Die Edmund Fitzgerald – 1958 bis 1975 – eine kanadische Legende.
Am 31. Maerz 2010 begann eine neue Serie im kanadischen Fernsehen: “Dive Detectives”, die Geschichte von zwei Tauchern, Mike und Warren Fletcher (Vater und Sohn, die bisher unaufgeklaerte Schiffs-Ungluecke in den Grossen Seen und anderen weltweiten Gewaessern mit Hilfe von Wissenschaftlern auf diversen Gebieten aufklaeren.
http://www.divedetectives.com/
Es ist kaum verwunderlich, dass sie sich als erstes dem Untergang der “Edmund Fitzgerald” im Lake Superior am 10. November 1975 widmeten. Die “Mighty Fitz” ist zu einer Legende in den USA und Kanada geworden, nicht zuletzt durch Gordon Lightfoot’s beruehmtes Lied “The Wreck of the Edmund Fitzgerald” (Bild oben rechts: Gordon Lightfoot heute).
Die “Ballade” der Edmund Fitzgerald stieg an die Spitze der grossen Hits von 1976 und hielt mehrere Wochen lang den Platz Nr. 1 als 45 rpm Einzelplatte. Zahlreiche Buecher wurden ueber das Unglueck geschrieben, und im “Great Lakes Shipwreck Museum” am Whitefish Point, dem “Schiffs-Friedhof des Lake Superior” kann man diese Buecher und viele Souvenirs der untergegangenen Schiffe kaufen, sowie die Original-Schiffsglocke bewundern.
http://www.exploringthenorth.com/whitefish/whitefish.html
Hier ist Gordon Lightfoot’s Original-Ballade, eine klassische “Erzaehlung”:
Dazu eine Version von dem “Illegalband”, die aeusserst deutlich die Wetter-Verhaeltnisse im Lake Superior und anderen Grossen Seen (den “Inland-Ozeanen von Nord-Amerika”) illustriert:
Die Worte zu Gordon Lightfoot’s Ballade muessten eigentlich nach den letzten Erkenntnissen etwas geaendert werden, aber sie berichten ja nur das, was in 1976 ueber das Schiffs-Unglueck bekannt war:
http://www.corfid.com/gl/Albums/Summertime_Dream/The_Wreck_Of_the_Edmund_Fitzgerald.htm
Die Geschichte der “Fitz”:
“Mighty Fitz” wurde in 1958 in River Rouge, Michigan vom Stapel gelassen. Sie war 222 Meter lang, mit 21 wasserdichten Ladeluken. Zuerst mit Kohle betrieben, wurde sie in 1971/72 auf Oel umgebaut. Obwohl sie mit ihren Ausmassen maximal fuer den St. Lorenz-Kanal gebaut wurde, war ihr erstes Einsatzgebiet der Lake Superior. Bis zu ihrer Versenkung in 1975 hatte sie bereits zahlreiche Stuerme auf dem Lake Superior erlebt.
Lake Superior – der “Obere See” – ist der groesste Inland-Suesswasser-See der Welt, mit einer Oberflaeche von 82,413 qkm. Der See ist 563 km lang und hat eine Maximal-Breite von 257 km, sowie eine Durchschnitts-Tiefe von 147 m, (maximal 406 m) und eine Kuesten-Linie von 4,387 km. Die maximale Wasser-Temperatur liegt etwa bei 10 Grad Celsius, selbst im Sommer.
Was auf einem See dieser Groesse wettermaessig passieren kann, ist fuer Laien kaum denkbar. Der See “macht” sein eigenes Wetter, hauptsaechlich wenn die warmen Lufstroemungen aus dem Golf von Mexiko mit der eisigen Luft aus der Arktis ueber seinem Wasser zusammentreffen. Orkan-artige Winde bis zu 160 kmh, und 10 Meter hohe Wellen sind keine Seltenheit, besonders im November.
Es ist der gefaehrlichste der Grossen Seen, die insgesamt mehr als 3000 Schiffe zu Wracks machten, und in ihren Waessern verschwanden oder an ihren Felsen zerschellten. Gluecklicherweise sieht der Lake Superior aber prozentuell weit weniger Schiffe als die suedlicheren Seen
Die Edmund Fitzgerald war ein amerikanisches Schiff, das groesste Schiff, welches jemals Eisenerz aus Nord-Minnesota in die US-Schmelzwerke von Detroit brachte. Zum Zeitpunkt ihres Sinkens war sie mit mehr als 26,000 Tonnen “Taconite Pellets” beladen. Das ist das aus dem Stein-Erz entzogene Eisen, welches mit Bentonit und Kalkstein in kleine “Perlen” gerollt wird, die etwa 65% Eisen enthalten, das ihnen dann in den Stahlfabriken entzogen wird.
“Rogue Waves” – die Monsterwellen der Grossen Seen:
Besonders das Kentern der grossen Erz-Tranzport-Schiffe wurde auf die nicht sehr stabilen Ladungen, menschliche Fehler beim Schliessen der Lade-Luken, Auflaufen auf Felsen und andere Gruende zurueck gefuehrt. Aber es gab noch einen anderen Grund, und zwar die ploetzlichen wetterbedingten “Monster-Wellen” (rogue waves).
Diese wurden noch bis 1994 als Anekdoten oder “Seemanns-Garn” angesehen. Aber es gibt sie auch anderswo. Am 1 Januar 1995 wurde in der Nordsee zum ersten Mal eine solche Welle – die “Draupner Neujahrs-Welle” – wissenschaftlich mit Laser-Geraeten auf der Draupner Oel-Plattform gemessen. Die “normalen” Wellen waehrend des Sturms waren etwa 12 Meter hoch. Ploetzlich kam eine “Monster-Welle” (freak wave), die mit 25,6 Meter Hoehe gemessen wurde – also eine Tsunami-aehnliche Welle, jedoch ohne ein Untersee-Erdbeben oder ein anderes tektonisches Ereignis.
http://science.howstuffworks.com/rogue-wave.htm/printable
(Nicht vergessen, das Video anzusehen!)
Zahlreiche Schiffs-Versenkungen sind inzwischen aufgrund dieser Beweise neu analysiert worden, inclusive die der “Edmund Fitzgerald”. Die Fernseh-Sendung bewies, dass der wahre Grund fuer das “Fitz-Unglueck” in der Konstruktion des Schiffes lag. Es konnte die wahnwitzige Kraft der Wellen nicht verkraften und brach bereits an der Wasser-Oberflaeche in der Mitte durch. Vorherige Untersuchungen nahmen an, dass die Lade-Luken nicht richtig verschlossen waren und das endringende Wasser das Schiff zum Kentern brachte.
Es gab keine Vorwarnung fuer das Unglueck. Keine Notrufe wurden gesandt, und keiner der 29-koepfigen Besatzung ueberlebte es. Die Legende der “Edmund Fitzgerald” wurde geboren.
Peter Iden
Brampton, Ontario, Kanada