Unseren zweiten Tag beginnen wir mit einem opulenten franko-kanadischen Frühstück, das uns Catherine, die Mitinhaberin unserer Privatpension La Maison Sous Les Arbres* persönlich serviert. Es ist ein regelrechtes kulinarisches Vergnügen in 4 Gängen mit Müslicocktail, Fruchtsalat, Naturjoghurt und leckerem „Pain doré“ (Arme Ritter), das wir in dieser Form nicht erwartet hatten. Eine Familie aus Bordeaux schlemmt ebenfalls mit uns und man tauscht sich angeregt über seine Erfahrungen im Nationalpark aus. Wir erzählen, dass wir heute zur anderen Seite des „Lac Wapizagonke“ fahren wollen, wo wir am Vortag auf dem Parkplan eine Halbinsel und einen Lehrpfad entdeckt hatten.
Kanada Spezialist
Mit 536 Quadratkilometern steht der „Parc National de la Mauricie“ flächenmäßig an siebter Stelle unter den 44 Nationalparks der kanadischen Regierung und an neunter Stelle von weiteren 39 Naturreservaten von Québec – derjenigen Provinz Kanadas, in deren Fläche Deutschland 4,3 mal hineinpassen würde. Man kann dort u. a. den seltenen Eistaucher, Elche, Blauhäher und sogar Braunbären beobachten; es gibt unzählige Feuchtgebiete mit einmaliger Flora fleischfressender Pflanzen und wer will, kann die 63 Kilometer lange Autostraße, die den weitläufigen Nationalpark in voller Länge durchzieht, auch mit dem Fahrrad bewältigen. Ich habe für unsere Leser dort einige der schönsten Orte erkundet – insbesondere für Familien mit Kindern: zum Wandern, zum Campen, zum Baden, zum Kanufahren oder einfach nur zum Entspannen – auf neudeutsch “chillen!”
Fast genau in der Mitte zwischen Québec-Stadt und Montréal, den beiden größten Metropolen in der Provinz Québec, liegt die touristische Region La Mauricie [sprich „Mohri-sieh“]. Namensgeber ist der mächtige 563 km lange Fluss Saint-Maurice. Das gut 35.000 Quadratkilometer messende Territorium mit 273.000 Einwohnern (Stand: 2021) ist hauptsächlich im südlicheren Teil dichter besiedelt, denn gut 85 % sind auch heute noch unberührte Natur – zum großen Vergnügen der Liebhaber von allerlei Aktivitäten an der frischen Luft.
Die 80er Jahre waren in ganz Québec die Jahre des großen Umschwunges und des Wandels, sei es in der Kunst und Politik, als auch kulturell und gesellschaftlich. Zudem wurde mehr Augenmerk auf die Umwelt gelegt, was bei einem Land mit seinen unermesslichen, natürlichen Ressourcen bis dahin nicht besonders notwendig erschien. Unter anderem hatten verschiedene Forschungsgruppen aufgezeigt, dass Greifvögel, die für das Ökosystem so wichtige Vogelart im Begriff war, in der ganzen Provinz Québec von der Bildfläche zu verschwinden.
Skurriles aus Kanada Nr. 84
Text und Bild: Bernadette Calonego
Es gibt deutsche Wörter, die etwas Bestimmtes so perfekt ausdrücken, dass sie sich auch nach Kanada (und Nordamerika als Ganzes) eingeschlichen haben. Das Wort „Zeitgeist“ zum Beispiel. In Vancouver habe ich vor Jahren ein Magazin mit diesem Namen gesehen. „Fachidiot“ ist auch so ein wunderbares Wort, für das es in der englischen Sprache nichts Vergleichbares gibt. „Aber wir könnten gewiss ein Wort mit derselben Bedeutung gebrauchen“, schrieb die Zeitung The Globe and Mail schon im Jahr 2006.