wie z.B. an der Sued- und Suedost-Kueste der Georgian Bay, die mit mehr als 50 km den laengsten kontinuierlichen Suesswasser-Strand der Welt bietet.
Fast die gesamte Spitze der Bruce ist entweder ein National Park (400 qkm) oder ein National Marine Park (112 qkm), also insgesamt 512 qkm, ein Drittel der Groesse von Schleswig-Holstein.
Die Bruce Westkueste ist zwar fast ebenso ununterbrochener Sand, weit laenger als an der Georgian Bay, aber der Tourismus hat sich hier noch keine Superlative ausgedacht Ausserdem sind nur wenige Strecken leicht erreichbar, weil nur die “Cottagers” sie kennen. An vielen der Straende sind allerdings auch oft gewaltige Felsenbrocken im Sand eingelagert, welche von den Gletschern dort deponiert wurden. Aber an drei leicht erreichbaren Lokalitaeten kann man Straende erleben, wie es sie nur am Lake Huron gibt. Sie sind ohne Zweifel einzigartig in ihrem Charakter und ihrer unglaublichen Weite.
Die Fahrt zum Cabot Head Lighthouse:
Noerdlich der Forty Hills fuehrt die “East Road” uns bis nach Brinkman’s Corners. Zwar kann man auf dieser Strecke, wenn man die Zeit dazu hat, mehrere Seitenfahrten und kurze Wanderungen auf dem “Bruce Trail” machen, wie z.B. von Cape Chin zu der Smokey Head White Bluff Provincial Nature Reserve. Oder von Cape Chin North zu dem einzigen “Flowerpot” Felsen der Ostkueste, dem “Devil’s Monument”.
Unbedingt zu empfehlen ist jedoch die Fahrt von Brinkman’s Corners zur Dyer’s Bay und entlang der Kuestenstrasse (Achtung: “dirt road”, zahlreiche Loecher, mit Vorsicht zu befahren!). Diese abenteuerliche Strecke – mehr Weg als Strasse – fuehrt mit vielen herrlichen Aussichten ueber die Georgian Bay nach etwa 12 km zum Cabot Head Light and Heritage Museum.
Das Lighthouse ist heute voll automatisiert, und das alte Lighthouse wurde von den “Friends of Cabot Head” als Leuchtturm-Museum eingerichtet. Man kann allerdings immer noch die steilen Treppen bis in den ehemaligen 20 Meter hohen Leuchtturm-Raum herauf steigen, und auf halbem Weg die alte Lampe besichtigen. Der Leuchtturm wurde in 1896 gebaut; das neue Licht befindet sich seit 1971 nebenan, auf einem unattraktiven Stahlturm.
Im Leuchtturm-Haus verbrachte ich in 1963 mehrere Tage als Gast der Hopkins-Familie, die den Leuchtturm bewachten und bedienten. Ich fragte Mrs. Hopkins damals, warum die Pfade um den Leuchtturm saemtlich aus Beton bestanden und etaw 15 cm ueber dem umliegenden Gras lagen. Sie sagte mir: “ich hasse Schlangen, und es gibt hier sehr viele davon.” Tatsaechlich sah ich zahlreiche Schlangen verschiedener Spezies. Heute sieht man keine mehr. In “meinem” ehemaligen Zimmer im alten Leuchtturm-Haus kann man sich heutzutage immer noch als “Lighthouse Assistant” einmieten ($ 395.50 pro Woche).