Text und Bild: Bernadette Calonego
So viele Kirchen
In der entlegenen Ecke im Norden Neufundlands, in der ich jedes Jahr mehrere Monate verbringe, fehlt es an vielem, aber nicht an Kirchen. Es gibt keinen Tierarzt, keinen Augenarzt, keinen Computerladen, kein Kino, keine öffentlichen Verkehrsmittel, aber es gibt viele Gotteshäuser. Im Dorf St. Anthony ist die anglikanische Kirche vertreten, die Heilsarmee, die United Church, die Pfingstgemeinde, die Zeugen Jehovas, die Anglikanische und die Römisch-Katholische Kirche. All das für 2200 Leute. Auch winzige Gemeinden in der Region warten mit mehreren Kirchen auf. In Englee, wo rund fünfhundert Leute leben, besitzen fünf Glaubenskongregationen ihre eigene Kirche, darunter auch die Apostolische Kirche.
Noch vor einer Generation war es hier schwierig, kirchliche Dienstleistungen zu erhalten. Ich kenne eine örtliche Familie, in der die Eltern von einem Priester der Pfingstgemeinde getraut wurden. Die zehn jetzt erwachsenen Kinder gehören indes unterschiedlichen Kirchen an: der United Church, der Heilsarmee und der Anglikanischen Kirche, weil sie von unterschiedlichen Priestern getauft wurden. “Wir nahmen einfach den Priester, der sich gerade in der Gegend aufhielt”, erklärte mir einer der Söhne. Die Geschwister besuchen aber alle die United Church, weil deren Kirche geografisch am nächsten liegt. Was beweist: Man kann auch in Glaubensfragen praktisch denken.
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