Armin Hau und Dana Beyer, Miss Oktoberfest 1976
Die Frage, wo in Kanada man noch “Deutsche Kultur” finden kann, wird mir ab und zu noch gestellt. Wenn Auswanderer aus Deutschland nach Kanada kommen ist allerdings die erste Frage (und der Grund, warum sie in erster Hinsicht hierher gekommen sind) eine Arbeit zu finden. Und das bringt sofort einige erhebliche Schwierigkeiten mit sich, über die ich schon öfter im Kanada Spezialist kommentiert habe.
Seit Dezember 1944 existierte in Kanada bereits ein Radio-Programm der Canadian Broadcasting Corporation (CBC), das “Radio Canada International” (RCI), welches über kraftvolle Kurzwellen aus Sackville, NB nach Europa augestrahlt wurde, besonders eine deutsche Version, die auch im damaligen Ostdeutschland geheim zu hören war. Wegen Einstellung der finanziellen Hilfe für dieses Programm von der kanadischen Regierung wurden die multinationalen Sendungen von der CBS am 25. März 2012 (warum passiert so etwas immer an meinem Geburtstag?) von 23 Sprachen auf 5 Sprachen reduziert. Deutsch war eines der Opfer – Sendungen in Arabisch, Mandarin, Punjabi, Spanisch und Tagalog blieben bestehen.
Die “Glanzjahre” der deutschen Kultur in Kanada waren die Jahre von 1968 bis 1998, als wir einen Punkt erreicht hatten an dem deutschsprachige Künstler wie Udo Jürgens, Freddy Quinn, Fred Bertelmann, Freddy Breck, Bata Ilic, Tony Marshall, Heino, Mona und Michael sowie andere Kanada als dankbares und gut bezahltes Land für ihre Künste entdeckten und besuchten.
Der Dank dafür gilt ganz besonders einem Förderer des Deutschtums in Kanada, welcher sie nach Kanada brachte. Wir waren gut bekannt mit “dem Dicken”, wie der gewichtige Armin Hau von uns genannt wurde. Vorwiegend aber als “Mr. Oktoberfest” bekannt, brachte er die deutschen Künstler hauptsächlich nach Toronto, aber auch in einige der anderen Lokalitäten wie Kitchener, ON , wo auch viele Deutsche lebten. Er arrangierte für die Künstler, in Zusammenarbeit mit Paul Schneider und Joseph Kleinjohann, die Kontrakte und Schauplätze.
Armin Hau war auch verantwortlich für Ski-Ausflüge per Bus in die Blue Mountains von Collingwood, an welchen meine Frau und ich oft und mehrere Jahre lang teilnahmen. Was immer auch an Oktoberfesten und anderen deutschen kulturellen Begebenheiten stattfand, hauptsächlich in Toronto und Umgegend, dem Zentrum des Deutschtums in Kanada, “der Dicke” und seine Frau Inge waren immer daran beteiligt.
Es ist nicht leicht, die Deutsche Szene der 1960’er bis 1990’er Jahre kondensiert zu präsentieren, aber man muss als Grund für ihre Bemühungen den Willen dieser geschäftlichen Antreiber anerkennen, den besten persönlichen finanziellen Erfolg durch ihre Zusammenarbeit zu erreichen.
Joseph Kleinjohann, 50 Jahre lang (seit 1959) Reisebüro-Betreiber, zuerst im Osten von Toronto (seit 1960 in der Shoppers World Plaza im Westen, dem “Deutschen Eck” mit mehreren deutschen Läden), war gleichfalls instrumental. In der deutschen Szene. Seine Firma World Travel Tours arrangierte die ersten Charterflüge nach Europa, Australien und Neuseeland, und in die “anderen Amerikas”, wie z.B. in die Karibik, wo der deutsch-kanadische Tourismus blühte und einige Hotels in Kuba sowie in der Dominican Republic praktisch zu “Deutschen Enklaven” wurden.
Inge und Siggi Leipold, Hansa Club 2010
Ebenso einflussreich waren die Musik-Programme der deutschen Radio-Moderatoren Sigismund (Siggi) Leipold und Paul Schneider, Gründer des Drei-Länder Senders “Radio Herz” in 1998 (heute in Waterloo, ON). Er ist seit 50 Jahren immer noch auf dem kulturellen Gebiet und ist, in Zusammenarbeit mit mehreren anderen Deutschen, Moderator seiner Radio-Shows für Deutsche, Schweizer und Österreicher. Seit dem Jahr 2000 ist Radio Herz auch auf Abbonnement im Internet zu hören.
Paul Schneider
https//www.radioherzclub.com – Bell Channel 986, Express VU
Ulli Jeschke (CHIN-AM 1540-https://www.chinradio.com/german) und Helmut Gschösser (CIAO AM 530 – am539.ca) in Toronto, Oswin Lohe in Ottawa (CHIN-http://www.chinradio.com/), Hermann & Christel und Hans & Harry in Kitchener-Waterloo (CKWR FM 98.5 – ckwr.com) halten die Tradition der deutschen Musik auf ihren Wochenend-Radio-Shows noch heute lebendig.
Einige andere, welche sich in den ersten Jahren als Radio-Kommentator versuchten, waren alles andere als bemerkenswert, aber gaben uns durch ihre unprofessionelle Stümperei viele spaßige Momente. Ihre dargebrachte deutsche Schlagermusik war trotzdem willkommen!
Augenblicklich gibt es etwa 45 Deutsch-Kanadische Klubs in Kanada. Sie sind auf diversen Gebieten aktiv. Junge Menschen (nicht unbedingt deutscher Herkunft) sind z.B. in einigen ihrer Fußball (Socker) Klubs aktiv. Für die meisten Deutschen der ältesten Generation jedoch sind sie ein sozialer Treffpunkt für Festlichkeiten (Weihnachten, Neujahr usw.), von denen allerdings augenblicklich viele wegen Covid-19 nicht erlaubt sind. Ihre Treffpunkte sind teil- oder -voll geeignete oder gemietete Gebäude, von denen einige bereits seit den 1930’er Jahren existieren.
Ich fand in meinen Recherchen selbst hier in Wasaga Beach einen Deutschen Klub, was mich allerdings kaum erstaunen sollte, denn Wasaga Beach mit seiner Nähe zu Toronto und dem immer mit Deutschen und Kanadiern überlaufenen “Waldhorn-Hotel” war ursprünglich eine Zuflucht aus der Stadt für Deutsch-Kanadier im Ruhestand. Nur wenige von diesen sind noch am Leben. Der Klub hat etwa 30 Mitglieder. Ich war nie ein Klubmensch, aber seit gestern haben sie 31 Mitglieder!
Zum Schluss hier noch eine Website, welche die großen und kleinen Hits verschiedener Jahre enthält: