Unterwegs in Nova Scotia, Kanada – Tag 11

von Peter Iden

Freitag, 14. Juni 2002 – Digby neck, Lake Midway, Little River, Balancing Rock, Whale Watching.

Schwerer Nebel ueber der Bucht, aber der versprochene Sonnenschein mit 20 Grad Celsius wird spaeter wahr! Bei meinem Morgenspaziergang zum Ferry Dock rauschen schon die ersten Touristen vorbei, um sich dort anzustellen. Die Faehre “Princess of Acadia” faehrt von hier nach Saint John in New Brunswick.

http://www.acadiaferry.com/the-ship/

Digby Neck:

Nach dem Fruehstueck machen wir uns auf den Weg Weg zum “Digby Neck” (von den Leuten in Digby kurz “The Neck”- der Nacken – genannt), einer schmalen Landzunge oder Halbinsel, die sich von Digby etwa 80 Kilometer entlang der St. Mary’s Bay nach Sueden erstreckt.

http://www.digby.ca/
http://www.fundyadventures.com/map.htm
http://en.wikipedia.org/wiki/Digby_Neck

Zecken am Lake Midway:

Der groesste Teil der Strasse laeuft inland, mit einigen wenigen Blicken auf die Bucht. Die Bay of Fundy sehen wir nicht, denn eine Huegelkette verwehrt den Blick. Am Lake Midway halten wir kurz, um einige Bilder aufzunehmen. Meine Frau steht nur wenige Minuten im hohen Gras. Ihre langen, hellen Hosen sind fast sofort mit etwa 25 bis 30 “Deer Ticks” (Zecken) bedeckt, als sie wieder zum Auto kommt. Die Viecher sind sehr schwer abzuschuetteln, denn sie krallen sich sofort fest. Ich habe wenige Meter weiter nur zwei oder drei Ticks an meiner schwarzen Jeans-Hose. Scheinbar habe ich aber nicht alle erwischt, denn in der Nacht kriecht mir eines der Viecher ueber den Nacken, und am Morgen finde ich ein zweites, das sich an meinem rechten Oberarm festgesogen hat! Nur etwa eine aus 100 Zecken traegt die gefaehrliche “Lyme-Krankheit” (Lyme-Borreliose) in sich, aber Vorsicht ist geboten!

http://de.wikipedia.org/wiki/Zecken
http://de.wikipedia.org/wiki/Lyme-Borreliose
http://en.wikipedia.org/wiki/Tick

Teufelstreppen bei Little River:

Ein kurzer Seitensprung nach Little River, und wir entdecken einen kleinen Fischereihafen, wie er typischer nicht sein kann. Es ist Ebbe, und die Boote liegen tief unten im Schlamm. Am Ausgang der engen Little River Cove (Bucht) sehen wir die typischen eckigen Lava-Basaltformen, welche vielerorts “Teufelstreppen” genannt werden (Devil’s Postpile in Kalifornien, Devil’s Stairway in Newfoundland, Giant’s Causeway in Irland und Fingal’s Cave in Schottland).

http://en.wikipedia.org/wiki/Basalt
http://en.wikipedia.org/wiki/North_Mountain_(Nova_Scotia)
http://en.wikipedia.org/wiki/Little_River,_Digby,_Nova_Scotia

Little River verkauft:

Niemand weiss jedoch, wie lange dieser idyllische Ort noch existieren wird. Die Regierung von Nova Scotia hat ihn an die Amerikaner “verkauft”. Das heisst, sie hat einen Vorschlag von 3 US-Firmen angenommen, hier eine “Basaltmine” zu eroeffnen. Basalt ist ein Grundmaterial fuer den Bau von Strassendecken, und die Amerikaner wollen den Basalt von Little River auf Schiffen in die USA bringen. Die NS-Regierung verspricht den Leuten von Little River “Lots of Jobs”, aber die Experten kalkulieren, dass nur etwa ein Dutzend Fischermaenner in der Basaltmine arbeiten werden. Fuer kommerzielle Firmen existiert kein Respekt fuer die Landschaft. Alles, was sie interessiert ist die Ausbeutung ihrer Reichtuemer!

http://www.conjugatemargins.com/downloads/NovaScotia.pdf

Der groesste Gips-Produzent der Welt:

Gestern fuhren wir suedlich von Windsor an einer der riesigen Gipsminen von Nova Scotia vorbei. Die Provinz ist der groesste Gips-Lieferant der Welt, und mehr als 90% seiner Gipsfoerderung gehen in die Vereinigten Staaten. Die grossen Gipsfirmen in Nova Scotia gehoeren den Amerikanern. Gipsablagerungen kann man an vielen Stellen in Nova Scotia als eine Schicht im Oberflaechengestein sehen, so wie z.B. bei Ingonish. Die Regierung der Provinz verspricht sich ebenfalls sehr viel von ihrer neuesten Einnahmequelle: Basalt als Schotter fuer die Strassen der USA!

http://en.wikipedia.org/wiki/Long_Island,_Nova_Scoti

Der erstaunliche “Balancing Rock”:

Wir rollen auf die Faehre nach Tiverton auf Long Island ueber die “Petite Passage”, ein Teil des Digby Necks. Hier haben wir nur ein Ziel: den “Balancing Rock”. Auf dem Pfad durch den vorliegenden “Bog” (Sumpf) treffen wir ein junges Paar, Karsten aus Duesseldorf und Roxanne aus Calgary. Wir steigen 269 Treppen hinunter (Kinderspiel!), bewundern den “Balanzierenden Felsen” und seine Basalt-Kollegen, und steigen wieder hinauf. Inzwischen sind es aber 2,690 Treppen geworden (kein Kinderspiel!). Wir schaffen es mit einigen kurzen Atem-Pausen!

http://www.fundyshoreecotour.ns.ca/eco04.htm
http://en.wikipedia.org/wiki/Brier_Island

Auf der Suche nach Walen:

Bis zur naechsten Faehre ueber die Grand Passage zum Brier Island schaffen wir es nicht, denn wir muessen schnell wieder zurueck nach Tiverton, um unsere bereits gebuchte Walfahrt anzutreten. Roxanne und Karsten sind auch an Bord, und obwohl wir ausser zwei kleinen uninteressanten Minke Whales nur ein paar Delphine und Seehunde sichten, unterhalten wir uns glaenzend mit den beiden. Es ist kuehl, wir fahren durch mehrere dichte Nebelbanken. Der Kapitaen stellt den Motor ab, sodass wir die Wale “blasen” hoeren
koennen. Wir hoeren nur geisterhaftes Schweigen und Nebelhoerner aus der Ferne!

Wir sind bereits vier Meilen draussen in der Bay of Fundy. Sechs Meilen weiter faehrt ein Oeltanker vorbei, sichtbar nur auf dem Radar unseres Bootes. “Habt ihr Wale gesehen?” funkt unser Kapitaen. “Nein, nichts hier draussen!” kommt die Antwort. Ich unterhalte mich laengere Zeit mit dem “Captain”. Er ist verzweifelt, er hat noch nie so wenige Wale gesehen! Nach vier Stunden gibt er auf und faehrt uns wieder nach Tiverton. Aber unser Geld bekommen wir nicht zurueck, denn wir haben ja zwei “Minke’s” gesehen! Unsere beiden jungen Bekannte vom Wal-Boot suchen nach einer Unterkunft, und wir schlagen ihnen das “Admiral Digby”vor und laden sie spaeter zu uns ein. Wir verbringen einige sehr nette Stunden zusammen!

http://www.mestern.net/canada/novascotia/brier/index.php
http://www.novascotiawhalewatching.ca/aboutus.php

Digby Scallops und Coquille St. Jaques Rezepte:

Vorher jedoch versuchten wir im Restaurant des Motels die beruehmten “Digby Scallops”. Nicht schlecht, aber wir sagen dem Koch, dass wir Scallops (Jakobsmuscheln) als “Coquilles St-Jacques” vorbereitet vorziehen und versprechen, ihm das Rezept per Fax zu schicken. Wir machten es nach unserer Rueckkehr, aber ob es heute “Coquilles St-Jacques” im “Admiral Digby” gibt, ist mir unbekannt – wahrscheinlich aber nicht, denn es ist eine
teure kulinarische Kostbarkeit der grossen Staedte, genau wie “Oysters Rockefeller”.

http://en.wikipedia.org/wiki/Digby%2C_Nova_Scotia
http://www.digbyns.com/index.html
http://www.hub-uk.com/foodpages40/recipe1983.htm
http://allrecipes.de/rezept/766/-berbackene-austern-mit-spinat.aspx

Peter Iden
Brampton, Ontario, Kanada

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